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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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tötete die Ergriffenen, beseitigte gleich darauf auch noch den Valleray-Erben.
    In aller Ruhe machte sich Hippo an einer geblümten Bluse von Lina zu schaffen, was Adamsberg augenblicklich das Bild ihrer Brust vor Augen führte.
    »Sie zieht jeden Tag was Neues an, ein Wahnsinn, was das für Arbeit macht.«
    »Wir werden Ihr Haus heute Nacht überwachen, Hippo. Um Ihnen das zu sagen, bin ich hergekommen. Wenn Sie also zwei Männer draußen sehen, schießen Sie nicht auf sie. Ich und Veyrenc von zehn Uhr bis zwei. Danach lösen Émeri und Faucheur uns ab bis zum Morgengrauen.«
    »Warum?«, fragte Hippo achselzuckend.
    »Drei sind jetzt tot, Ihre Mutter hat recht, wenn sie Angst um Sie hat. Ich habe auf dem Weg hierher eine neue Inschrift an der Mauer des Lagerhauses gesehen:
Tod den V.
«
    »›Tod den Vegetariern‹«, sagte Hippo grinsend.
    »Oder ›Tod den Vendermots‹. Denen, durch die das Unheil über uns gekommen ist.«
    »Wozu sollten sie uns töten?«
    »Um den Fluch zu brechen.«
    »Unsinn. Ich habe Ihnen gesagt, dass niemand es wagen wird, uns zu nahe zu kommen. Und an Überwachungen glaube ich nicht. Der Beweis, Mortembot wurde ermordet. Ich will Ihnen ja nicht weh tun, Kommissar, aber Sie waren zu nichts nütze. Sie sind wie Bussarde um das Haus gekreist, und trotzdem ist er Ihnen durch die Lappen gegangen. Würden Sie mir mal helfen?«
    Arglos reichte Hippolyte Adamsberg die Enden eines Bettlakens, und beide Männer schüttelten das Wäschestück in der warmen Luft aus.
    »Der Mörder«, fuhr Hippolyte fort, während er demKommissar zwei Wäscheklammern in die Hand drückte, »saß seelenruhig auf seinem Klappstuhl, er wird sich hinterher kaputtgelacht haben. Ein Bulle hat noch nie einen daran gehindert, zu töten. Wenn der Kerl entschlossen ist, dann ist er wie ein Pferd, das gestartet ist. Hindernisse überspringt es einfach, fertig, aus. Und der da ist verdammt entschlossen. Um einen Menschen auf die Gleise zu werfen, muss einer schon ganz schön kaltblütig sein. Wissen Sie, warum er es auf Ihren Stellvertreter abgesehen hatte?«
    »Immer noch nicht«, erwiderte Adamsberg hellhörig. »Es scheint, er hat ihn mit mir verwechselt.«
    »Unsinn«, sagte Hippo wieder. »So einer irrt sich nicht in der Zielscheibe. Passen Sie bloß auf sich auf, wenn Sie heute Nacht hier Wache schieben.«
    »Einen Bullen umzubringen hat noch nie was gebracht. Denn die sind wie Disteln, es wachsen immer wieder welche nach.«
    »Das stimmt, aber dieser Kerl ist ein ganz Blutrünstiger. Axt, Armbrust, Eisenbahnzug, so was ist abstoßend. Eine Kugel ist doch viel sauberer, oder?«
    »Nicht unbedingt. Herbier hatte sie den Schädel zersprengt. Und es macht Krach.«
    »Das ist wahr«, räumte Hippo ein und kratzte sich den Nacken. »Und der hier ist ein Phantom, man sieht und hört nichts von ihm.«
    »Das sagt auch Merlan.«
    »Dieses eine Mal hat er nicht unrecht. Überwachen Sie, wenn Sie wollen, Kommissar. Wenigstens wird es meine Mutter beruhigen. Sie weiß im Moment eh nicht mehr, wo ihr der Kopf steht. Sie muss sich um Lina kümmern.«
    »Ist sie krank?«
    »Hier«, meinte Hippo und zeigte auf seine Stirn. »Wenn Lina das Heer gesehen hat, ist sie wochenlang aufgewühlt. Dann hat sie ihre Krisen.«
     
    Danglards Anruf in der
Rasenden Wildsau
kam kurz vor 21 Uhr. Adamsberg stand mit einem gewissen Zögern auf. Langsam ging er zum Telefon, indem er sich fragte, wie er das Gespräch verschlüsseln sollte. Mit Wörtern zu spielen war die allerletzte seiner Begabungen.
    »Sie können Ihren Absender beruhigen«, sagte Danglard. »Ich habe die beiden Pakete in der Gepäckaufbewahrung gefunden. Es war der richtige Schlüssel.«
    Gut, dachte Adamsberg erleichtert. Danglard hatte Zerk und Mo gefunden, sie waren also in Casares.
    »Nicht zu sehr beschädigt?«
    »Die Verpackung ein bisschen zerdrückt, die Schnur zerschlissen, aber insgesamt noch sehr präsentabel.«
    Gut, dachte Adamsberg wieder. Die Jungs waren müde, aber in guter Verfassung.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte Danglard. »Soll ich sie an den Absender zurückschicken?«
    »Wenn sie nicht zu sperrig sind, behalten Sie sie noch bei sich. Ich habe noch keine Nachricht vom Verteilzentrum.«
    »Aber sie
sind
sperrig, Kommissar. Wohin damit?«
    »Nicht mein Problem. Sind Sie beim Abendessen?«
    »Noch nicht.«
    »Beim Aperitif? Dann trinken Sie einen Portwein auf mein Wohl.«
    »Den trinke ich nie.«
    »Aber ich mag ihn. Trinken Sie ihn.«
    Na gut, sagte sich

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