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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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Verhältnisses war er zu
angeschlagen, um wieder Sex mit ihr zu haben – und, um die
Wahrheit zu sagen, solange er sie nicht besser kannte, hatte er auch
Angst davor. Er weiß nicht genau, was sie zurückhielt,
vielleicht war es nur seine Zurückhaltung oder wieder eine ihrer
unergründlichen Launen.
    Aber dennoch war es keine schlechte Woche. Sie haben die
Modalitäten gleich festgelegt – er würde jeden Tag zur comida zu ihr kommen, zumal ihr Haus nicht weit von der Schule
entfernt war. Comida ist eine wundervolle Mahlzeit – um
sie richtig zu würdigen, muß man eine Stunde
veranschlagen, und danach folgt die obligatorische Ruhestunde, die
traditionelle siesta. Jesse ist schon lange genug hier, um
sich den örtlichen Eßgewohnheiten angepaßt zu haben,
und das Beisammensein mit Mary Ann – die banalen Anekdoten, die
er täglich vom Unterricht mitbrachte, schienen sie regelrecht zu
faszinieren, und das galt zum Teil sogar für den Lehrplan –
sowie die Aufmerksamkeit, die ihm von einer so schönen Frau
zuteil wurde, taten ihm richtig gut. Dann fanden sie immer noch Zeit
für ein Nickerchen, und so ein Nickerchen, wobei Mary Ann den
Kopf auf seine Brust legte und sich mit dem ganzen Körper an ihn
drückte, war auch nicht zu verachten. Sie schauten in den
strahlend blauen Himmel über dem Hof und unterhielten sich
manchmal über Bücher, während er ihr sanft den Kopf
streichelte.
    Nicht, daß sie bei Büchern etwa denselben Geschmack
gehabt hätten. Anders als Mary Ann zog Jesse eher leichte
Romane, aber zumindest hatten sie Gesprächsstoff, und er
fürchtete sich immer vor dem Tag, an dem ihnen die Themen
ausgingen.
    Nachdem er den Rest des Tages noch unterrichtet hatte, ging Jesse
wieder nach Hause, duschte, zog sich fein an und unternahm mit Mary
Ann einen langen Spaziergang durch die Stadt, wobei sie Händchen
hielten und sich über Gott und die Welt unterhielten. Sie
erzählte ihm eine Menge Geschichten aus ihrer frühen
Schauspielzeit, über ihre Erlebnisse als Synthi schwieg sie sich
jedoch aus.
    Jesse hatte das Trinken praktisch aufgegeben.
    Intuitiv unterstellte er, daß Mary Ann nicht allzu viele
reale Menschen kannte. Er wußte zwar nicht genau, was an ihm
realer sein sollte als an ihr, aber die ›Irrealität‹
der im Showgeschäft tätigen Leute war ein solcher
Gemeinplatz, daß wohl etwas dran sein mußte. Er
gewöhnte sich langsam an die Vorstellung, sich mit einer
Prominenten zu verabreden und stellte nach einer Weile gar keinen
Unterschied mehr zu anderen Verabredungen fest – wenn an der
ganzen Sache noch etwas ungewöhnlich war, dann das, daß er
sich mit einer älteren Frau traf, die wußte, was sie
wollte und auch keine Bedenken hatte, den dominierenden Part zu
übernehmen. Das war das eigentlich Interessante.
    Die Routine, welche aus comida, gemeinsamer siesta und einem langen Spaziergang durch die Stadt mit
anschließender cena bestand, wurde in der ersten Woche,
von Montag bis Freitag, im wesentlichen beibehalten. Während der
ganzen Zeit hatten sie nur Händchen gehalten, sich geknuddelt
und Gute-Nacht-Küßchen gegeben.
    Aber heute ist Samstag, wo er nur vormittags arbeitet, und weil es
bereits Nachmittag ist, hat Jesse jetzt Wochenende. Als er die Schule
verläßt, frozzeln Jose und sein Freund Obet ihn ein wenig
wegen seiner Beziehung mit einem XV-Star (»Compadre, was
versprichst du dir denn davon? Du weißt doch, wie sie
ist…«), aber aus diesem Unterton, der sogar einen gewissen
Ärger verrät, schließt er sofort, daß sie ihn
nur beneiden.
    »Stimmt«, sagt Jesse grinsend, wobei er sich denkt,
daß sie doch glauben sollen, was sie wollen. »Aber sie ist
sicherlich nicht so problematisch wie eine
Zwanzigjährige.«
    Jose schüttelt traurig den Kopf. »Mein guter, lieber
Freund, es ist ja nicht so, daß du dir das Problem aufhalsen mußtest, du wolltest es so. Du hast eine Frau,
die alt genug ist zu wissen, daß du jederzeit gehen kannst, und
nur deswegen macht sie dir keine Schwierigkeiten. Sie weiß eben
nicht, daß du aber auch so blöd wärst, solche
Schwierigkeiten zu tolerieren.«
    »Könnte sein«, erwidert er grinsend. »Aber man
könnte sich an ältere Frauen gewöhnen, könnte man
wirklich.«
    »Aha, aber wir haben ja keine Chance, wenn der große norteamericano alle attraktiven Frauen der Stadt
abschleppt.«
    Jesse schlägt sich an die Brust und setzt eine betroffene
Miene auf. »Ich? Ich binde sie doch nicht fest, wenn ich sie
durch habe.«
    Das entlockt seinen

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