Die Nacht - Del Toro, G: Nacht - Night Eternal (Bd. 3 The Strain Tril.)
»Bestellungen« an Creem durch: Waffen, Munition, Pornos – es gab kaum etwas, was die Sapphires nicht irgendwo auftreiben konnten.
Wie die anderen war auch die heutige Taube – Gus hatte sie Harry, den »New Jersey Express« getauft – auf einer schmalen Stange am hinteren Fenster gelandet und pickte nun gegen die Glocke; sie wusste, dass Creem sie füttern würde.
Creem griff nach dem gurrenden Vogel und löste die Schnur von seinem Bein. »Schon gut, du kleiner Scheißer«, sagte er, während er eine Handvoll Körner in die Futterbox gab. Dann zog er die winzige Papierrolle aus der Plastik kapsel, um nachzusehen, was Gus von ihm wollte. »Eine Zündvorrichtung?« Er grinste schief. »Hat der puto jetzt endgültig den Verstand verloren?«
Plötzlich machte Malvo Klick-Geräusche mit seiner Zunge. »Essen im Anmarsch, Leute.«
Ambassador und Skill sprangen wie auf Kommando auf, doch Creem bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, ihren Eifer zu zügeln. Dann löste er die Leinen von den Tischbeinen und hielt die beiden Hunde eng bei sich. »Gebt den anderen Bescheid«, sagte er zu den Männern.
Auch wenn Creem in den vergangenen Monaten über zwanzig Kilo verloren hatte, waren seine kurzen, stämmigen Arme noch immer so muskelbepackt, dass er sie kaum vor der Brust verschränken konnte. Und wenn er gerade nicht inkognito unterwegs war, trug er weiterhin eine ganze Batterie schwerer Silberringe an den Fingern – mit denen er ordentlich austeilen konnte – und die Silberkronen auf den Zähnen; Creem hatte das glitzernde Zeug schon gesammelt, als es noch nicht das Zeichen eines Kriegers war.
Sie gingen in die Garage hinunter, und Creem sah zu, wie Royal und Malvo mit ihren Waffen in den Tahoe stiegen. Üblicherweise bestanden die Transportkonvois aus drei Militärfahrzeugen: vorne und hinten die Vampire, in der Mitte die menschlichen Fahrer mit der Ladung. Creem hoffte, dass heute irgendwas mit Getreide dabei war: Cornflakes, Brot, Gebäck, egal; eine ordentliche Portion Kohlenhydrate würde ihr Überleben wieder für einige Tage, wenn nicht Wochen sichern. Echtes Fleisch war viel seltener und außerdem nur schwer frisch zu halten, also begnügten sie sich mit dem pflanzlichen Äquivalent: Erdnussbutter (die Creem nicht ausstehen konnte, während Royal und die Hunde nicht genug davon bekommen konnten).
Die Vampire hatten keine große Angst vor den beiden Wolfshunden, aber die menschlichen Fahrer machten sich regelmäßig in die Hose, wenn sie das Blitzen in den Augen der Tiere sahen. Creem hatte sie so trainiert, dass sie ihn als Alphamännchen akzeptierten; davon abgesehen waren sie ungezähmte wilde Kreaturen – und genau das schätzte der Anführer der Sapphires an ihnen.
Ambassador zerrte an der Leine, während Skills Krallen über den Garagenboden kratzten. Die Hunde wussten, was bevorstand: Sie würden um ihr Fressen kämpfen. Und was das betraf, waren sie sogar noch motivierter als die Sapphires, denn für Wolfshunde hatte sich an der ökonomischen Situation nichts geändert – für sie war es schon immer nur ums Fressen gegangen.
In diesem Moment ging die Garagentür auf, und Creem hörte, wie die Lastwagen näher kamen. Die Sache sollte simpel und schnell ablaufen: Zwischen zwei Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite hatten sie die Zugmaschine eines Trucks abgestellt, die das vorausfahrende Fahrzeug rammen würde, während die anderen Wagen den Blutsaugern im hinteren Fahrzeug den Fluchtweg abschneiden würden.
Ihre Autos funktionsfähig zu halten war eine weitere von Creems Prioritäten. Benzin und Batterien waren ziemlich begehrte Güter, und so unterhielten die Sapphires zwei Werkstätten in Jersey, in denen sie die geklauten Lastwagen auseinandernahmen und jedes der einzelnen Teile wiederverwerteten.
Jetzt bog der erste Lastwagen um die Ecke, dann der Rest des Konvois. Creem sah, dass es nicht drei, sondern vier Wagen waren, aber das machte ihm keine allzu großen Sorgen: Genau im richtigen Augenblick schoss ihr Truck aus der Seitenstraße und prallte mit voller Wucht gegen den vorderen Vampirlaster – während die anderen Wagen gleichzeitig die Straße hinter dem Konvoi blockierten. Quietschend kamen die beiden Lastwagen in der Mitte zum Stehen. Creem verzog den Mund zu einem Grinsen. Es sah ganz danach aus, als wären ihnen heute zwei wirklich dicke Fische ins Netz gegangen.
Er ließ die beiden Hunde von der Leine, die sofort losliefen, während Royal auf das Gaspedal
Weitere Kostenlose Bücher