Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
durch die attackierenden Vampire, während Eph den Hubschrauber im Auge behielt, der sich ihnen wieder näherte. Und erneut das Feuer eröffnete. Die Kugeln zerfetzten die Mauer hinter ihnen – und im letzten Moment hechteten sie hinter die massiven Steinsäulen vor dem Bibliothekseingang. Sofort war Quinlan wieder auf den Beinen, zog die Tür auf und winkte Eph hindurch.
Im selben Augenblick, als Eph die Bibliothek betrat, spürte er die Präsenz des Meisters. Es war kein bestimmter Geruch oder ein Geräusch; es war der Raum selbst, der sich auf groteske Weise zu verkrümmen schien.
Schnell liefen sie in den Hauptlesesaal und versuchten, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. »Vasiliy!«, rief Eph. »Nora!«
Keine Antwort. Nur ein dumpfes Poltern, das sich anhörte, als würde jemand Bücher auf den Boden werfen.
Wir trennen uns , ertönte Quinlans Stimme.
Eph nickte, schaltete die Taschenlampe an und ging vorsichtig in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Staub trieb durch das Licht, und als er zu den Regalen ganz hinten leuchtete, bemerkte er merkwürdige Wirbel in der Luft. Irgendetwas bewegte sich dort so schnell, dass es das menschliche Auge nicht wahrnehmen konnte.
Und dieses Etwas raste auf ihn zu.
Eph wollte gerade das Schwert heben, als ihn von hinten eine Hand packte und zu Boden drückte. Dann sah er Quinlan, der sich vor ihn stellte und den Angriff mit seinem Körper abfing.
Neben ihnen stürzte ein Bücherregal um – und plötzlich sah Eph den Meister, der von der Wucht des Aufpralls zur Seite geschleudert worden war. Er sah die zornige Grimmasse des Geschöpfs, sah die Blutwürmer, die unter der Haut vibrierten. Es war eine klassische Finte – Quinlan hatte Eph vorgeschickt, um den Meister zu ihm zu locken –, und genau das schien dem Herrn der Vampire in diesem Moment klar zu werden.
DU BASTARD !
Der Meister richtete sich auf und näherte sich Quinlan. Wegen des Silberschwerts konnte er ihn nicht ganz erreichen, aber er drängte ihn an die Wand … und dann verwandelte er sich plötzlich in einen pulsierenden Fleck. Und war verschwunden.
Quinlan zog Eph auf die Beine. Schnell, ihm nach!
Sie liefen durch den Lesesaal – als sie plötzlich einen Schrei hörten. Nora! Sie stürzten in den Seitenraum, aus dem ihr Schrei gekommen war, und sahen im Licht der Taschenlampe, wie sie sich dort mit Vasiliy gegen mehrere strigoi zur Wehr setzte. Eine der Kreaturen kauerte über Nora auf dem Regal und versuchte, sie mit ihrem Stachel zu treffen; eine andere bewarf Vasiliy mit Büchern. Mit einem gewaltigen Satz sprang Quinlan auf den Vampir über Nora zu, packte ihn an der Kehle und wirbelte mit ihm durch die Luft, während sich Eph einem anderem strigoi zuwandte. Er wusste, dass der Meister hier irgendwo war, aber er konnte ihn mit der Taschenlampe nicht ausmachen. Er schlug dem strigoi den Kopf ab, lief zur hinteren Tür und sah zwei weitere Vampire auf sich zukommen. Er hob drohend das Schwert, aber sie wichen nicht zurück, sondern rannten einfach weiter auf ihn zu, direkt in seine Klinge – ihr einziger Zweck schien darin zu bestehen, ihn abzulenken. Nur – wovon? Eph trieb einem weiteren Vampir, der sich ihm in den Weg stellte, die Klinge durch die Kehle, als ihn etwas an der Hüfte traf. Ein Buch. Dann noch eines. Und noch eines. Eph leuchtete zum Regal und sah, wie ein Vampir ein Buch nach dem anderen auf ihn schleuderte. Er wandte sich zu den anderen um und rief: »Es sind zu viele! Wir müssen hier raus!«
Im selben Moment war Quinlan bei ihm, köpfte den lästigen Bücherwerfer und hielt dann plötzlich inne. Blickte in Vasiliys Richtung.
Hinter dem Kammerjäger, der sich wie wild gegen den Ansturm der Kreaturen wehrte, stand der Meister. Eph wollte Vasiliy gerade warnen, aber im selben Moment streckte der Meister die Hand aus und griff nach dem Rucksack des Kammerjägers.
Vasiliy drehte sich panisch um. »Was zum Teufel …« Er hätte den Rucksack einfach loslassen und weglaufen können, aber das Occido Lumen befand sich darin, also zog er mit all seiner Kraft an den Trageriemen.
Überrascht und offenbar auch etwas amüsiert von Vasiliys verzweifelter Gegenwehr hob der Meister die andere Hand und durchschnitt die Riemen mit dem Nagel seines langen Mittelfingers.
»Nein!«, schrie Vasiliy und warf sich dem Rucksack hinterher, auf den Meister. Aber er hatte keine Chance. Der Vampirfürst packte den Kammerjäger und schleuderte ihn – als wäre er auch nur ein weiteres Buch
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