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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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kannte.
    Das war dieser Kerl, den er im Traum getroffen hatte, den er hatte töten wollen, der sich so feige abgewandt und im Wald verschwunden war.
    In seinem Leib begann sich etwas langsam zu drehen. Ein Kribbeln ging durch seinen Magen. Er wusste nicht mehr genau, welche Rechnung er mit diesem Mann zu begleichen hatte, aber die Schlange hatte ihm ein süßes Lied gesungen, das wusste er noch, und in dem Lied war es auch um diesen Kerl gegangen.
    Er überlegte, ob er den drei Männern in das Rathaus folgen sollte. Was hatten sie darin vor? Wahrscheinlich hing es mit den Gefangenen zusammen, die er eben gesehen hatte. Und dann fiel ihm wieder ein, dass dieser Mann ein der Stadtschreiber war. Sicher musste er Protokoll bei den Verhören führen.
    Wenn er ihnen jetzt folgen würde, würden die Soldaten sich ihm nicht entgegenstellen?
    Aber der Fremde würde ihm doch sicher wieder helfen, so, dass er sich vor den Soldaten nicht fürchten müsste. Aber was sollte er dann anfangen? Sollte er den Mann umbringen, wie er es so gern schon damals getan hätte? Nein, aus irgendeinem Grunde glaubte er das nicht, denn wenn es hätte geschehen sollen, dann wäre es schon damals geschehen. Es war mit Sicherheit etwas anderes, was er zu erledigen hatte.
    Aber was?
    Das Kribbeln in seinem Magen wurde heftiger. Das Vorgefühl einer dunklen Freude stieg langsam seine Kehle hinauf und kitzelte seinen Hals. Er öffnete den Mund und ein dicker, schwarzer Käfer fiel aus seinem Mund hinaus und auf den Boden.
    Verwundert betrachtete er das Tier, wie es begann, um seine Füße herum zu krabbeln.
    Jetzt erkannte er es. Es war ein Geschenk des Meisters. Ein Führer, der ihn immer begleitete und ihn vor Gefahren warnen sollte.
    "Du mußt jetzt gehen", sagte eine Stimme in seinem Kopf.
    Es war die Stimme des Fremden und es war seine eigene Stimme. Wie zwei Seiten eines Blattes klang die Stimme in seinem Kopf. Ein Schauder breitete sich von der Haut auf seinem Kopf bis hinunter zu seinen Lenden aus.
    "Wohin muss ich gehen?" fragte er die Stimme.
    Sein Blick fiel auf den Käfer, der sich, als warte er auf etwas, um sich selbst drehte. Das Tier war so groß wie der Handteller eines ausgewachsenen Mannes. Barnabas fragte sich unwillkürlich, wie es in seinem Leib Platz gefunden hatte. Es schimmerte silbern in der Dunkelheit und sandte ein eigenes, leicht grünliches Licht aus.
    "Wie ihr wollt." sagte Barnabas.
    Der Käfer krabbelte jetzt schnell auf den Marktplatz hinaus, in die Richtung, aus der eben die Männer gekommen waren.
    Barnabas folgte ihm.

 
    ***

 
    Wessel war an den Anblick Gefolterter gewöhnt. Während der letzten Jahre hatte er zahlreichen Verhören als bestellter Gerichtsschreiber beiwohnen müssen. So war er schon früher Zeuge von peinlichen Befragungen geworden, aber das waren Diebe und Mörder gewesen und mit solchen hatte er wenig Mitleid. Ihre Schmerzen waren Zeichen der Gnade Gottes, weil sie ihren Geist von den verderblichen Taten reinigten, die sie begangen hatten. Ihre Schreie brachten sie dem Paradies näher und die Qualen waren durch den Scharfrichter stets in genauer Beachtung der Gesetze vollzogen worden.
    Aber mit diesen Befragungen, denen er offensichtlich nun beiwohnen sollte, hatte es eine andere Bewandtnis.
    Wessel wusste, dass hier Unschuldige in die unbarmherzigen Fänge der Gerichtsbarkeit geraten waren. Aber hätte er das Unglück aufklären können? Wenn er gesagt hätte, was mit den zwölf Männern, die noch aufgebahrt auf dem Marktplatz lagen, wirklich geschehen war, hätte das etwas geändert? Wenn er erzählt hätte, dass die Zwölf bei einem ihrer nächtlichen Kämpfe ums Leben gekommen waren, und dies wahrscheinlich, weil ein Dämon aus der Hölle sich in ihre Angelegenheiten mischte, dann wäre das nur eine Bestätigung des Rates gewesen, dass die Hexensekte für das Unglück verantwortlich war.
    Das wusste er.
    Die Angeklagten, die er in der Halle gesehen hatte als der Soldat und der Bote ihn in die Kellerräume des Gebäudes geleiteten, waren zum allergrößten Teil Frauen. Noch vor kurzem wären sie ihrer magischen Kräfte wegen um Hilfe gebeten worden, hätten Unwetter gedroht oder Geburten angestanden. Nun wollte niemand mehr etwas von ihnen wissen. Jetzt sollten sie plötzlich alle Angehörige der unheiligen Hexensekte sein. Und von den Männern die nun unter den glühenden Ruten der Henkersknechte stöhnen sollten, kannte er sogar einige von seinen nächtlichen Ausfahrten her. Es waren

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