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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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wollen, dass ich die beiden Jungs suchen gehe? Meinen Sie das?«
    »Ja. Sie werden nicht lange brauchen, sie in Casares ausfindig zu machen. In Afrika dagegen ist das schon eine andere Sache. Wenn die Bullen in Granada auf sie aufmerksam geworden sind, können sie durchaus auch in den Küstenstädten nach ihnen zu fahnden beginnen. Wir müssen vor ihnen da sein, Danglard. Sie fahren, so schnell Sie können, runter und holen sie zurück.«
    »Das erscheint mir verfrüht.«
    »Nein, ich denke, wir haben genug Material für eine erfolgreiche Anklage beisammen. Und wir müssen die Rückkehr der beiden mit etwas Fingerspitzengefühl organisieren. Zerk kommt vermutlich aus Italien zurück, wohin er inirgendeiner Herzensangelegenheit abgetaucht war, und Mo wird in der Wohnung eines Freundes geschnappt werden. Der Vater des Freundes wird schwach und denunziert ihn. Das wird plausibel klingen.«
    »Wie erreiche ich Sie?«
    »Rufen Sie mich in verschlüsselten Worten in der
Blauen Wildsau
an. Wir vereinbaren, dass ich von morgen an jeden Abend dort esse, ich oder Veyrenc.«
    »In der
Rasenden Wildsau
«, korrigierte Danglard mechanisch, als er plötzlich seine langen, schlaffen Arme fallen ließ. »Aber es war der andere, verdammt, es war Christophe, der den Mercedes fuhr. Christian hatte die Soiree doch längst verlassen.«
    »Sie haben es zu zweit gemacht. Christian ist mit seinem eigenen Wagen sehr viel früher weg, hat ihn in der Nähe des Mercedes geparkt und gewartet, bis sein Bruder herauskam. Er stand bereit, mit neuen Turnschuhen an den Füßen. Die er jedoch wie ein alter Ignorant geschnürt hatte. In dem Moment, wo Christophe sich vom Mercedes und dem darin eingeschlossenen Vater entfernte, angeblich um sein Telefon zu suchen, das er in der Tat kurz zuvor auf den Bürgersteig hatte fallen lassen, goss Christian das Benzin um den Wagen aus, legte Feuer und lief schnellstens zu seinem Wagen zurück. Christophe war also weit genug entfernt, als der Mercedes in Flammen aufging, er rief die Polizei, er hatte sogar Zeugen, als er losrannte. Indessen führte Christian die Operation zu Ende: Er deponierte die Schuhe bei Mo – die Tür ist marode und lässt sich mit einem Bleistift öffnen –, er zog sich um, räumte seinen Anzug in den Kofferraum. Und da bemerkt er, dass ein Teil seiner Haare versengt ist. Er schert sich den Kopf. Am nächsten Morgen holt er seinen Anzug aus dem Auto und gibt ihn in die Reinigung. Nun braucht er nur noch Mo fertigzumachen.«
    »Und warum sollte Christian ein Rasiermesser dabeigehabt haben?«
    »Solche Typen haben immer eine gepackte Reisetasche im Kofferraum stehen. Um von einer Minute auf die andere in einen Flieger zu springen. Folglich hatte er ein Rasiermesser.«
    »Der Untersuchungsrichter wird von alldem nichts hören wollen«, Danglard schüttelte den Kopf. »Die Burgmauern sind unpassierbar, das System ist in sich geschlossen.«
    »Also gehen wir über das System selbst hinein. Ich glaube nicht, dass es dem Grafen von Valleray gefallen wird, wenn er hört, dass die beiden Brüder seinen alten Freund Antoine haben verbrennen lassen. Und er wird Druck machen.«
    »Wann soll ich fahren?«
    »Ich denke, jetzt gleich, Danglard.«
    »Ich lass Sie nicht gern allein mit dem Seigneur Hellequin.«
    »Ich glaube nicht, dass Hellequin mit dem Schnellzug Caen-Paris tötet. Auch nicht mit einer Armbrust vom Typ Commander.«
    »Geschmacksentgleisungen.«
    »Ja.«

42
    Danglard stellte gerade sein letztes Gepäck in den Kofferraum von einem der beiden Wagen, als er Veyrenc im Hof bemerkte. Er hatte noch nicht die Kraft oder die Worte und vor allem nicht die Demut gefunden, um auf den Lieutenant zuzugehen. Der Tod von Mortembot hatte es ermöglicht, die Prüfung hinauszuschieben. Die einfache Vorstellung, ihm die Hand zu reichen und »danke« zu sagen, erschien ihm auf feierliche Weise lächerlich.
    »Ich gehe die Jungs suchen«, sagte er ein wenig erbärmlich, als er auf seiner Höhe angekommen war.
    »Riskant«, meinte Veyrenc.
    »Adamsberg hat das Schlupfloch gefunden. Das Rattenloch, durch das wir zu den Clermonts hineingelangen. Vielleicht haben wir jetzt beisammen, worauf sich die Anklage gegen die beiden Brüder stützen ließe.«
    Veyrencs Augen leuchteten auf, seine Lippe zog sich über seinem gefährlichen Mädchenlächeln nach oben. Danglard erinnerte sich, dass Veyrenc seinen Neffen Armel, genannt Zerk, liebte wie seinen eigenen Sohn.
    »Wenn Sie dort sind«, sagte Veyrenc, »kriegen

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