Die Nacht der Uebergaenge
Romy mutig eine der für professionelle Tänzerinnen
reservierten Boxen bestieg. Eigentlich tanzte sie gerne, doch dann war es eine
Gefühlssache und gerade fiel es ihr schwer, so viel Ausgelassenheit wie die
anderen zu empfinden, denen sie die Laune nicht verderben mochte.
Sie ging lieber wieder nach oben an ihrem Tisch, wo sie die anderen Gäste
beobachten konnte, indem sie ihre Arme auf dem Holm aus Edelstahl ablegen
konnte, der auf der gläsernen Einfassung des VIP-Bereichs montiert war. Nico
war zufrieden damit die Effekte des Wassers zu bewundern, das an den Wänden aus
Plexiglas entlang herunter lief und je nach Musik mit unterschiedlich farbigem
Licht beschienen wurde.
Sie merkte nicht, wie ein junger Immaculate sich ihr näherte,
wobei er ihrem Hinterteil einen abschätzenden und dann anerkennenden Blick
schenkte, das nun etwas in die Höhe gereckt wurde, weil Nico auf die
Zehenspitzen gegangen war, um genau zu sehen, wer da unten gerade versuchte,
Catalina anzusprechen.
„Möchtest du nicht lieber selbst unten auf der Tanzfläche
sein?“, fragte eine Stimme neben ihr, die sie leicht zusammen fahren ließ.
Er lehnte sich lässig mit dem Ellenbogen an der Einfassung ab und schwenkte
eine rötliche Flüssigkeit in einem schweren Kristallglas, die merkwürdig
dickflüssig war. Das rote Aufleuchten seiner Augen machte Nico ziemlich nervös,
obwohl sie sicher war, dass hier niemand ihr zu nahe treten würde. Der Club
gehörte schließlich Ashur Fontaine und die Gäste wurden sehr sorgfältig
ausgesucht.
„Nein, ich sehe lieber zu“, antwortete Nico bemüht abweisend,
doch sie hatte noch niemals etwas Schnippisches über die Lippen bekommen, so
dass sie einfach nur schüchtern klang.
„Hm, und ich sehe lieber dir zu… Was bedeutet das
Pentagramm?“, fragte der junge Mann mit den halblangen braunen Locken, die
verspielt ein jungenhaftes Gesicht einrahmten, das bestimmt sein wahres Alter
Lügen strafte.
Seine Fingerspitzen glitten über die rötlichen Erhebungen, so dass über Nicos
nackte Schultern eine Gänsehaut glitt, weil die Berührung nicht willkommen war.
Sie duckte sich wie ein scheuendes Reh unter der Berührung weg, was ihm
allerdings eher zu ermuntern schien, da er ihr nicht von der Seite wich sondern
im Gegenteil noch näher an sie rückte.
„Das ist ein Pentakel und seine Bedeutung ist persönlich“,
gab Nico nun doch ungehalten zurück, weil ihr bestimmt nicht nach Flirten
zumute war. Allerdings löste jede heftige Gefühlswallung einen Ausstoß ihres
Duftes aus, der ihren Verehrer nur noch anhänglicher machte.
„Lass deine Griffel von dem Mädchen oder du findest dich
schneller auf der Straße wieder, als du blinzeln kannst!“, sagte eine kalte
Stimme hinter ihnen, die zu einer jungen Frau gehörte, die ungefähr so groß wie
Wendy sein musste.
Nico war erleichtert, dass der junge Mann bedauernd mit den Schultern zuckte
und dann das Weite suchte, um sein Glück woanders zu suchen.
„Wir sehen es hier nicht gern, wenn noch nicht umgewandelte
Breeds sich hier als Freiwild anbieten!“, wurde Nico streng zurechtgewiesen,
was sie vor der Frau zurück zucken ließ, obwohl sie sich gerade für deren Hilfe
hatte bedanken wollen.
Nico wollte schon abdrehen, um den Club sofort zu verlassen,
weil sie das nicht gewusst hatte, da erschien ein dunkler Schatten hinter der
Frau, der ein aggressives Knurren von sich gab.
„Heather, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du einen anderen Ton anschlagen
würdest! Das ist die Sophora des Hauses Lovania. Und sie ist nicht allein hier.
Sie ist in Begleitung ihrer Patrona. Es ist nicht ihre Schuld, wenn sich der
Idiot an sie heranmacht, wenn sie klar und deutlich signalisiert, kein
Interesse zu haben. Nico, das ist Heather Fontaine, meine Clubchefin. Ich
hoffe, du nimmst ihr die Einmischung nicht übel, aber sie hätte von Nöten sein
können, Du verstehst?“
Nico schluckte, als sie dem eisigen Blick des Kriegers
begegnete, dessen Gesichtsausdruck mehr als düster erschien. Er machte ihr
Angst.
„Nein… Ich bin dankbar für das Eingreifen. Wirklich! Ihr seid alle sicher
zurück?“, fragte sie dann atemlos vor Sorge, dass etwas Schlimmes passiert sein
könnte.
Die Warrior waren in Alaska gewesen, um sich dort auf einer Bohrinsel um ein
Problem zu kümmern. Mehr wusste keine der Frauen. Jackie war schon überaus
besorgt gewesen, aber sie hatte Nico gestanden, dass es einfach an der
Schwangerschaft lag, dass sie sich mehr um ihren Mann sorgte, der ja
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