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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Hauses wohl ein wenig mehr Beachtung hätte
schenken müssen. Sie legte ihre Hand auf ihren Mund und lachte gedämpft
dahinter, obwohl es eher eine Mischung aus Lachen und Weinen war. Das war
einfach zu unglaublich. Das war physikalisch völlig unmöglich!
Sie ließ den Kopf auf seine Schulter fallen und versuchte, irgendwie zu Atem zu
kommen.
    „ Haliaetos … Der Seeadler… Das kann nicht sein! Das war
eben eine Halluzination, oder Rys?”, flüsterte Romy unsicher und hob den Kopf,
um ihn fragend anzusehen. Er wusste schließlich besser als sie, über welche
Kräfte die Immaculate verfügen konnten. Das Haus der Harpyja trug seinen Namen
von dem des Waldadlers, aber bisher hatten weder Ron noch Rys erwähnt, dass sie
herumflattern konnte wie ihre gefiederten Freunde.
Okay, in der Öffentlichkeit herumfliegen wäre noch viel schlimmer als
aufblitzende Fangzähne! Romy hatte plötzlich Angst, ihr Körper würde sich mit
Federn überziehen.
Nein, sie hatte phantasiert! Das lag nur an... (Romy errötete bei dem Gedanken,
warum sie plötzlich unter Halluzinationen leiden sollte)
Alles nur Einbildung!
    „Nein, das war ganz sicher keine. Dafür tut es zu weh!“
Rys hustete und unterdrückte ein weiteres Aufstöhnen. Diesmal war es eindeutig
kein Zeichen seiner Lust. Die war ihm gerade ganz gehörig vergangen. Gut, dass
der Diwan mit Kissen und einem guten Polster ausgestattet war. Das hatte den
Sturz wenigstens etwas gedämpft. Die Decke des Pavillons sah nach dem
Zusammenstoß mit ihm allerdings auch nicht schlecht aus. In den Gesichtern der
kleinen Puttenengel zeigten sich Risse, als wären sie innerhalb einer Sekunde
um Jahrhunderte gealtert. Marmor war also auch nicht mehr das, was es mal war.
Zumindest nicht unzerstörbar.
    „Wehe, ich habe jetzt für immer Abdrücke von fetten, kleinen
Kindergesichtern im Rücken!“
Romy, die vorhin schon zwischen Lachen und Weinen vor Unglauben geschwebt
hatte, brach nun erneut in Gelächter aus, in das er einstimmte und ebenfalls
eine ganze Weile brauchte, bis er wieder Luft bekam und den ersten Schock
verwunden hatte. Er hätte damit rechnen müssen, dass in ihr ebenfalls mehr
steckte als der bloße Immaculate. Schließlich konnte sie mit ihren Fähigkeiten
Cat in nichts nach stehen. Sie waren die Auserwählten.
    „Dir geht es gut, oder?“, fragte er, sich in den Trümmern aus
berstendem Holz, Kissenfüllungen und Stoffresten auf die Seite drehend. Sie
hatte nichts abbekommen außer demselben Schreck, der ihm in die Glieder
gefahren war.
    „Ich hätte dich vielleicht auch darüber vorwarnen sollen,
Romy. Aber wozu die Pferde noch scheuer machen?“
Rys zog ihr eine Feder, die mit vielen anderen aus einem geplatzten Kissen
entkommen war, aus dem Haar und pustete diese sanft über sie hinweg.
    „Dein Vater, Malakai, besaß ebenfalls ähnliche Fähigkeiten.
Er hatte kein Problem damit, die Schwerkraft über gewisse Distanzen zu
überwinden. Und nein, er hat sich dazu nicht in einen Vogel verwandelt, konnte
allerdings auch nicht wirklich fliegen.“
Für einen kurzen Moment stellte Rys sich Romy mit Federn vor. Ein zu komisches
Bild, das ihn erneut grinsen und fast an einem erneuten Lachanfall, den er zu
unterdrücken versuchte, zu Grunde gehen ließ.
    „Entschuldige, aber das wäre auch zu komisch, nachdem
Catalina sich schon in eine Löwin verwandelt hat.“
Die Entschuldigung hätte er nicht einmal selbst angenommen. Nichts war an
neuentdeckten Fähigkeiten, die man noch nicht unter Kontrolle hatte, komisch.
Trotzdem musste er lachen.
Jetzt, wo die Leidenschaft zwischen ihnen verflogen war und sie das Schlimmste
ihrer Umwandlung überstanden hatte, bildeten sich seine Fangzähne zurück und
das rote Leuchten in seinen Augen erstarb. Seine Züge nahmen wieder sanftere
Formen an, verloren jede Aggressivität und Rohheit.
    Das Lächeln, das er Romy schenkte war ehrlich. Beinahe
liebevoll. Zärtlich legte er seine Hand an ihre Wange.
„Hey, ernsthaft: Es wird nichts weiter passieren als das hier. Du wirst diese
Fähigkeit wie alles andere trainieren. Stell dir vor, du wärst wieder ein Kind.
Alles beginnt von vorn. Allerdings darfst du gleich im Erwachsenenbereich
starten. Soll ich dir noch etwas verraten? Dein Vater gehörte zu der
Kriegergeneration vor mir und meinem Bruder. Er war ein tapferer Kämpfer und du
bist ihm unglaublich ähnlich in deinem Wesen. Du bist so weit gekommen, du bist
den entscheidenden letzten Schritt gegangen. Alles andere findet sich. Du

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