Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs
weitere Recherchen, gezielter diesmal. Zu meiner großen Erleichterung erfuhr ich, dass alles ein Missverständnis sei. Auf jeder Webseite über Samojeden sagten Samojedenexperten, die Hunde seien äußerst intelligent. Der Grund, weshalb sie bei Hunde-IQ-Tests meist nicht gut abschnitten, seien die Tests selbst, die alle auf dieGelehrigkeit abzielten, und Samojeden seien nun mal notorisch schwer zu trainieren. Warum? Eben weil sie außergewöhnlich aufgeweckt seien und deshalb zum Eigensinn neigten. Hier eine sehr aufschlussreiche Erklärung von Michael D. Jones:
Aufgrund ihrer Intelligenz und ihres äußerst eigenständigen Wesens sind sie für jeden Ausbilder eine Herausforderung; während beispielsweise ein Golden Retriever für seinen Besitzer arbeitet, arbeitet ein Samojede entweder mit seinem Besitzer oder gar nicht. Vor jeglicher Ausbildung ist es unverzichtbar, sich den Respekt des Hundes zu sichern. Der Samojede lernt rasch; das Problem ist nur, ihm ein verlässliches Verhalten beizubringen, bevor er sich zu langweilen beginnt. Diese typischen Eigenschaften haben dem Samojeden (und den anderen nördlichen Rassen) die Bezeichnung «nicht-traditionell gehorsamer Hund» eingetragen.
Ich erfuhr noch etwas anderes. Der berühmte norwegische Forscher – und Friedensnobelpreisträger – Fridtjof Nansen, der es beinahe zum Nordpol geschafft hätte, hatte sich vor seiner Expedition im Jahr 1895 ausgiebig mit allen möglichen Hunderassen beschäftigt und war zu dem Ergebnis gelangt, dass «der Samojede in Bezug auf Entschlossenheit, Konzentration, Ausdauer und natürlichem Arbeitsdrang unter allen Bedingungen anderen Rassen überlegen war».
Mit anderen Worten: Anders als die «Studie» von «Doktor» Stanley Coren behauptet, sind Samojeden sogar ungewöhnlich intelligent und arbeitswillig, zielstrebiger und aufmerksamer als andere Rassen. Ich geriet in Hochstimmung. Das war genau die richtige Kombination von Eigenschaften.Wenn das einzige Problem ein dickköpfiger, unfolgsamer Charakterzug war, dann sollte mich das nicht abschrecken.
Eines Abends, nachdem ich mich wieder mal mit den Mädchen über die Musik in die Haare gekriegt hatte, kam es auch noch mit Jed zum Streit. Zwar hatte er mich immer in jeder Weise unterstützt, fand jetzt aber, dass ich zu viel verlangte und die Spannung im Haus unerträglich wurde – es schnüre ihm die Luft ab, sagte er. Daraufhin warf ich ihm vor, er sei egoistisch und denke nur an sein privates Wohlbefinden. «Du hast nur deine Bücher und deine persönliche Zukunft im Sinn», attackierte ich ihn. «Was für Träume hast du für Sophia oder für Lulu? Denkst du je an ihre Zukunft? Was für Träume hast du für Coco?»
Ein eigenartiger Ausdruck trat in Jeds Gesicht, und eine Sekunde später brach er in Gelächter aus. Er kam herüber und küsste mich auf den Kopf. «Träume für Coco – du bist wirklich witzig, Amy», sagte er liebevoll. «Mach dir keine Sorgen. Es wird schon alles werden.»
Was daran so witzig sein sollte, verstand ich nicht, aber ich war froh, dass unser Streit vorbei war.
* Deutsche Titel in den Anmerkungen am Ende des Buchs
14 London, Athen, Barcelona, Bombay
Ich habe wohl eine Neigung zum Predigen, vermute ich. Und wie viele Prediger habe ich ein paar Lieblingsthemen, die ich immer wieder gern hervorhole. Zum Beispiel habe ich eine Vorlesungsreihe zum Thema «Provinzialismus» im Repertoire: Allein der Gedanke daran macht mich wahnsinnig.
Wann immer ich Sophia oder Lulu über einen fremdländischen Namen kichern höre – ob Freek de Groot oder Kwok Gum –, raste ich aus. «Ist euch eigentlich klar, wie engstirnig und ignorant ihr daherredet? In Indien sind Jasminder und Parminder beliebte Namen», schnauze ich sie an. «Und das ausgerechnet in unserer Familie! Was für eine Schande. Der Vater meiner Mutter hieß Go Ga Yong – findet ihr das lustig? Ich hätte euch mal so nennen sollen! Beurteilt nie einen Menschen nach seinem Namen!»
Ich glaube nicht, dass meine Mädchen je über einen fremden Akzent lachen würden, aber vielleicht hätten sie es getan, wenn ich nicht vorgebeugt hätte. Kinder können äußerst grausam sein. «Macht euch nie über einen ausländischen Akzent lustig», habe ich sie bei vielen Gelegenheiten ermahnt. «Wisst ihr, was ein ausländischer Akzent ist? Ein Ausweis von Heldenmut! Das sind Menschen, die einen Ozean überquert haben, um hierherzukommen. Meine Eltern hatten einen – ich hatte
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