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Die Nacht des Satyrs

Die Nacht des Satyrs

Titel: Die Nacht des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Tag hatte sie einige Krümel von einem Kraut abgewogen, das Jane ihr gab, weil Jordan erzählte, dass sie schlecht schlief – was nicht gelogen war. Ihre Träume brachten sie häufig um den Schlaf. Nur nahm sie das Kraut nicht selbst. Stattdessen hatte sie es beim Abendessen in Raines Wein gegeben.
    Nun eilte sie leise den Korridor unter der gewölbten Steindecke entlang, wo zu beiden Seiten drei Fässer hoch Wein lagerte. Diese Fässer würden nur fünf Jahre benutzt werden. Danach wäre die Eiche neutral und könnte nichts mehr für das einzigartige Aroma der Weine tun.
    Sie strich mit dem Finger über einen der Eisenringe, mit dem ein Fass zusammengehalten wurde. Kein Staub. Jordan verdrehte die Augen. Raine hielt seine Keller wie überhaupt das ganze Anwesen peinlich sauber. Was in gewisser Weise praktisch war, hatte Jordan ihm doch keinerlei Fertigkeiten in Sachen Hauswirtschaft zu bieten.
    Dies war der Erstjahreskeller, wie Raine ihr erklärt hatte. Am Ende der Gärung, etwa einen Monat nach der Lese, wurde der Wein hier in diese Fässer abgefüllt, wo er ungefähr anderthalb Jahre blieb. Für einen kurzen Moment überkam sie Traurigkeit, weil sie wohl kaum mehr hier wäre, um zu sehen, wie er in Flaschen umgefüllt wurde.
    Sie fand Raine in der wohligen Wärme einer kleinen Bedienstetenkammer. Er hatte sich angewöhnt, jeden Abend auf diesem schmalen Bett ein kurzes Nickerchen zu machen. Jetzt lag er schlafend auf dem Rücken, eine breite Hand neben seinem Kopf, die andere auf seiner Brust.
    Lautlos näherte sie sich ihm und berührte seine Wange. Er wachte nicht auf, also hatten die Kräuter gewirkt.
    Jordan stellte ihr Päckchen auf dem Arbeitstisch ab, auf dem Raines Instrumente für die Mischversuche lagen: eine Waage, Löffel in unterschiedlichen Größen, Messbecher, ein halbes Dutzend Kristallgläser und ein Napf, in den er den Wein spuckte, nachdem er den Geschmack geprüft und analysiert hatte.
    Ein korkenähnlicher Zylinder fiel ihr auf. Sie hob den Glasstöpsel hoch. Solch einen Stopfen hatten alle Fässer, die hier lagerten, auf ihrer Oberseite. Er war kühl, glatt und interessant.
    Vorerst legte sie ihn wieder hin, öffnete ihren Beutel und breitete den Inhalt auf dem Tisch aus.
     
    Raine wachte auf und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Er lag auf dem Rücken im Bett des Weinkellerdieners, aber als er aufstehen wollte, konnte er nicht.
    Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass eines seiner Handgelenke mit einem Lederband an das Kopfteil des Bettes gebunden war. Erschrocken sah er zur anderen Seite, und er stellte fest, dass auch seine andere Hand an das Bett gefesselt war. Als er kräftig zog, musste er erkennen, dass seine Beine lose mit den Bettpfosten unten vertäut waren. Splitternackt lag er da, seine Gliedmaßen zu einem X auf der Matratze gespreizt.
    Dann roch er eine andere Präsenz in der Nähe, und sein Glied spannte sich an. Jordan.
    Suchend schaute er in den Halbschatten jenseits des Lichtkreises, der den Kerzenleuchter auf dem Tisch umgab, und entdeckte sie.
    Sie kam näher. Im Übergang zwischen Licht und Schatten war ihre Gestalt nur verschwommen auszumachen. Sie trug ein langes Gewand, das ihren zarten Körper vollständig verhüllte.
    »Binde mich los!«, knurrte er.
    Sie holte hörbar Atem. »Noch nicht.«
    Ihr Trotz empörte ihn. »Ich finde das nicht amüsant, Jordan. Wenn ich einen Diener rufen muss, damit er mich befreit, werden dir die Folgen nicht behagen.«
    »Die Tagesdiener sind bereits fort, und ich habe alle Türen verriegelt«, erwiderte Jordan. »Bis zum Morgen will ich dich ganz für mich haben.«
    Blanker Zorn funkelte ihr entgegen, aber seine Stimme war ruhig, kontrolliert und dadurch umso beängstigender. »Ich fordere dich noch einmal auf: Binde mich los!«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Nein, sie ließ sich nicht einschüchtern.
    Er riss an den Fesseln, prüfte deren Stärke.
    »Hör auf! Du wirst dich nur verletzen.« Sie setzte sich neben ihn und strich mit einer Hand hoch über seinen Innenschenkel, bis ihre Fingerknöchel sanft seine Hoden streiften. »Denkst du, die Welt geht unter, falls du eine einzige Nacht lang nicht die absolute Kontrolle hast?«
    »Gut möglich. Ich habe dir von der Anderwelt erzählt, von dem Portal. Ich muss immerzu wachsam sein. Was immer du vorhast, ich rate dir dringend ab.«
    Mit der anderen Hand streichelte sie sein kantiges Kinn, auf dem sich ein Bartschatten gebildet hatte. »Vergiss es heute Nacht einmal – nur

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