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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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Entscheidung getroffen, mein Leben so zu leben, deshalb kann ich mich nicht beschweren.«
    »Können Sie sich nicht einen neuen Job suchen?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht fürs Unterrichten geschaffen. Außerdem würde mich ohnehin niemand einstellen. Ich habe zu viel vergessen.«
    »Was ist mit einem Job als Putzkraft oder so? Zumindest würden Sie da Geld verdienen.«
    »Ein Job würde mich festsetzen. Ich habe seit fast zehn Jahren keinerlei Verantwortung getragen, und irgendwie gefällt mir das.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Ich hab die letzten zwei Monate gekellnert. Ich brauche das Geld, aber die meiste Zeit ist es eher hinderlich als hilfreich. Manchmal denke ich daran, alles hinzuschmeißen, aber dann fallt mir wieder ein, was ich für Geld tun müsste, wenn ich nicht dort arbeitete, und das kettet mich dann doch an die Tische, sozusagen. Außerdem hab ich eine Menge durchgemacht, um den Job zu bekommen, da erscheint es mir dumm, ihn so schnell wieder wegzuwerfen.«
    »Was ist mit dem Trampen? Sind Sie an die Straße genauso gekettet?«
    »Ich muss trampen. Ich habe keine andere Wahl.«
    »Natürlich haben Sie eine Wahl. Und wenn ich das sagen darf: So wie Sie aussehen, schadet es Ihnen eher, als dass es Ihnen nutzt«
    Angela strich sich mit ihrer ausgemergelten Hand über das Gesicht. Sie seufzte. »Dort draußen scheint es keine Welt mehr für mich zu geben. Alles, was ich kenne, was mir real erscheint, sind dieser Highway oder Freeway oder was zur Hölle es auch sein mag, und die Städte, durch die er führt. Sie sprechen über Entscheidungen und sagen, dass wir alle Verantwortung für unser Leben übernehmen sollen, aber das Leben ist nicht so eindeutig. Manchmal kannst du dir das Leben nicht aussuchen, das du führst, es wählt dich aus. Ich habe nicht um dieses beschissene Leben gebeten, es wurde mir zugeteilt, also spiele ich so gut mit, wie ich kann. Ich existiere nicht mehr. Ich bin eine Hülle. Und ich werde so lange weitertrampen, bis meine Hülle völlig zerstört ist.«
    Ben wusste nicht genau, was sie damit sagen wollte, aber die Vorstellung fuhr ihm durch Mark und Bein. »Es geht mich nichts an, weshalb Sie trampen, aber ich weiß, dass Sie aufhören können, wenn Sie es wirklich wollen. Sie glauben vielleicht, Sie hätten nicht die Kraft, die Kontrolle über Ihre Entscheidungen zu übernehmen, doch die haben Sie.« »So wie Sie?«, fragte Angela kalt.
    Ben nahm die Stichelei nicht persönlich. »Es mag vielleicht für niemanden außer mir Sinn ergeben, aber ich mag mein Leben und wie ich es führe. Ich bin zu niemandem gemein, ich nutze die Menschen nicht aus, um mir einen Vorteil zu verschaffen, ich lüge oder stehle nicht. Ich bin, wer ich bin, und ich bin damit im Reinen. Ich mag vielleicht stinken und nicht gerade eine Augenweide sein, aber ich versuche, den Menschen nicht zu sehr in die Quere zu kommen. So ist es mir lieber, und allen anderen auch, nehme ich an. Ich kann nachts einschlafen, ganz ohne sorgenvolles Gesicht oder eine Last auf dem Gewissen. Das ist für mich die ultimative Freiheit.«
    Ben wischte sich mit dem feuchten, müffelnden Taschentuch übers Gesicht. Er hatte seit Jahren nicht so viel mit einem anderen Menschen gesprochen. Die einzige Person, mit der er normalerweise plauderte, war er selbst, und selbst dann hörte er nicht immer zu.
    »Ich war nicht für meine Tochter da, als sie mich am meisten gebraucht hätte, und ich habe den allerhöchsten Preis bezahlt«, sagte Angela und starrte auf die Betontischplatte. »Ich hasse mich dafür, aber ich habe mein Schicksal akzeptiert. Ich lebe jeden Tag damit. Ich weiß, dass das meine Strafe ist, und das ist okay für mich. Ich habe gesagt, dass ich nicht um dieses Leben gebeten habe, aber in gewisser Weise habe ich das.« Sie nahm die Mütze ab. Ihr Haar war verknotet und ungekämmt. »Die Person, der diese Mütze gehörte, ist meinetwegen gestorben.«
    Angelas Gesicht verzerrte sich und sie versuchte verzweifelt, ihre Emotionen zurückzuhalten.
    »Es ist hart, mit einer solchen Tatsache zu leben. Fast so hart, wie zu wissen, dass du nicht für deine Tochter da warst, als sie dich brauchte.« Sie setzte die Mütze wieder auf. »Ich wollte nicht mehr herkommen. Aber ich musste, weil ich hier noch etwas zu Ende bringen musste. Aber ich bin nicht gern hier - es fühlt sich nicht richtig an, so, als gehörte ich nicht hier hin. Es hat sich irgendwie verändert. Es ist, ich weiß nicht, wilder geworden.«
    Falls

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