Die Nacht Der Jaegerin
dir.»
«Und wissen Sie auch, ob sie Alzheimer hatte?»
Er lächelte immer weiter, es war nervtötend. Normalerweise hätte er sauer werden müssen. Spiritisten hatten keinen Sinn für Humor, das wusste jeder.
«Immobilien», sagte Alistair Hardy. «Sie hat eine Botschaft für dich, die etwas mit Immobilien zu tun hat.» Seine rechte Hand mit den gekrümmten Fingern zitterte.
«Ich halte mich dieser Tage ein bisschen zurück, was den Immobilienhandel angeht.»
«Sie sagt ... sag ihnen, dass sie das Haus nicht aufgeben sollen.»
Jane zuckte mit den Schultern. Der übliche Schwachsinn.
«Sie ist größer als du», sagte Alistair Hardy. «So groß wie ich. Respekteinflößend könnte man vermutlich sagen. Sie hat ... sehr scharf gezeichnete Gesichtszüge. Und man sollte sie keinesfalls unterschätzen. Sie trägt einen ... Schal? Einen sehr breiten, dicken Schal.»
«Ich kenne niemanden mit einem Schal. Na ja, meine Mom hat einen alten schwarzen Schal, den sie ...» Jane machte den Mund zu. Es war genau wie bei den Wahrsagerinnen. Man sollte sich
nie
auf ihre Spielchen einlassen, ihnen
nie
Informationen liefern, mit denen sie arbeiten konnten. Jane blickte an Alistair Hardy vorbei in die sepiafarbene Dunkelheit in der Ecke, in der die Birne durchgebrannt war.
«Es ist eigentlich auch kein Schal ... kann mir mal jemand helfen? ... Wie nennt man nochmal dieses Kleidungsstück, das in den Siebzigern so in Mode war? Kam aus Südamerika.» Er hob seinen guten Arm und schnippte mit den Fingern. «Wie heißt es nochmal? Los, helft mir, es ist wichtig.»
«Oh», sagte Beth Pollen. «Sie meinen einen ...»
Mit einem Schlag tauchte das Wort in Janes Kopf auf, noch bevor es jemand ausgesprochen hatte. Sie starrte weiter in die Dunkelheit. Sie fühlte sich schwerelos, wie ein grauer, gestaltloser Schatten, und bekam kaum mit, dass ihre Beine unter ihr nachgaben.
«Sie meinen einen
Poncho
», sagte Mrs. Pollen.
Über das Motorengeratter des Transporters hinweg sagte Gomer: «Das kommt mir komisch vor, Junge. Klingt, als hätter dich verscheißert.»
«Kann ich mir auch vorstellen.»
«Banditen, die nachts hier durch die Gegend ziehen?»
Vor der Windschutzscheibe sahen sie die dunklen Felder hinter Walton, die sich bis zum Radnor Forest hinauf erstreckten. Sie waren auf dem Weg nach Stanner Hall, um Jane Watkins abzuholen, danach würde Gomer Danny zu Hause absetzen.
«Das hat er gesagt. Er meinte, es wäre die einzige Möglichkeit für die Bauern, den Fuchsbestand unter Kontrolle zu halten, wenn die Regierung die Hetzjagd mit Hunden verbietet.»
«Also», sagte Gomer. «Mit dem kalten Kaffee kann Sebbie vielleicht nem Abgeordneten kommen, dener zur Cocktailparty eingeladen hat – damit sich die Politiker in die Hose scheißen, verstehste –, aber doch nich uns.»
«Und was haben diese verdammten Waliser dann auf Jeremys Hof zu suchen? Die hatten seine Scheune umstellt, Gomer, als hätten sie den Fuchs dort reingetrieben. War aber nur Jeremys alter Hütehund. Und sie hätten den Hund erschossen, verdammt nochmal, wenn sich das Kind nicht über ihn geworfen hätt. Die hätten den Hund einfach aus reiner Bosheit erschossen.»
«Ihr hättet die Polizei rufen solln, Junge. Die hätten das geregelt.»
«Das wollte er nicht. Das wollte er auf keinen Fall, Gomer.»
«Dann hättste ihn fragen solln, wieso nich.»
«Das hat Sebbie auch gesagt. Und dann hat das Schwein gefragt, ob ich noch Drogen nehme. Als ob Jeremy aus dem gleichen Grund keine Polizei im Haus haben wollte wie ich früher.»
«Un das hat sich also geändert, ja?»
Danny hüstelte. «Ich pflanz nur noch ein bisschen was an. Nur zum Hausgebrauch. Es ist wirklich
kaum was.
» Er warf Gomer einen nervösen Blick zu. Leute aus Gomers Generation dachten ja leicht, so ein paar Hanfstängel im Kräutergarten würden einen direkt in die Hölle katapultieren und nebenbei auch noch für alle Ewigkeit den Ruf von Gomer Parry Landwirtschaftsdienste ruinieren. «Solange man nicht dealt, lassen sie einen in Ruhe.» Aber Danny sah sich trotzdem vor, seit Dacre von der «Drogenfahndung» gesprochen hatte. Sebbie Dacre war vielleicht ein Idiot, aber er hatte Kontakte.
Gomer fuhr kommentarlos weiter. Der Alte war wirklich in Ordnung.
«Und was diese Frau angeht», sagte Danny. «Natalie Craven. Das kann man von zwei Seiten sehen, Gomer. Auf der einen Seite hat der Typ mehr Glück als Verstand. Was hat er, was wir nicht haben? Die Frauen dagegen sagen,
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