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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Danglard verstand sich sehr viel höflicher zu benehmen als die beiden Béarner.
    Weshalb der Commandant auch nahezu die gesamte Konversation während des Diners bestritt, mit jener ehrlichen Lebhaftigkeit, die er perfekt vorzutäuschen wusste und für die Adamsberg ihm immer dankbar war. Zumal die Menge des in antiken Karaffen mit dem eingravierten Wappen des Fürsten von Eckmühl kredenzten Weins bei weitem ausreichte, um beim Commandant eventuelle Entzugsangst gar nicht erst aufkommen zu lassen. Von Danglard ermutigt, der mit seiner Kenntnis der Geschichte der Grafschaft Ordebec wie auch der Schlachten des Marschalls Davout glänzte, trank Émeri reichlich und öffnete sich von Mal zu Mal mehr, wurde beinahe familiär und sogar sentimental. Es schien Adamsberg, als ob der Mantel des Maréchal und mit ihm die Haltung, die er seinem Erben abverlangte, immer mehr von seinen Schultern glitt, bis er schließlich auf den Boden fiel.
    Während gleichzeitig ein neuer Zug Danglards Gesicht glättete. Adamsberg kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass dieser Ausdruck von heimlichem Vergnügen nicht die gewohnte Entspannung war, die der Alkohol bei ihm bewirkte. Es war etwas Schalkhaftes, so, als würde der Commandant einen amüsanten kleinen Coup vorbereiten, den er wohlweislich für sich zu behalten gedachte. Ein kleiner Coup, so dachte Adamsberg, der zum Beispiel gegen Lieutenant Veyrenc gerichtet sein könnte, dem gegenüber er sich endlich einmal fast liebenswürdig zeigte, was schon ein potentiell gefährliches Zeichen war. Ein kleiner Coup, der ihm erlaubte, den Mann heute Abend anzulächeln, den er morgen hintergehen würde.
    Das Drama von Ordebec, das von dem kaiserlichen Festmahl ausgeschlossen und verbannt gewesen war, fand zur Stunde des Calvados schließlich Eingang in die Gespräche.
    »Was wirst du mit Mortembot machen, Émeri?«, fragte Adamsberg.
    »Wenn ich Unterstützung durch deine Leute bekomme, könnten wir ihn zu sechst oder siebt eine Woche lang überwachen. Hättest du so viele zur Verfügung?«
    »Ich habe einen weiblichen Lieutenant, der zehn Männer ersetzt, der aber derzeit auf Tauchstation ist. Ich kann einen oder zwei gewöhnliche Brigadiers dafür freistellen.«
    »Könnte dein Sohn uns nicht behilflich sein?«
    »Meinen Sohn, Émeri, setze ich diesem Risiko nicht aus. Er ist dafür auch gar nicht ausgebildet, er kann nicht mal schießen. Und außerdem ist er auf Reisen.«
    »Ach so? Ich dachte, er macht eine Reportage über vermodertes Laub.«
    »Hat er auch. Aber dann hat ein Mädchen aus Italien ihn angerufen, und er ist hin. Du weißt doch, wie das ist.«
    »Ja«, sagte Émeri und lehnte sich zurück, soweit sein steiler Empire-Sessel ihm das gestattete. »Doch nach so allerhand belanglosen Zerstreuungen habe ich schließlich hiermeine Frau kennengelernt. Als sie mit mir nach Lyon ging, langweilte sie sich schon, ich aber liebte sie noch immer. Ich habe gedacht, wenn ich mich nach Ordebec versetzen ließe, würde sie sich freuen. Die Gegend, die alten Freunde wiedersehen. Darum habe ich mich abgestrampelt, um hierher zurückzukommen. Aber nein, sie blieb in Lyon, eigensinnig, wie sie war. In meinen beiden ersten Jahren in Ordebec habe ich nichts Großes zustande gebracht. Danach habe ich ohne jedes Vergnügen die Bordelle von Lisieux frequentiert. Das ganze Gegenteil von meinem Ahn, liebe Freunde, wenn ich mir erlauben darf, Sie so zu nennen. Keine Schlacht, die ich nicht verloren hätte, außer ein paar unbedeutenden Verhaftungen, die der erstbeste Trottel hätte vornehmen können.«
    »Ich weiß nicht, ob ›gewinnen‹ oder ›verlieren‹ die richtigen Worte sind, um das Leben zu bewerten«, murmelte Veyrenc. »Das heißt, ich denke nicht, dass man sein Leben bewerten muss. Man wird doch pausenlos zu etwas gezwungen, und das ist ein Verbrechen.«
    »›Schlimmer als ein Verbrechen – ein Fehler!‹«, ergänzte Danglard mechanisch, die mutmaßliche Antwort zitierend, die Fouché dem Kaiser gab.
    »Das gefällt mir«, sagte Émeri, wieder etwas aufgerichtet, und erhob sich leicht schwankend, um eine zweite Runde Calvados einzugießen. »Man hat die Axt gefunden«, erklärte er ohne jeden Übergang. »Sie wurde über das Mäuerchen geworfen, das hinter Glayeux’ Haus verläuft, und ist im Feld dahinter gelandet.«
    »Wenn einer von den Vendermots ihn umgebracht hat, glaubst du wirklich, dass er dazu das eigene Werkzeug genommen hätte? Und wenn ja, war es doch das Einfachste, es auch

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