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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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hinterher.«
    Sie war hellwach, begriff rasch. »Wenn du nicht schleunigst nach München zurückfliegst, wirst du in die Geschichte hineingezogen«, setzte ich hinzu.
    »Bin schon im Bad«, sagte Renate.
    »Moment noch«, bat ich. »Ich bestelle das Frühstück aufs Zimmer. Lass die Tür offen. Wenn du den Kellner hörst, schießt du heraus, machst mir eine Szene, die sich gewaschen hat, und haust mir die Rosen um die Ohren.«
    »Wie du wünschst«, antwortete sie.
    »Dann saust du mit dem Taxi zum Flughafen, fliegst mit der PANAM-Maschine um acht Uhr vierzig nach München. Ticket ist hinterlegt.«
    »Mach' ich«, erwiderte Renate. »Eigentlich schade.«
    »Da kannst du nichts machen«, entgegnete ich. »Wir sind eben Königskinder.«
    Ich rief den Zimmer-Service an und orderte zweimal Frühstück ans Bett. Knapp fünf Minuten später brachte es der Etagen-Kellner, ein netter Junge von vielleicht sechzehn.
    Renate hörte Schritte und lief aus dem Badezimmer.
    Einen Moment lang verwirrte sie uns beide, weil sie außer ihrem Ehering nichts anhatte. Sie beherrschte nicht nur ihre Rolle ausgezeichnet, sie war zugleich ihre eigene Kostümbildnerin und riß mit zorngerötetem Gesicht die Blumen aus der Vase und knallte sie mir vor die Füße. »Du Schuft!« schrie sie. »An meinem Geburtstag. Ausgerechnet!« Sie ging auf mich los und trommelte mit den Fäusten auf mich ein. »Du gemeiner Hund!« schrie sie. »Ich will dich nie wieder sehen!«
    Der Junge trat die Flucht an.
    Wir ließen uns aufs Bett fallen, um unser Lachen zu ersticken.
    Renate rauschte mit großem Aplomb ab.
    Ich sah an den schadenfrohen Gesichtern der Hotelbediensteten, daß sich der Ehestreit bereits herumgesprochen hatte.
    »Ich muß leider auch sofort abreisen«, sagte ich kurze Zeit später an der Rezeption.
    »Aber es hat Ihnen doch bei uns gefallen, Herr Schmidt?«
    »Gewiß«, versicherte ich schwächlich, »aber ich habe privaten Zores, Sie wissen ja …«
    Ich zahlte die Rechnung, gab dem Mann ein fettes Trinkgeld und ließ mich von einem Taxi zur Clay-Alle bringen, stieg dort in Steves Wagen um. Berlin lag schon am Morgen im Sonnenglast. Ein stationäres Hoch war aufgezogen, vielleicht für die Golfspieler am Wannsee, bestimmt nicht für Steve und mich.
    Bei der Rückkehr in unser Quartier auf dem Kasernengelände fanden wir eine Meldung von Interpol: Bei einem Bombenanschlag auf das TRASCO-Büro in Zürich war Madeleine Dressler schwer verletzt worden. Es schien mehr die Handschrift der Mafia als die der Stasi-Agenten zu sein, aber denkbar waren beide Möglichkeiten und geklärt, da war ich mir jetzt ganz sicher, würde das nie werden.
    Kurze Zeit später meldete sich der große Gregory aus Langley. Er machte eine Begegnung mit Konopka davon abhängig, daß ich mir den Mann zuvor genau ansah. Ein solches Verfahren war zwar üblich und überhaupt der Sinn meines Einsatzes gewesen, doch es sah ein wenig danach aus, als wollte der große Alte die Verantwortung mir zuschieben, falls er an einen Flop geriete.
    Dieses Problem löste sich von selbst, ohne daß wir erleichtert darüber gewesen wären. Pullach meldete via Ostberlin mit ganz knappem Vorsprung von der Agency, Konopka sei zur Kur in die Sowjetunion geflogen. Bald darauf wurde die Hiobsbotschaft dahingehend ergänzt, daß der Luxus-Genosse vom Sicherheitsdienst wahrscheinlich verhaftete worden sei.
    Der Höhenflug des Sperber endete mit Absturz – und wir waren soweit wie zuvor, und das hieß: Däumchen drehen oder gleich nach Hause fliegen.
    Gegen 14.00 Uhr schlug unsere Depression schlagartig in Hochspannung um. Ein unerwarteter Besucher aus Ostberlin lud uns statisch auf: der semmelblonde George Ashton von der US-Botschaft. Er hatte heute ein As geschossen, ohne einen Golfschläger zu benötigen.
    Er verhandelte zuerst mit Steve allein.
    Als der untersetzte Freund mit dem breiten Gesicht und der Hakennase zurückkam, wirkte er wie ein Kraftpaket, das gleich explodieren würde.
    »Ich muß dir etwas erklären«, sagte er.
    »Den Eindruck habe ich schon die ganze Zeit«, spottete ich.
    Steve winkte ab. »Diesen Maulwurf in der Hannoverschen Straße hat es nie gegeben. Er wurde in Zusammenarbeit zwischen BND und CIA erfunden, eine hübsche, intelligente und noch dazu mutige Diplomatin.«
    »Cynthia Pahl«, unterbrach ich ihn.
    Er nickte. »Sie ist immerhin bis zu Sabotka vorgedrungen, aber dann nicht mehr weitergekommen. Ich wollte die Dinge provozieren und hab' diese Ypsilon-Geschichte

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