Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs
was die Sache für Jed einigermaßen peinlich machte. «Was tun die denn, Daddy?», fragten die Mädchen immer wieder. Irgendwann entkamen uns die Kaninchen auf mysteriöse Weise.
Coco ist eine Samojedenhündin, weiß und flauschig, mit dunklen Mandelaugen und ungefähr so groß wie ein sibirischer Schlittenhund. Samojeden sind für ihre lächelnden Gesichter und ihre buschigen, hoch über den Rücken geschwungenenRuten berühmt. Auch Coco hat das Lächeln und das blendend weiße Fell der Samojeden. Aus irgendeinem Grund ist ihr Schwanz ein bisschen kurz geraten und sieht mehr wie ein Bommel als wie eine Feder aus; trotzdem ist sie atemberaubend schön. Angeblich stammen Samojeden von Wölfen ab – was allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen ist –, vom Charakter her aber sind sie das Gegenteil des Wolfs, nämlich reizende, freundliche, kuschelige Tiere und deshalb auch sehr schlechte Wachhunde. In ihrer Urheimat Sibirien zogen sie tagsüber den Schlitten und wärmten nachts ihren Besitzer, indem sie sich auf ihn legten. Auch Coco wärmt uns im Winter auf diese Weise. Sehr angenehm ist, dass Samojeden nicht nach Hund riechen: Coco duftet wie frisches Stroh.
Coco kam am 26. Januar 2006 zur Welt. Als Kleinste des Wurfs war sie immer ungewöhnlich schüchtern. Als wir sie mit drei Monaten mitnahmen, war sie ein zitternder weißer Bovist. (Samojedenwelpen sehen aus wie neugeborene Eisbären, und es gibt nichts Entzückenderes.) Auf der Heimfahrt drückte sie sich ängstlich in die Ecke ihres Transportkäfigs. Zu Hause angelangt, war sie so verschreckt, dass sie das Futter nicht anrührte, und ist bis heute ein wenig kleiner als die meisten Samojeden. Außerdem hat sie eine Heidenangst vor Gewittern, zornigen Stimmen, Katzen und bösartigen kleinen Hunden. Noch immer wagt sie sich nicht die schmale Treppe hinter unserem Haus hinunter. Mit anderen Worten, Coco ist das Gegenteil eines Rudelführers.
Gleichwohl – zumal ich keine Ahnung von Hundeerziehung hatte – war mein erster Instinkt, an Coco die chinesischen Erziehungsmethoden anzuwenden. Ich hatte von Hunden gelesen, die zählen können und ihren Besitzer vor dem Erstickungstod retten, und die Züchter hatten uns versichert,dass Samojeden sehr intelligent seien. Und ich hatte ja auch schon von vielen berühmten Samojeden gehört: Kaifas und Suggen waren die Anführer des Rudels, das Fridtjof Nansen 1895 bei seinem berühmten Versuch begleitete, den Nordpol zu erreichen, und 1911 war ein Samojede namens Etah Rudelführer bei der ersten erfolgreichen Südpolexpedition gewesen. Coco war unglaublich schnell und beweglich, und ich sah ihr an, dass sie echtes Potential hatte. Je häufiger mir Jed zu bedenken gab, dass sie vom Charakter her kein Leistungsfreak sei und dass man ein Haustier nicht unbedingt dafür habe, um Spitzenerfolge mit ihm zu erzielen, desto mehr war ich überzeugt, dass Coco schlummernde Talente besaß.
Ich begann mit umfangreichen Recherchen. Ich besorgte mir ganze Stapel von Büchern, von denen mir eins, verfasst von den Mönchen von New Skete, besonders gefiel: The Art of Raising a Puppy . * Ich freundete mich mit anderen Hundebesitzern in der Nachbarschaft an und bekam allerlei hilfreiche Tipps zu Hundeparks und Hundetraining. Ich fand eine Welpenschule, die sich «Doggy-Kindergarten» nannte und die Voraussetzung für die Fortgeschrittenenkurse war, und meldete uns an.
Zuerst allerdings ging es an die Grundlagen wie die Sauberkeitserziehung. Die erwies sich als unerwartet schwierig. Tatsächlich dauerte es Monate. Und es war wie ein Wunder, als wir endlich den Durchbruch geschafft hatten und Coco zur Tür lief und Zeichen gab, wenn sie musste.
Um diese Zeit schien sich, schwer zu glauben, in der restlichen Familie ein gewisser Überdruss breitzumachen. Jed, Sophia und Lulu waren der Ansicht, dass Coco genugkonnte – obwohl sie bisher lediglich gelernt hatte, nicht mehr auf unsere Teppiche zu pinkeln. Sie wollten Coco einfach nur knuddeln und streicheln und mit ihr durch den Garten toben. Auf meine entgeisterte Miene entgegnete Jed, Coco beherrsche immerhin die Kommandos «Sitz» und «Bring’s» und sei außerdem eine ausgezeichnete Frisbee-Spielerin.
Leider war das wirklich alles, was sie konnte. Der Ruf «Komm her!» ließ sie kalt. Noch schlimmer: Auch ein «Nein!» beachtete sie nicht – es sei denn, es kam von Jed, der früh seine Dominanz als Alphamann im Haus demonstriert hatte –, und das hieß, dass sie Bleistifte, DVDs
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