Die Nacht der lebenden Trekkies
»Mann, dir fallen aber auch immer nur die allerschlimmsten Möglichkeiten ein.«
»Wenn man mit dem Schlimmsten rechnet, wird man manchmal angenehm überrascht«, sagte Jim. »Und jetzt setzen wir unser Pokergesicht auf und ziehen die Sache durch.«
Er zog seinen Taser und nickte Leia zu, die sich hinter ihm aufstellte. Dann schloss er die Tür so leise wie möglich auf, öffnete sie einige Zentimeter weit und trat über die Schwelle.
Die Lampen waren eingeschaltet. Alles wirkte ordentlich. An der Wand gegenüber sah Jim verhängte Fenster.
Er schaute nach links. Ein Mann saß mit einem Laptop auf den Knien in einem dicken Polstersessel. Er klappte den Rechner zu und gaffte Jim mit offenem Mund an.
Jim gaffte zurück.
»Sagen Sie etwas«, sagte der Mann schließlich.
Jim lächelte. »Dr. Sandoval, nehme ich an?«
Der Mann atmete sichtlich erleichtert aus. »Stets zu Diensten.«
25
By Inferno’s Light
Einige Minuten später standen Jim und seine Gefährten auf dem Balkon der Ecksuite und schauten zum ersten Mal ins Stadtzentrum von Houston hinab.
»Wir sitzen tief in der Scheiße«, sagte Gary. »So tief wie der Marianengraben.«
»Wir können hier nicht weg«, sagte Rayna. »Wo sollten wir auch hingehen?«
Der Balkon gestattete ihnen einen Ausblick auf die das Hotel umgebenden gläsernen Wolkenkratzer. In einigen waren die Lichter erloschen, in anderen brannten sie noch. In ihrem Inneren konnte man in tristen Großraumbüros apathisch herumwandernde Zombies sehen. In einem Konferenzzimmer nagte eine Meute von Untoten an einer auf einem ovalen Konferenztisch ausgebreiteten Leiche. Ein Stück die Straße hinab stand das Doubletree Hotel in hellen Flammen. Die oberen Etagen waren in Rauch und Feuer gehüllt. Niemand bekämpfte die Feuersbrunst.
»Es ist wirklich die Apokalypse«, sagte Leia.
»Es könnte schlimmer sein.« Jim deutete nach Osten, vorbei an dem stillen dunklen Gewässer, das unter dem Namen Houston Ship Channel bekannt war. Der Horizont leuchtete in dem flammenden Inferno so hell wie in der Morgendämmerung. »Das ist der Bayton-Komplex – eine der größten petrochemischen Raffinerien der Welt. Da produziert man täglich eine halbe Million Barrel Öl.«
Der Geruch brennenden Benzins hing schwer in der Luft.
»Ich glaub nicht, dass die ihr Pensum heute schaffen«, sagte Gary.
»Das Feuer ist auf der anderen Seite des San Jacinto River«, sagte Jim. »Was diese Seuche auch ist, sie breitet sich aus. Vielleicht ist sie schon überall.«
»Es ist unglaublich«, sagte Rayna. »Schaut mal da!«
Sie deutete auf einen schnittig wirkenden grauen Straßenbahnwagen, der zum METRO rail-System der Stadt gehörte. Er lag auf der Seite. Sämtliche nach oben weisenden Fenster waren eingeschlagen. Der Wagen war mindestens dreißig Meter lang und musste mehrere Tonnen wiegen. Und doch war es den Kreaturen gelungen, ihn aus den Schienen zu heben und umzuwerfen.
»Die Kraft der Masse«, sagte Jim. »Als Einzelwesen ist kein Zombie besonders stark. Aber sie scheinen zu begreifen, dass sie als Team arbeiten können. Wie Soldatenameisen. Sie können ihre Gedanken vernetzen und einen koordinierten Angriff planen.«
Was für uns nur Böses ahnen lässt, hätte er gern hinzugefügt, doch nun fiel sein Blick auf einen jungen Mann, der in einem nahen Bürogebäude aus einem Fenster schaute. Er trug Khakihosen und ein kurzärmeliges blaues Polohemd. Heute Morgen war er vielleicht noch Büropraktikant gewesen.
Nun fehlten ihm die linke Hand und ein beträchtlicher Teil seines Gesichts. Jetzt war er ein Zombie. Ein Zombie, auf dessen rechter Wange ein drittes Auge wucherte.
Und das Auge, fiel Jim nun auf, schaute ihn an.
Die Kreatur klopfte an das vom Boden bis zur Decke reichende Bürofenster. Kurz darauf gesellten sich drei weitere Untote zu ihr, die alle sofort losstöhnten und klopften.
Jim deutete auf sie.
»Passt mal auf«, sagte er.
Kurz darauf gab die misshandelte Scheibe nach. Sie fiel auf die Straße hinunter und zerschellte. Ihr folgte sogleich der Zombie-Praktikant im blauen Polohemd: Heftigst entzückt vom Anblick der Überlebenden im Botany-Bay-Hotel trat er stumpfsinnig ins Nichts hinaus.
Auch die restlichen Zombies stürzten sich in die Leere. Schließlich torkelte ein weiterer Untoter ans Fenster, erspähte Jim, stöhnte herum und stürzte ab.
»Wir gehen lieber rein«, sagte Jim. »Wir ziehen zu viel Beachtung auf uns.«
»Im Ernst?«, sagte Gary. »Ich könnte die ganze Nacht
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