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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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treffen. Nennen wir es ein improvisiertes Empfangskomitee. Jeremy hatte herausgefunden, dass Koenig heute um 19.10 Uhr mit dem Flugzeug aus Seattle in New York City eintreffen würde. Fragen Sie mich jetzt bloß nicht, woher er das wusste. Ich nahm an, dass die Information das Resultat mehrerer Telefonate, etlicher Lügen und einer Menge guter Manieren war. Das jedenfalls war Jeremys übliche Methode. Es war immer wieder erstaunlich, was man von den Angestellten von Fluggesellschaften und Motels, den Vertretern von Kreditkartenfirmen und anderen Dienstleistern erfahren konnte, einfach indem man ihnen eine gute Geschichte erzählte und dabei sehr, sehr höflich war. Jeremy hatte sich über das Wie nicht geäußert, als er die Informationen an uns weitergab. Das tat er nie. Bei jedem anderen hätte ich den Verdacht gehabt, dass es ihm um den Schaueffekt ging, wie bei einem Zauberer, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht, ohne den Trick zu verraten. Bei Jeremy wusste ich, er hatte keinerlei Hintergedanken dieser Art. Er hätte es für Angeberei gehalten, eine Erklärung zu geben – als erwarte er, wir würden von seiner Findigkeit beeindruckt sein. Unser Plan war, Koenig am Ausgang zu begrüßen, ihm sein Gepäck tragen zu helfen und ihn im großen Stil nach Bear Valley zu eskortieren – nicht ohne zuvor über ein paar Drinks im Club 21 unsere Bekanntschaft zu erneuern. Doch, im Ernst.
    Ja, okay, ich geb's zu. Das war nicht wirklich unser Plan.
    Unser Plan war, den erbärmlichen Mutt zu eliminieren, bevor er das Empire State Building auch nur zu Gesicht bekam. Die Zeit des sorgfältigen Abwägens war vorbei. Wir wurden endlich aktiv.

Rache
    Das Flugzeug aus Seattle hatte vierzig Minuten Verspätung – was ein Glück war angesichts der Tatsache, dass wir selbst erst zwanzig Minuten nach der planmäßigen Ankunft der Maschine am Flughafen eintrafen. Ein quer stehender Lastwagenanhänger auf dem Highway hatte uns fast eine Stunde gekostet. Antonio bog um halb acht mit kreischenden Reifen in das Flughafengelände ein, schlängelte sich wie ein New Yorker Cabbie durch den Verkehr und setzte uns ein paar Minuten später am Eingang ab. Als er einen Parkplatz gefunden hatte und sich im Terminalgebäude wieder zu uns gesellte, war Koenigs Flugzeug gelandet. Wir hatten es geschafft, aber nur mit Mühe und Not. Ich wusste nicht, ob ich das als gutes oder schlechtes Omen interpretieren sollte.
    Wir hielten uns im Hintergrund der Menge von Freunden, Angehörigen und Fahrern und beobachteten die eintreffenden Passagiere. Jimmy Koenig war kaum zu übersehen. Er war groß und dürr, und sein Gesicht erinnerte an Keith Richards an einem schlechten Tag. Man sah ihm jeden einzelnen Tag seiner zweiundsechzig Jahre an – die Rache eines Körpers, der seit fünfzig Jahren jeder der Menschheit bekannten Belastungsproben ausgesetzt worden war. Zu viel Alkohol, zu viele Drogen und viel zu viele Morgen, an denen er in fremden Hotelzimmern neben noch fremderen Frauen aufgewacht war. Die Leute, die Anti-Drogen-Anzeigenkampagnen entwerfen, sollten Typen wie Jimmy Koenig anwerben. Zeigt seine Visage im Fernsehen, und jeder Junge mit einem Restbestand an Eitelkeit wird Alkohol und Drogen fürs Leben abschwören. Glauben Sie's mir.
    Koenig reiste nicht allein. Er hatte einen Kerl dabei, der aussah wie der ihm zugeteilte FBI-Mann – Mitte dreißig, glatt rasiert und gepflegt, mit dunklem Anzug und dunkler Sonnenbrille. Obwohl die Augen hinter den Gläsern verborgen waren, sah ich, dass er den Kopf pausenlos von einer Seite zur anderen drehte, als beobachte er seine Umgebung. Halb erwartete ich zu sehen, dass er und Koenig mit Handschellen aneinander gekettet waren. Als sie am Ende der Rampe angekommen waren, blieben sie stehen. Es folgte ein schneller Wortwechsel. Der FBI-Mann sah verärgert aus, aber Koenig gab nicht nach. Nach ein paar Augenblicken stelzte der Typ davon zu den Gepäckbändern. Koenig dagegen ging in den Wartesaal hinüber, wo er in den nächsten Stuhl plumpste. »Clay, Elena, ihr nehmt Koenig«, sagte Jeremy. »Tonio und ich nehmen uns seinen Freund vor. Nick?«
    »Ich gehe mit Clay«, sagte Nick.
    Jeremy nickte, und er und Tonio machten sich auf den Weg zur Gepäckausgabe. Clay und ich besprachen schnell unsere Taktik; dann verschwanden Clay und Nick in der Menge. Ich wartete, bis sie außer Sichtweite waren; dann schlug ich einen Bogen um eine lautstark wiedervereinte Familie und arbeitete mich hinter Koenigs Rücken vor. Als

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