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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Clermonts.«
    Schweigend blieben die Männer eine ganze Weile sitzen, dann warf Veyrenc seinen gesamten Vorrat an Äpfeln mit einem Mal und begann das Geschirr auf das Tablett zu räumen.
    »Sieh mal«, sagte Adamsberg leise und fasste Veyrenc beim Arm. »Hellebaud verlässt das Haus.«
    Und tatsächlich, die Taube hatte sich schon zwei Meter von der Schwelle seines Zimmers fortbewegt.
    »Hast du bis dorthin Körner gestreut?«, fragte Veyrenc.
    »Nein.«
    »Dann sucht sie sich jetzt Insekten.«
    »Insekten, Krustentiere, Gliederfüßer.«
    »Genau.«

45
    Capitaine Émeri hörte Adamsberg und Veyrenc gebannt zu. Er hatte dieses Feuermal nie gesehen, er hatte nie davon gehört, dass die Vendermot-Sprösslinge die Kinder von Valleray wären.
    »Dass er alles gevögelt hat, was ihm vor die Flinte kam, war bekannt. Wie man auch wusste, dass seine Frau ihn hasste und den kleinen Denis in Feindseligkeit gegen den Vater erzog.«
    »Wie man ebenso weiß, dass seine Frau sich später auch keinen Zwang mehr antat«, fügte Blériot hinzu.
    »Alles müssen wir nun nicht rauskramen, Brigadier. Die Situation ist so schon heikel genug.«
    »Doch, Émeri, wir müssen alles rauskramen. Und dieses Krustentier, das können wir nicht einfach vom Tisch wischen.«
    »Was für ein Krustentier?«, fragte Émeri.
    »Diese Assel«, erläuterte Veyrenc. »Sie ist ein Krustentier.«
    »Aber was, zum Teufel, geht uns das an?«, ereiferte sich Émeri und stand plötzlich auf. »Stehen Sie nicht wie ein Ölgötze da, Blériot, gehen Sie uns einen Kaffee machen. Ich warne dich, Adamsberg, und hör mir gut zu. Ich lehne es ab, auch nur den geringsten Verdacht gegen Denis de Valleray zu erwägen. Verstehst du mich? Ich lehne es ab.«
    »Weil er der Vicomte ist.«
    »Beleidige mich nicht. Du vergisst, dass der Adel des Kaiserreichs nichts mit der Aristokratie zu tun hatte.«
    »Warum dann?«
    »Weil deine Geschichte keinen Sinn ergibt. Die Geschichte von dem Typen, der drei Leute umbringt, nur um die Vendermots loszuwerden.«
    »Das passt perfekt.«
    »Nein, denn dann müsste Denis entweder schwachsinnig oder blutrünstig sein. Ich kenne ihn, er ist weder das eine noch das andere. Er ist boshaft, opportunistisch, ehrgeizig.«
    »Mondän, eingebildet, verächtlich.«
    »Alles das, ja. Aber auch ebenso faul, vorsichtig, ängstlich, ohne Entschlusskraft. Du bist auf dem Holzweg. Er hätte nie die Energie, Herbier mitten ins Gesicht zu schießen, Glayeux mit der Axt zu erschlagen, Mortembot einen Bolzen in die Kehle zu jagen. Wir suchen einen tollkühnen Verrückten, Adamsberg. Und die tollkühnen Verrückten, du weißt ja, wo die in Ordebec wohnen. Wer sagt dir, dass es nicht das Gegenteil ist? Wer sagt dir, dass nicht Hippo die drei Männer massakriert hat, bevor er sich an Denis de Valleray heranwagt?«
    Blériot stellte ein Tablett auf den Tisch, verteilte hastig die vier Tassen, auf eine nachlässige Art, die sich sehr von Estalères Sorgfalt unterschied. Émeri bediente sich noch im Stehen, reichte den Zucker herum.
    »Na, wer sagt dir das?«, fuhr er fort.
    »Daran hatte ich nicht gedacht«, gab Adamsberg zu. »Das könnte hinhauen.«
    »Das haut sogar sehr gut hin. Stell dir vor, Hippo und Lina wissen um ihre Abstammung, kennen das Testament. Wäre doch möglich, oder?«
    »Das wäre es«, sagte Adamsberg und lehnte entschieden den Zucker ab, den Émeri ihm reichte.
    »Deine Überlegung träfe dann vollkommen zu, nur in der umgekehrten Richtung. Sie haben alles Interesse, Denis zu beseitigen. Doch bei Eröffnung des Testaments wären sie die Ersten, die man verdächtigen würde. Also denkt sichLina eine Vision aus, bei der sie das vierte Opfer unerkannt bleiben lässt.«
    »Einverstanden«, räumte Adamsberg ein.
    »Viertes Opfer wird Denis de Valleray sein.«
    »Nein, Émeri, das funktioniert nicht. Das würde die Vendermots nicht vor dem Verdacht schützen, im Gegenteil.«
    »Und warum?«
    »Weil man dann ja wohl annehmen müsste, dass Hellequins Heer die vier Männer umgebracht hat. Womit man wieder bei den Vendermots angekommen wäre.«
    »Scheiße«, sagte Émeri und stellte seine Tasse hin. »Dann finde was anderes.«
    »Zunächst sollte man überprüfen, ob Denis de Valleray mit der Armbrust schießt«, meinte Veyrenc, der sich einen kleinen grünen Apfel aufgehoben hatte und ihn zwischen seinen Handflächen hin und her rollte.
    »Hast du einen Überblick über die Sportklubs hier in der Gegend?«
    »Da gibt’s viele«, sagte Émeri

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