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Die Nacht am See

Die Nacht am See

Titel: Die Nacht am See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne MacLean
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angehaltenem Atem wartete sie darauf, was er sagen würde, während sie sich selbst schalt, weil es ihr wichtig war. Es sollte ihr egal sein, wie sie auf ihn wirkte. Im Grunde sollte sie es hassen, dass er sie so herausputzen wollte, wie ihr Vater es immer getan hatte. Sie war doch keine Puppe!
    Andererseits fühlte sie sich merkwürdig befreit. Ihr ganzes Leben lang hatte sie ihrem natürlichen Drang widerstanden, etwas Hübsches zu tragen, sich weich und weiblich zu fühlen, denn sie hatte nicht nach ihrem Aussehen beurteilt werden wollen. Sie wollte ihrer inneren Werte wegen geachtet werden.
    Nachdenklich neigte Donovan den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. „Ja, das ist es -
    definitiv.”
    Das Restaurant war klein, intim und sehr romantisch.
    Die edel gedeckten Tische mit den flackernden Kerzen standen in kleinen Nischen oder waren durch große Pflanzen abgetrennt, so dass die Gäste ungestört waren. Es war der perfekte Ort für eine diskrete Affäre.
    Jocelyn hatte sich im Vorraus davon überzeugt, dass die Angelegenheit nicht zu einem Sicherheitsrisiko werden würde, trug aber trotzdem eine Waffe und sah sich aufmerksam um, als sie zu einem Tisch in einer hinteren Ecke geführt wurden.
    Nachdem Donovan den Wein bestellt hatte, meinte Jocelyn: „Sie haben mir immer noch nicht erzählt, woher Sie Doris kennen.”
    Donovan verzog die Lippen zu einem kleinen Lächeln. „Verfolgt die Frage Sie den ganzen Abend schon?”
    „Eigentlich habe ich bis jetzt nicht mehr daran gedacht.”
    Er warf ihr einen amüsierten Blick zu, der ihr verriet, dass er genau wusste, wie neugierig sie war.
    Wieso las er in ihr wie in einem offenen Buch?
    „Wenn Sie es genau wissen wollen, Doris war eine Patientin von mir”, erklärte er.
    Oh.
    Jocelyn starrte ihn an und merkte, dass sie schon wieder voreilige Schlüsse gezogen hatte.
    Es war an der Zeit, dass sie einmal ihre sämtlichen Vorurteile über Donovan überprüfte.
    Dieser Abend bot dazu eine gute Gelegenheit.
    „Mehr kann ich Ihnen wegen der ärztlichen Schweigepflicht nicht verraten”, fuhr er fort,
    „nur dass ich Doris’ Geschmack vertraue.”
    „Verstehe. Ich dachte …”
    Wieder amüsierte er sich. Sein neckender Tonfall verriet es. „Ich weiß, was Sie dachten -
    dass ich all meine Bettgefährtinnen dorthin bringe, um sie zu beeindrucken und sie mit Geschenken zu bestechen.”
    Jocelyn schüttelte den Kopf und grinste entschuldigend. Das war lächerlich. Sie musste sich zusammenreißen. „Donovan”, meinte sie geradeheraus, „wenn wir eine normale Geschäftsbeziehung herstellen wollen, dann wird es Zeit, dass ich anfange, Fakten zu sammeln.”

    „Fakten sammeln? Jocelyn, Sie sind wirklich zum Schießen. Wie wäre es, wenn wir uns ganz einfach unterhalten wie zwei normale Menschen, die zusammen essen gehen und sich kennen lernen wollen?”
    Nervös räusperte sie sich. Wo waren nur ihre gesellschaftlichen Umgangsformen geblieben? Andererseits brauchte sie die so selten, denn normalerweise nahmen Klienten sie nicht mit in romantische Restaurants. Und wenn doch, dann saß sie in einem schlichten Hosenanzug am Nebentisch, während ihre Klienten mit anderen Leuten aßen.
    Doch anscheinend wollte Donovan, dass dies wie eine Verabredung wirkte, und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich gegenüber einem reichen, gut aussehenden Arzt verhalten sollte, der wusste, welches Besteck man bei welchem Gang benutzte und welchen Wein man zum Menü bestellte.
    Hinzu kam noch ihr Bemühen, sich professionell und nicht charmant zu verhalten - als wenn sie wüsste, wie das ging - denn sie wollte nicht, dass das Ganze ausuferte. Das könnte zu gefährlich werden.
    „In Ordnung”, sagte sie trotzdem. „Lernen wir uns kennen. Wie wäre es, wenn wir mit den Nachrichten auf Ihrem Anrufbeantworter anfangen? Wie ist es möglich, dass Sie gleichzeitig mit sieben Frauen ausgehen? Wissen die von einander?”
    Sie zwang sich, ihrer Stimme einen lockeren, freundlichen Klang zu geben.
    Donovan lehnte sich zurück. „Ich gehe eigentlich mit keiner von ihnen aus. Die meisten sind nur lockere Bekanntschaften.”
    „Die meisten.”
    „Ich bin vierunddreißig Jahre alt, Jocelyn. Ich bin kein Mönch.”
    Jocelyn wäre am liebsten vor Scham im Erdboden verschwunden. „Natürlich, ich wollte damit nicht sagen …”
    „Ist schon okay. Das wollten wir doch heute Abend tun oder nicht? Den Dingen auf den Grund gehen. Und was diese Frauen angeht, kann ich Ihnen gleich sagen, dass ich

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