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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ist es feucht am Morgen. Sie kommen aus einer anderen Ecke, nehme ich an.«
    »Aus dem Béarn.«
    »Das ist weiter im Osten.«
    »Im Südwesten, dicht bei Spanien.«
    »Und Sie waren schon mal hier in der Nähe, vermute ich.«
    »Ich habe Freunde im Café von Haroncourt.«
    »Haroncourt im Departement Eure? Im Café an der Markthalle?«
    »Ja. Dort habe ich Freunde. Vor allem Robert.«
    Léo blieb schlagartig stehen, was Flem ausnutzte, um sich einen neuen Baum auszusuchen. Dann lief sie weiter und murmelte auf fünfzig Metern leise vor sich hin.
    »Robert ist ein entfernter Verwandter von mir«, sagte sie schließlich, ganz aufgewühlt von der überraschenden Nachricht. »Ein guter entfernter Verwandter.«
    »Er hat mir zwei Geweihstangen geschenkt. Die hab ich noch immer in meinem Büro.«
    »Also, wenn er das getan hat, hat er Sie wohl sehr geschätzt.Man gibt nicht jedem Dahergelaufenen ein paar Stangen.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Wir reden doch hier von Robert Binet?«
    »Ja.«
    Adamsberg legte noch etwa hundert Meter im Kielwasser der alten Dame zurück. Inzwischen konnte man durch die Baumstämme den Verlauf einer Straße erkennen.
    »Wenn Sie ein Freund von Robert sind, ist das was anderes. Dann könnten Sie
Chez Léo
übernachten, wenn es sich mit dem, was Sie vorhatten, vereinbaren lässt.
Chez Léo,
das ist bei mir. Es war der Name meiner Herberge.«
    Der Appell der alten Frau, die sich langweilte, war unüberhörbar, obwohl Adamsberg nicht recht wusste, wie er sich entscheiden sollte. Doch, wie er zu Veyrenc gesagt hatte, Entscheidungen fallen lange, bevor man sie ausspricht. Er hatte nirgendwo eine Bleibe für die Nacht, und die ruppige Alte gefiel ihm. Selbst wenn er sich ein bisschen reingelegt fühlte, so als hätte Léo alles von vornherein so geplant.
    Fünf Minuten später kam
Chez Léo
in Sicht, ein langgestrecktes, eingeschossiges altes Haus, das sich seit mindestens zwei Jahrhunderten wer weiß wie auf seinen Balken hielt. Und in seinem Innern schien sich seit Jahrzehnten nichts verändert zu haben.
    »Setzen Sie sich auf die Bank«, sagte Léo, »wir werden Émeri anrufen. Er ist kein schlechter Kerl, ganz im Gegenteil. Manchmal bläst er sich ein bisschen auf, weil er einen Vorfahren hat, der Marschall war unter Napoleon. Doch insgesamt mögen wir ihn ganz gern. Allerdings hat der Beruf ihn mit der Zeit deformiert. Wenn einer den Leuten ständig misstrauen muss, wenn er immerzu strafen muss, das macht den Charakter nicht besser. Ihnen geht das genauso, nehme ich an.«
    »Zweifellos.«
    Léo zog einen Hocker an das große alte Telefon heran.
    »Nun ja«, seufzte sie, während sie die Nummer wählte, »ist halt ein notwendiges Übel, die Polizei. Während des Krieges war sie ein Übel schlechthin. Bestimmt hat’s unter denen so manch einen gegeben, den sich das Wütende Heer geholt hat. Wir werden uns ein Feuerchen machen, es wird kühl. Das können Sie sicher, nehme ich an. Den Holzschuppen finden Sie, wenn Sie aus dem Haus rauskommen, gleich links. Hello, Louis, hier spricht Léo.«
    Als Adamsberg mit einer Ladung Holz auf dem Arm zurückkam, war Léo noch immer am Reden. Und es war eindeutig zu erkennen, dass Émeri der Unterlegene war. Mit entschiedener Geste streckte sie dem Kommissar die alte Hörmuschel hin.
    »Na, weil ich dem heiligen Antonius immer mal ein paar Blumen hinbringe, das weißt du doch. Also hör mal, Louis, du wirst mir jetzt nicht auf den Wecker fallen unter dem Vorwand, dass ich seine Leiche gefunden habe, oder? Wenn du deinen Hintern ein bisschen bewegt hättest, hättest du ihn von allein gefunden, und das hätte mir allerhand Ärger erspart.«
    »Reg dich nicht auf, Léo, ich glaube dir.«
    »Sein Mofa ist auch dort, es liegt im Haselnussgehölz. Wenn du mich fragst, so hat ihn einer dahinbestellt, und er hat sein Fahrzeug in die Büsche geschmissen, damit man es ihm nicht klaut.«
    »Ich geh hin, Léo, danach komme ich bei dir vorbei. Um acht bist du doch noch nicht im Bett?«
    »Um acht beende ich gerade mein Abendessen. Und ich mag es nicht, wenn man mich dabei stört.«
    »Acht Uhr dreißig.«
    »Das passt mir nicht, ich hab einen Cousin aus Haroncourt zu Besuch. Einen Gendarmen empfangen am Abend seiner Ankunft, das ist nicht sehr höflich. Und außerdem bin ich müde. Im Wald rumlaufen, das ist nichts mehr für mein Alter.«
    »Darum frage ich mich ja auch, warum du bis zur Kapelle gelaufen bist.«
    »Das habe ich dir gesagt. Um Blumen hinzubringen.«
    »Du

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