Die Nacht der Wölfin
das Gelände.«
Der Mann richtete sich etwas auf. »Ganz genau, Sir. Wenn's Ihnen also nichts ausmacht…«
»Es macht mir aber etwas aus.«
Der Mann stutzte. »Ja, aber verstehen Sie, wir müssen wirklich nachsehen, und –«
»Haben Sie vorher im Haus um Erlaubnis gefragt?«
»Nein, aber –«
»Haben Sie angerufen, um sich die Erlaubnis geben zu lassen?«
»Nein, aber –«
Die Stimme des Mannes war um eine Oktave gestiegen, und der Junge hinter ihm trat von einem Fuß auf den anderen und murmelte vor sich hin. Jeremy sprach in dem gleichen gelassenen Ton weiter.
»Dann schlage ich vor, Sie gehen auf dem Weg zurück, den Sie gekommen sind, und warten am Haus auf mich. Wenn Sie diesen Wald durchsuchen wollen, brauchen Sie meine Erlaubnis. Unter den gegebenen Umständen habe ich absolut keine Einwände dagegen, Ihnen diese Erlaubnis zu erteilen. Aber ich will mir keine Sorgen machen müssen, ich könnte plötzlich mit bewaffneten Leuten zusammentreffen, wenn ich einen Spaziergang auf meinem eigenen Grundstück mache.«
»Aber wir suchen nach wilden Hunden«, sagte die Frau. »Nicht nach Leuten.«
»Bei einer Jagd kann alles Mögliche passieren. Dies ist mein Land, und ich ziehe es vor, das Risiko nicht einzugehen. Ich mache Gebrauch von diesen Wäldern. Meine Familie und meine Gäste tun es ebenfalls. Deshalb erlaube ich auch Jägern nicht, hierher zu kommen. Wenn Sie jetzt einfach zum Haus zurückgehen, kann ich meinen Spaziergang zu Ende bringen und mich dort mit Ihnen treffen. Ich kann Ihnen Karten von dem Gelände geben und meinen Gästen sagen, sie sollen den Wald nicht betreten, solange Sie hier sind. Wäre das nicht das Vernünftigste?«
Das Paar hatte sich inzwischen dem murrenden Jungen angeschlossen, aber der ältere Mann überlegte, wog die zusätzlichen Unannehmlichkeiten gegen die guten Manieren ab. Gerade als er zum Nachgeben bereit schien, fragte eine Stimme im Rücken der vier laut: »Was zum Teufel ist denn hier los?!«
Clay kam aus dem Wald geschossen. Ich zuckte zusammen und meinte Jeremy das Gleiche tun zu sehen, obwohl es auch an dem flimmernden Sonnenlicht zwischen den Bäumen liegen konnte. Clay blieb am Rand der Lichtung stehen und sah von dem Suchtrupp zu uns und wieder zurück.
»Was zum Teufel haben Sie hier zu suchen?«, fragte er dann, während er näher trat.
»Sie suchen nach wilden Hunden«, erklärte Jeremy gelassen.
Clays Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten. Seine Wut flammte quer über die Lichtung bis zu uns herüber. Als wir zum ersten Mal von Jägern auf dem Grundstück gehört hatten, war er außer sich gewesen. Jemand war in sein Territorium eingedrungen. Er war in der Lage gewesen, sich zu beherrschen, weil er die Eindringlinge nicht getroffen hatte und weil man ihm verboten hatte, ihnen nahe genug zu kommen, um sie zu sehen und zu riechen und zu reagieren, wie seine Instinkte es verlangten. Selbst wenn er auf sie gestoßen wäre, hätte er es früh genug gemerkt, um sein Temperament an die Kandare zu nehmen. Dies war anders. Er hatte nach uns gesucht und hatte sie nicht gerochen, bevor es zu spät war, um sich auf sie einzustellen. Die Eindringlinge waren keine unsichtbaren Schüsse im Dunkel mehr, sondern wirkliche, echte Menschen, die vor ihm standen, lebendige Zielscheiben für seine Wut.
»Habt ihr die gottverdammten Schilder eigentlich nicht gesehen?«, knurrte er, an den jungen Mann gewandt, den Stärksten der Gruppe. »Oder hat ›Betreten verboten‹ schon zu viele Silben für euch?«
»Clayton«, warnte Jeremy.
Clay hörte ihn nicht. Ich wusste das. Alles, was er hörte, war das Hämmern des Blutes in seinen Ohren, die Notwendigkeit, sein Territorium zu verteidigen, die durch sein Hirn schrillte. Er trat näher an den jungen Mann heran, und der Junge wich zurück an einen Baum.
»Dies ist Privatbesitz«, sagte Clay. »Verstehst du, was das bedeutet?«
Jeremy setzte sich in Bewegung, mich dicht auf den Fersen. Wir hatten die Lichtung zur Hälfte hinter uns gebracht, als ein Geräusch aus dem Wald schallte. Ein bellender Hund. Ein Hund auf einer Fährte. Ich sah von Jeremy zu Clay. Sie hatten beide innegehalten und lauschten, versuchten die Richtung zu ermitteln, aus der das Geräusch kam. Ich ging zurück zum Steg. Mit jeder Sekunde kam das Gebell näher, erfüllt von triumphierender Freude. Der Hund roch die Leiche unter der Brücke.
Ich tat einen weiteren Schritt in Richtung Brücke. Bevor ich denken konnte, kam der Hund aus dem
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