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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Goldgräberstadt. Auch in Fairbanks.«
    »Einen wie Hugo kann es nur einmal geben«, widersprach Dolly. »Und außerdem hab ich nicht die Absicht, wieder allein in den Ring zu steigen. Das machen wir gemeinsam. Jetzt, wo Alex … nun ja, wo wir beide männerlos sind, erst recht. Oder willst du Fallen aufstellen wie dein Mann? Willst du auf die Jagd gehen und irgendwo in der Wildnis in Unterständen schlafen? Ein bisschen Zivilisation tut dir gut. Ich weiß, du magst die Wildnis und wirst schon nervös, wenn du in ein Nest wie Fairbanks zum Einkaufen fährst. Das will dir auch keiner nehmen. Wir bleiben hier draußen. Unten am Trail, auf der Lichtung hinter der Flussbiegung, wäre ein guter Platz. Da könnten wir das Roadhouse bauen, ein zweistöckiges Blockhaus, ungefähr halb so groß wie das von Aunt Millie. Im Parterre der Speisesaal mit Tresen, im ersten Stock ein großes Zimmer mit sechs Betten, ein kleineres mit vier Betten, und ich wohne natürlich auch im Roadhouse. Du kommst runter und hilfst mir, wenn du Zeit und Lust hast, und hast hier oben immer noch deine Ruhe. Und wenn du unbedingt auf die Jagd gehen willst, schießt du einen fetten Elch für mich. Na, was sagst du? Oder willst du für den Rest deines Lebens Trübsal blasen?«
    »Und wovon willst du das Blockhaus bezahlen? Der Bau und die Einrichtung kosten doch ein Vermögen. Ich hab Schulden, Dolly. Aus irgendeinem Grund hat Alex einen Kredit aufgenommen. Ich habe keine Ahnung, wofür er das Geld brauchte. Der Bankdirektor hat mir drei Monate gegeben, um es zurückzuzahlen. Ich wollte schon nach Dawson fahren und bei dir anheuern. Jetzt muss ich wohl tatsächlich in die Wildnis ziehen und darauf hoffen, dass mir ein wertvoller Nerz oder Hermelin in die Falle geht. Tut mir leid, Dolly.«
    »Wie viel schuldest du denn der Bank?«
    »Hundertvierzig Dollar.«
    »Hundertvierzig Dollar?« Dolly winkte lachend ab und kramte einen prall gefüllten Lederbeutel aus ihrem Vorratssack. »Weißt du, wie viel Gold hier drin ist? Genug, um deine Schulden und das Blockhaus samt Einrichtung zu bezahlen. Und in meiner Brieftasche hab ich noch kanadisches Papiergeld. Ich hab genug Geld, Clarissa, genug für uns beide.« Sie hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, ich weiß … du willst nichts geschenkt haben, aber das wird mich nicht davon abhalten, deine läppischen Schulden zu bezahlen. Du kannst mir das Geld zurückbezahlen, wenn unser Roadhouse den ersten Gewinn abwirft. Und weil ich das Haus bezahle, bekomme ich mehr Prozente.«
    »Das wäre wunderbar, Dolly, aber …«
    »Nichts aber … So machen wir es.«
    »Und wer baut das Blockhaus?«
    Dolly verstaute den Lederbeutel mit dem Gold. »In Fairbanks gibt es genug Männer, die so was können. Die haben im Winter kaum was zu tun und sind froh, wenn sie sich ein paar Dollar verdienen können. Am besten fahren wir gleich in die Stadt und heuern sie an, bevor der nächste Sturm kommt.«
    »Jetzt?«, wunderte sich Clarissa. »Du willst gleich anfangen?«
    »Besser, als hier rumsitzen und den ganzen Tag Schokolade und Kekse essen«, erwiderte Dolly. »Außerdem wolltest du doch wissen, wie gut ich mit Hunden umgehen kann. Wie wär’s, wenn wir mit zwei Schlitten fahren und ein kleines Rennen veranstalten? Die Huskys brauchen Bewegung, oder?«
    Clarissa war einverstanden. Alles war besser, als in der Blockhütte zu sitzen und sich ihrem Schmerz und Kummer zu ergeben. Dolly war genau im richtigen Moment aufgetaucht, als hätte sie ein gütiges Schicksal geschickt, um ihr dabei zu helfen, nach Alex’ Tod wieder in die Spur zu kommen. Sie gab sich große Mühe, sie aufzuheitern, und wollte sie bestimmt zu dem Rennen überreden, um sie auf andere Gedanken zu bringen.
    Als ahnten ihre Huskys bereits, dass es wieder auf den Trail ging, begannen sie lautstark zu jaulen und zu heulen. Wie alle guten Huskys konnten sie es gar nicht erwarten, durch den Schnee zu laufen. Das Wetter konnte nicht besser sein. Der Himmel war klar, die Luft schneidend kalt, wie es die Hunde liebten, und der Wind war nicht einmal stark genug, um den wenigen Neuschnee aufzuwirbeln. Am östlichen Horizont zeigten sich die ersten hellen Streifen und ließen die verschneiten Hänge in zarten Rottönen schimmern.
    »Da bin ich wieder, Emmett!«, begrüßte Clarissa ihren Leithund. Sie kraulte ihn wie jeden Morgen zwischen den Ohren und begrüßte auch die anderen Hunde, wie es sich gehörte. »Seht ihr die Lady bei dem anderen Gespann? Das ist meine

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