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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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er die Stadt und fuhr südwärts Richtung Buffalo. Mein Instinkt sagte mir, dass die Richtung nicht mehr stimmte, und im nächsten Augenblick segelte ich von dem Anhänger, bevor mein Hirn auch nur Zeit gehabt hatte zu protestieren. Ich landete hart am Straßenrand und rollte in einen Graben. Als ich mich aufrappelte, gab die Pfote, die ich beim Sprung vom Balkon verletzt hatte, unter mir nach. Mein Magen grollte, um mich daran zu erinnern, dass ich sowohl das Mittag- als auch das Abendessen versäumt hatte. Ich erwog Pause zu machen, ein Waldstück zu suchen und mir ein Abendessen zu fangen, aber der Panikschalter in meinem Kopf ging wieder an, und jede klare Überlegung verstummte. Renn, schrie es in mir. Also rannte ich.
    Als es dunkel wurde, trieben mich nur noch die Angst und mein eigener Schwung. Ganz gleich, wie hungrig ich war, ich war mir sicher, wenn ich jetzt anhielt, würde ich nie wieder in Gang kommen. Zehn Uhr, rief mein Instinkt jedes Mal, wenn ich daran dachte, auszuruhen oder zu essen. Morgen, zehn Uhr. Halt eine Sekunde lang an, und du wirst es nicht schaffen. Und wenn du es nicht schaffst… Ich weigerte mich, darüber nachzudenken. Es war einfacher, weiterzurennen.
    Es muss fast Mitternacht gewesen sein, als ein donnerndes Dröhnen in meinem Kopf mich vorwärts ins Gras schleuderte. Als ich wieder auf die Füße kam, wiederholte sich das Dröhnen. Ich winselte, senkte den Kopf und schüttelte ihn, kratzte mich mit der rechten Vorderpfote am Ohr. Muss rennen. Kann nicht anhalten. Ich torkelte wieder vorwärts.
    »Elena!« Das Dröhnen in meinem Kopf formte sich zu einer Stimme und zu Worten. Jeremy. Die Stimme donnerte wieder; ihr Nachdruck spaltete mir fast den Schädel. »Elena! Wo bist du?« Ich senkte den Kopf wieder und wimmerte. Geh weg, Jeremy. Geh weg. Du machst, dass ich anhalte. Ich kann nicht anhalten. »Wo bist du, Elena? Ich kann Clay nicht finden! Wo zum Teufel bist du?«
    Ich versuchte zu antworten, und sei es nur, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber mein Hirn konnte keine Worte bilden – nur Bilder. Jeremy verstummte, und ich stand da, halb benebelt und unsicher, ob ich ihn wirklich gehört hatte. Halluzinierte ich? Ich war wach, oder vielleicht nicht? Jeremy konnte keine Verbindung mit uns aufnehmen, wenn wir wach waren. Schlief ich, oder verlor ich den Verstand? Es machte keinen Unterschied. Zehn Uhr, zehn Uhr, zehn Uhr. Du wirst es nicht schaffen. Renn.
    Ich stolperte vorwärts und rannte. Wenig später begannen die Blackouts. Ich blieb in Bewegung, aber ringsum begannen die Dinge zu verblassen und dann wieder klar zu werden. Meine Beine waren gefühllos. Ich konnte das Blut riechen, das meine aufgerissenen Fußballen auf dem Boden hinterließen. Eine Minute lang fühlte sich die Erde unter meinen Pfoten an wie ein Nagelbrett. In der nächsten war sie wie Watte, und ich schwebte darüber hin, rannte schneller als der Wind. Plötzlich war es Tag, dann wieder Nacht. Ich rannte durch eine kleine Stadt. Nein, ich rannte durch Toronto, und aus der Ferne grüßte der CN Tower herüber. Ich hörte Stimmen. Einen Schuss. Ein Lachen. Clays Lachen. Ich versuchte durch die Nacht hindurchzusehen. Nebel war vom Ontariosee her aufgekommen, aber ich konnte ihn lachen hören. Der Asphalt wurde zu Gras. Der Nebel kam nicht vom See, sondern von einem Gartenteich. Unserem Gartenteich. Ich war in Stonehaven und stürmte über das Grundstück. Clay rannte vor mir her. Ich konnte zwischen den Bäumen goldfarbenen Pelz dahinschießen sehen. Ich grub die Klauen in den Boden und rannte schneller. Plötzlich hörte der Boden auf. Ich rannte durch die Luft. Dann fiel ich. Ich zappelte und versuchte Halt zu finden, aber ringsum war nichts als tintige Schwärze. Und dann war da gar nichts mehr.
    Ich wachte mit einem Gefühl von Kälte auf. Als ich zusammenschauderte, spürte ich nasses Gras unter meiner nackten Haut. Ich öffnete ein Auge. Bäume. Lange Halme. Eine Wiese. Ich versuchte den Kopf zu heben und konnte nicht. Clay. Das war mein erster Gedanke, aber ich wusste nicht, warum. Waren wir zusammen gerannt? Ich konnte ihn nicht wittern. Warum konnte ich den Kopf nicht heben? Es war nichts da, das mich am Boden hielt. Meine Muskeln weigerten sich ganz einfach zu reagieren. War ich tot? Tot. Clay. Ich erinnerte mich, und mein Kopf schoss nach oben. Blendender Schmerz bohrte sich in meinen Schädel.
    Etwas Warmes und Weiches legte sich um meine Schultern. Ich fuhr hoch und schrie vor Schmerzen bei der

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