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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Lazar hatte ihn komplett zerlegt.
    »Es ist wirklich Glück, dass Sie sich heute gemeldet haben«, erklärte Bill Haley. »Ich gehe in den Ruhestand, müssen Sie wissen. Nächste Woche um diese Zeit werde ich in der Inside Passage beim Lachsfischen sein. Bitte, setzen Sie sich doch.«
    »Herzlichen Glückwunsch zur Pensionierung. Ich bin froh, dass ich Sie noch erwischt habe«, sagte Raine. Bill Haley war ein Mann Mitte sechzig mit funkelnden Augen, roten Weihnachtsmannbäckchen, buschigen Augenbrauen und lockigem eisengrauen Haar.
    »Sie brauchen nicht zu beweisen, dass Sie sind, wer Sie zu sein behaupten«, erklärte er. »Sie sehen Ihrer Mutter verdammt ähnlich.«
    »Das habe ich in letzter Zeit ziemlich oft gehört«, erklärte Raine.
    Er legte seine Hände übereinander und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. »Also, Ms Cameron. Was denken Sie, kann ich für Sie tun?«
    »Ich habe gehört, dass Sie sich für den Tod meines Vaters interessieren«, erwiderte sie. »Ich wüsste gern, warum.«
    Haleys Lächeln schwand schnell. »Sie erinnern sich nicht mehr besonders gut an jene Zeit, was? Wie alt waren Sie? Neun? Zehn?«
    »Fast elf«, sagte Raine. »Und ich erinnere mich noch an genug Dinge, um ausgesprochen nervös zu sein.«
    Bill Haley musterte ihr Gesicht. »Sie sollten auch nervös sein«, sagte er ohne Umschweife. »Es war sehr praktisch für Victor Lazar, dass sein Bruder diesen Unfall hatte. Victor hatte damals seine Finger in vielen krummen Geschäften, und Peter hatte endlich zugestimmt, gegen ihn auszusagen.«
    Haley tippte mit seinem Stift auf den Schreibtisch. Seine Augen schienen nun nicht mehr zu funkeln. Sie hatten plötzlich einen scharfen, metallenen Schimmer.
    Erneut stieg Übelkeit in ihr auf. Sie musste all ihre Willenskraft zusammennehmen, um sie zu verdrängen. »Bitte erzählen Sie weiter«, sagte sie resolut.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Mit Peters Aussage hätten wir den Bastard 1985 festnageln können. Aber Victor floh nach Griechenland, und bevor wir uns versahen, trieb Peter mit dem Gesicht nach unten im Sound. Oh … tut mir leid, Miss.«
    »Ist schon okay.« Sie wartete.
    Haley zuckte die Schultern. »Danach hat Victor es schlauer angestellt. Er besserte sich und machte fast nur noch legale Geschäfte. Seitdem haben wir ihn nicht mehr zu fassen bekommen. Er ist aalglatt. Sehr vorsichtig. Und er hat sehr gute Verbindungen.«
    Sie presste die Hände in ihrem Schoß zusammen und wappnete sich für die nächste Frage. »Glauben Sie, dass Victor meinen Vater hat umbringen lassen?«, fragte sie geradeheraus.
    Haleys Gesicht verlor jeglichen Ausdruck. »Es gab keinerlei Beweise, dass Peters Tod irgendetwas anderes hätte sein können als ein Bootsunfall. Manchmal ist das einfach so. Wir konnten nichts tun. Besonders, da Peters Frau und seine Tochter verschwanden. Wir haben sie niemals vernehmen können.« Er sah sie herausfordernd an. »Aber jetzt sind Sie da. Also, haben Sie an diesem Tag irgendetwas gesehen oder gehört?«
    Da war sie wieder, diese wirbelnde, Übelkeit erregende Panik, das verschwommene Grün. Die Schreie, die Echos. Sie schluckte hart und kämpfte die Erinnerung nieder. »Ich … erinnere mich nicht«, sagte sie stockend. »Meine Mutter besteht darauf, dass wir überhaupt nicht dort waren.«
    »Ich verstehe.« Er trommelte mit dem Stift auf seinen Schreibtisch. »Ihr Onkel … weiß er, dass Sie wegen Peter herumfragen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Haley hob die Schultern. »Es wäre verdammt besser für Sie, wenn er das auch niemals herausfindet, wenn Sie mich fragen.«
    »Das weiß ich«, erwiderte sie steif.
    »Passen Sie auf sich auf, Miss. Leute, die sich zu sehr für Victor Lazars Geschäfte interessieren, haben die Eigenart, jung zu sterben. Und nahe mit ihm verwandt zu sein, ist da auch kein großer Schutz. Offensichtlich.«
    »Offensichtlich«, wiederholte sie leise.
    Die Stille, die danach eintrat, signalisierte das Ende der Unterhaltung. Völlig automatisch erhob sie sich, schüttelte Bill Haley die Hand und bedankte sich, dass er ihr seine Zeit geopfert hatte. Genauso automatisch trat sie auf den Flur hinaus und wich den Leuten aus, die ihr entgegenkamen.
    Endlich hatte sie etwas in der Hand, was ihre Träume untermauerte. Es war ein Fortschritt. Aber wenn selbst ausgebildete Agenten des FBI mit all ihrer Erfahrung und all den Mitteln, die ihnen zur Verfügung standen, nichts herausgefunden hatten, was hoffte sie dann, erreichen zu

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