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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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um zu Brézillon zu fahren. An der zweiten roten Ampel bemerkte er, dass er sich just das Auto genommen hatte, in dem Retancourt den Kater und seine Näpfe versteckt hatte. Er drosselte das Tempo, um das Wasser im Napf nicht zu verschütten. Sie würde ihm niemals verzeihen, wenn er das Tier dehydriert hätte.
    Brézillon empfing ihn mit einem ungeduldigen Lächeln und schlug ihm komplizenhaft auf die Schulter. Ein seltener Moment, der ihn gleichwohl nicht hinderte, mit seinem üblichen Satz an die Adresse des Kommissars zu beginnen.
    »Sie wissen, ich schätze Ihre Methoden nicht sehr, Adamsberg. Sie sind unvorschriftsmäßig, undurchschaubar, sowohl für Ihre Vorgesetzten als auch Ihre Mitarbeiter, und vernachlässigen die für eine korrekte Vorgehensweise notwendigen faktischen Elemente. Doch in der Angelegenheit, die uns zusammenführt, könnten sie ihr Gutes haben, da wir diesmal wohl eher einen dunklen Pfad einschlagen müssen.«
    Adamsberg ließ die Einführung vorüberrauschen und legte dann das exzellente faktische Element dar, das die vom Brandstifter falsch geknoteten Schnürsenkel der Turnschuhe bedeuteten. Es fiel ihm nicht leicht, die langen Monologe des Divisionnaire zu unterbrechen.
    »Interessant«, bemerkte Brézillon, während er seine Zigarettenkippe mit dem Daumen ausdrückte, eine sehr entschiedene Geste, die ihm eigen war. »Aber Sie sollten besser Ihr Handy ausmachen, bevor wir fortfahren. Sie werden abgehört seit der Flucht des Verdächtigen, seit Sie so wenig Eifer erkennen lassen, diesen Mohamed wiederzufinden …Mit anderen Worten, das erwählte Opferlamm«, präzisierte er, nachdem Adamsberg sein Telefon ausgeschaltet hatte. »Dass wir uns richtig verstehen: Ich war nie der Meinung, dass dieser unbedeutende junge Mensch rein zufällig einen unserer Finanzmagnaten verbrannt haben könnte. Man hat Ihnen acht Tage gegeben, ich weiß, und ich sehe nicht, wie Sie das in so kurzer Zeit schaffen wollen. Zum einen, weil Sie langsam sind, zum anderen, weil Ihnen der Weg versperrt ist. Dennoch bin ich bereit, Sie in jeder gewünschten und rechtmäßigen Form zu unterstützen, wenn Sie den Angriff auf die beiden Brüder wagen wollen. Es versteht sich, Adamsberg, dass ich wie alle fest von der Schuld des Arabers überzeugt bin und, was auch immer dem Clermont-Clan passieren sollte, diesen Skandal nicht zulassen werde. Finden Sie den Weg.«

16
    Um 17 Uhr kam Adamsberg in die Brigade zurück, den wie einen Lappen gefalteten Kater überm Arm, den er auf das warme Bett des Fotokopiergeräts zurücksetzte. Nichts hatte den Argwohn des Inspektionstrupps erregt, der in der Tat zwei Stunden zuvor erschienen war und die Räumlichkeiten gnadenlos und ohne jeden Kommentar durchsucht hatte. In der Zwischenzeit waren die Berichte von Gendarmerien und Polizeiposten eingegangen, Momo blieb unauffindbar. Noch waren viele Mitarbeiter unterwegs, sie durchsuchten die Wohnungen aller Leute, von denen bekannt war, dass er mit ihnen verkehrte. Eine Operation noch größeren Ausmaßes war für den Abend geplant, dann sollten sämtliche Häuser der Cité des Buttes durchsucht werden, des Viertels, in dem Momo wohnte und dessen jährliche Quote an in Brand gesetzten Autos überdurchschnittlich hoch war. Man wartete auf die notwendige Verstärkung durch drei Pariser Kommissariate, um die Cité einzukreisen.
    Adamsberg gab Veyrenc, Morel und Noël ein Zeichen und setzte sich quer über Retancourts Schreibtisch.
    »Hier ist die Adresse der beiden Clermont-Söhne Christian und Christophe. Der ›beiden Christusse‹, wie man sie nennt.«
    »Die aber wohl nicht im Ruf des Erlösers stehen«, bemerkte Retancourt.
    »Der Vater hat etwas zu hohe Erwartungen in sie gesetzt.«
    »Weinend auf seine ehrlosen Söhne er sieht, /Um die Tugenden trauernd, die er selber einst mied.«
, ergänzte Veyrenc. »Nehmen Sie an, dass die Clermonts uns die Tür aufmachen werden?«
    »Nein. Vielmehr werdet ihr euch Tag und Nacht an ihre Fersen heften. Sie wohnen am selben Ort, in den zwei Flügeln eines riesigen Stadtpalais. Wechselt immer wieder die Fahrzeuge, auch euer Aussehen, und du, Veyrenc, färb dir die Haare.«
    »Noël ist nicht unser bester Mann für Observierungen«, wandte Morel ein. »Den erkennt man schon von weitem.«
    »Aber wir brauchen ihn. Noël ist boshaft und infam, er hängt sich an jede Spur. Auch das brauchen wir.«
    »Danke«, sagte Noël ohne jede Ironie, denn er verachtete seine negativen Eigenschaften nicht.
    »Hier sind

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