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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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bringen, und hat mich für eine Woche im Voraus bezahlt. Ich soll hierbleiben und Euch helfen, einen Kräutergarten anzulegen, wenn Ihr dies wünscht.»
    «O ja!», sage ich. «An der Küche gibt es einen Kräutergarten, doch er ist sehr verwildert, und außerdem kenne ich die Hälfte der Pflanzen nicht.»
    «Sagt dem Burschen, wo er die Tabletts mit den Setzlingen hinbringen soll. Wir können anfangen, sobald Ihr es wünscht», erwidert sie munter.
    Ich rufe meinen Pagen herbei, und er zeigt den beiden den Weg, während ich ins Haus gehe, um mich für meine erste Gartenlektion mit Handschuhen und einem Hut mit breiter Krempe zu wappnen, der mein Gesicht vor der Sonne schützen soll.
    Sie ist eine seltsame Gärtnerin. Sie weist den Obergärtner von Penshurst an, in dem alten Küchengarten zwölf Beete anzulegen, und während er die Erde umgräbt, hält sie die Kräuterpflänzchen hoch, zeigt mir ihre Blätter und Blüten und erklärt mir ihre Eigenschaften. Jedes neue Beet wird nach einem Tierkreiszeichen benannt.
    «Dies war das Beinwell-Beet», sagt Ralph stur. «Wo soll ich den Beinwell jetzt hinpflanzen?»
    «Ins Wassermann-Beet», antwortet sie ruhig. «Beinwell gedeiht unter dem Zeichen des Wassers. Hier ziehen wir Pflanzen unter dem Sternkreiszeichen des Stiers.»
    Er rätselt wohl die ganze Nacht darüber, denn am nächsten Morgen hat er einen Witz für uns. «Was pflanzt Ihr hier? In dem Stier-Beet? Hornveilchen?», fragt er und krümmt sich vor Lachen über seinen eigenen Witz.
    Er amüsiert sich den ganzen Tag darüber, doch Mrs. Jourdemayne lässt sich nicht beirren. Sie wählt Setzlinge aus und stellt sie vor mich. «Stier ist ein Erdzeichen», erklärt sie. «Wenn der Mond im Stier steht, begünstigt das Pflanzen, die unter der Erde leben. Wurzelpflanzen wie Möhren, Zwiebeln und Weiße Rüben. Es begünstigt die Kräuter des Stiers wie Minze, Schlüsselblume, Rainfarn, Wermut und Schafgarbe. Die pflanzen wir alle in unser Stier-Beet.»
    Ich bin entzückt. «Die habt Ihr alle dabei?»
    Sie lächelt. «Einige können wir jetzt pflanzen, einige werden warten müssen, bis der Mond in eine andere Phase eingetreten ist. Aber ich habe alle mitgebracht, als Pflänzchen oder als Samen. Euer Lord hat angeordnet, dass Ihr alle Kräuter Englands in Eurem Garten haben sollt. Er hat gesagt, Ihr besitzt die Gabe. Stimmt das?»
    Ich senke den Kopf. «Ich weiß nicht. Manchmal glaube ich, Dinge zu wissen, manchmal weiß ich gar nichts. Ich studiere seine Bücher und freue mich zu lernen, wie man Kräuter zieht und sie verwendet. Doch ich habe keine Gewissheit. Alles, was ich lerne, lehrt mich, dass ich nichts weiß.»
    Sie lächelt. «Genauso sieht der Pfad des Lernens aus», versichert sie mir.
    Den ganzen Nachmittag verbringen wir wie Bauersfrauen auf den Knien im Garten und pflanzen Kräuter in die Beete, die sie vorbereiten ließ, und als die Sonne sinkt und die Abendkühle aufsteigt, erhebe ich mich und sehe mich in dem von uns geschaffenen Garten um. Zwölf gleichmäßige Beete fächern sich von der runden Bank in der Mitte des Gartens auf. Alle sind umgegraben und gejätet, einige schon bepflanzt. Mrs. Jourdemayne hat die Setzlinge mit Namen und Eigenschaften gekennzeichnet. «Morgen zeige ich Euch, wie man Tinkturen macht und Kräuter trocknet», sagt sie. «Ich gebe Euch meine Rezepturen.»
    Ich bin von der ungewohnten Arbeit so müde, dass ich gut schlafe. Doch in der Nacht ist es, als riefen mich der aufsteigende Mond und die aufsteigenden Pflanzensäfte, und ich wache auf und sehe das kalte Licht, das auf den Boden meines Schlafzimmers fällt. Meine Magd schläft tief und fest im Bett neben mir. Ich schlage die Decke zurück und trete ans Fenster, denn ich höre etwas. Mit einem Umhang um die Schultern öffne ich die Schlafzimmertür und gehe hinaus auf die Galerie.
    In der Düsternis kann ich den Umriss einer Frau ausmachen, es ist Mrs. Jourdemayne. Ich erschrecke, weil ich nicht weiß, was sie da im Dunkeln tut. Sie steht an einem offenen Fenster. Das Singen ist jetzt lauter, als würde sich die klare, süße Stimme mit dem Mondlicht in die Galerie ergießen. Als sie meine Schritte hört, sieht sie sich wachsam um, als erwartete sie etwas oder jemanden, aber sie fürchtet sich nicht.
    «Oh, Ihr seid es», sagt sie, wo sie doch einen Knicks machen sollte. «Könnt Ihr es hören?»
    Ich nicke. «Ja.»
    «So etwas habe ich noch nie gehört. Ich hielt es für Sphärenmusik.»
    «Ich kenne es», sage ich

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