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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Stimme.
    «Mylords, Gentlemen: Etliche Gentlemen und Kaufleute von London haben mir ausrichten lassen, sie seien es müde, dass Cade und seine Männer in den Straßen der Stadt randalieren. Und die Lage spitzt sich von Tag zu Tag zu, kein Mann weiß, ob sein Haus und seine Besitztümer sicher sind. Cade hat seine Männer nicht mehr unter Kontrolle, sie plündern die Stadt. Die Londoner sagen, sie seien fest entschlossen, die Soldaten heute Abend aus der Stadt zu vertreiben, zurück in ihr Lager bei Southwark, und ich habe mich einverstanden erklärt, dass wir uns ihnen anschließen, um die Rebellen zurückzutreiben, die Zugbrücke wieder hochzuziehen und das Tor zu verschließen. Sie sollen keinen Fuß mehr auf Londoner Boden setzen.»
    Stimmengewirr bricht aus, und er hebt die Hand. «Lord Scales führt den Befehl», sagt er. «Wir treten um neun Uhr im Hof an, Waffen werden jetzt ausgegeben. Ich erwarte, dass alle wehrfähigen Männer sich bewaffnen und mich begleiten.»
    Er tritt hinunter, und augenblicklich wird er umdrängt. Ich höre, wie er den Plan erklärt und die Männer nach ihren Waffen schickt. Ich trete näher und warte, bis er sich mir zuwendet.
    «Ich lasse eine Wache am Tower», sagt er. «Genug Männer, um ihn zu halten. Der König schickt Verstärkung aus den Midlands, sie sind morgen oder übermorgen hier. Du bist hier sicher, bis ich zurückkomme.»
    Er kann mir die unausgesprochene Frage am Gesicht ablesen. «Sollte ich nicht zurückkehren, ziehst du deine schlichtesten Kleider an und verlässt die Stadt zu Fuß», sagt er. «Cutler oder einer unserer anderen Männer wird dich begleiten. Sobald du aus der Stadt bist, kannst du Pferde für den Heimweg kaufen oder borgen. Ich weiß nicht, was geschehen wird. Aber wenn du nach Hause zu den Kindern gelangst, kannst du von unseren Ländereien leben. Dort bist du sicher, bis alles wieder in Ordnung kommt. Unsere Pächter halten zu dir. Jacquetta, es tut mir leid. Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde. Ich wollte dich nicht aus Frankreich holen, um dich in England solcher Gefahr auszusetzen.»
    «Denn wenn die Rebellen London einnehmen, ist es nirgends sicher?», frage ich ihn. «Wenn du sie nicht aus der Stadt treiben kannst, erobern sie mit der Zeit ganz England?»
    «Ich weiß nicht, wie das hier endet», erklärt er. «Ein König, der London den Bauern und einem auf halben Sold gesetzten Hauptmann überlässt? Eine mittellose Meute, die behauptet, ihr gehöre die Stadt? Ich weiß nicht, was als Nächstes geschieht.»
    «Komm zurück.» Mehr bringe ich nicht heraus.
    «Das habe ich vor», sagt er angespannt. «Du bist die Liebe meines Lebens. Ich komme zu dir zurück, wenn ich kann. Das habe ich geschworen. Spätestens zur Taufe unseres Kindes, Liebste. Und so Gott will, zeuge ich noch eines.»
    Das Bild des tanzenden Kopfes von Lord Say schiebt sich vor mein inneres Auge, und ich muss blinzeln, um es zu vertreiben. «Richard, möge Gott dich sicher zu mir zurückbringen», flüstere ich.
    Ich sehe zu, wie sie im großen Hof des Towers antreten und sich dann leise durch das Ausfalltor in die stillen Straßen schleichen. Ich steige auf den Laufgang oben auf den Mauern, der einmal um den Tower herumführt, und bleibe bei einem Wachmann stehen, um zuzusehen, wie sie leise in die Stadt vordringen. Richard lässt sie in kleinen Trupps marschieren, jeweils vier Reihen zu vier Mann, alle mit Lanzen bewehrt, viele mit Schwertern, die meisten mit umwickelten Schuhen. All das beobachte ich, doch ich versuche, mehr zu sehen. Ich versuche zu sehen, ob ein Schatten über ihnen liegt, ob sie dem Tod entgegenmarschieren. Ich halte vor allem nach der hohen Gestalt meines Gemahls an der Spitze seines Trupps Ausschau, der mit gezücktem Schwert vorrückt, unter der Kapuze hervor hierhin und dahin blickt, alle Sinne hellwach, pulsierend lebendig und wütend, dass er zu so etwas gezwungen ist.
    Ich erhasche nur einen kurzen Blick auf ihn, bevor sie zwischen den dicht stehenden Gebäuden verschwinden, doch ich habe keine bösen Vorahnungen. Richard wirkt wie immer, so leidenschaftlich lebendig, so vital, dass niemals ein Schatten auf ihn fallen kann. Einen Augenblick lang bilde ich mir ein, das beweise, dass er am Morgen im Triumph nach Hause zurückkehren wird, doch er würde auch mit erhobenem Haupt ausrücken, wenn er in den sicheren Tod zöge, mit breiten Schultern und federndem Schritt.

    Dann warten wir. Wir hören Rufe von der Straße und richten

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