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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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darauf, dass jeden Moment der Himmel einstürzte.
    Harriet riss Raines Mantel vom Haken und warf ihn ihr zu. »Ihre Kutsche wartet«, fauchte sie. »Verschwinden Sie. Und kommen Sie nie wieder.«
    Raine brauchte die gesamte Fahrt zum Hafen, bis ihr Herzschlag sich wieder normalisiert hatte. Sie versuchte sich zu beruhigen, indem sie das Handy erneut hervorzog und eine SMS an Seth schickte: Fahre nach Stone Island. Keine Wahl. Mach dir keine Sorgen. Dann fügte sie noch drei kleine Herzzeichen hinzu. Liebevolle kleine Nachrichten hatte er haben wollen. Nutzlose auch. Natürlich würde er sich Sorgen machen. Sie musste diese Tatsache verdrängen und sich auf das konzentrieren, was ihr bevorstand.
    Am Anlegesteg von Stone Island wurde sie nicht von Clayborne erwartet, sondern von einer bildschönen brünetten Frau mit haselnussbraunen Augen, die sich als Mara vorstellte. Zu Raines Verwirrung ging sie an der Haupttreppe vorbei, die zum Büro im ersten Stock führte. »Aber soll ich nicht … braucht Clayborne mich nicht im Büro?«
    »Clayborne ist nicht hier. Keiner vom Büropersonal ist da.« Mara nahm die ersten Stufen einer Wendeltreppe, die zu dem Schlafzimmer im Turm führte, das einst ihrer Mutter gehört hatte. Raines Besorgnis wuchs.
    »Warum hat Mr Lazar mir dann gesagt …?«
    »Das müssen Sie ihn fragen, nicht mich.« Mara öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
    Der Raum war hell erleuchtet, und ein professioneller Schminktisch war aufgebaut. Vor dem Bett stand ein Kleiderständer auf Rollen, er hing voller Kleidungsstücke in Schutzbezügen aus Plastik. Verblüfft wandte sich Raine zu Mara um. »Aber Victor hat mir gesagt, es gehe um ein Projekt, das …«
    »Sie sind das Projekt, Honey«, erklärte eine dünne Frau mit kurzen Haaren. Sie und eine andere mollige Frau mit weißen Haaren standen auf und musterten Raine interessiert. »Ziehen Sie diese fürchterlichen Sachen aus und duschen Sie bitte. Wir müssen Ihr Haar waschen, damit wir die Locken herausbekommen.«
    Raine schüttelte den Kopf. »Aber ich …«
    »Tun Sie es einfach«, sagte Mara. »Heute Abend steigt eine wichtige Party. Sie müssen gut aussehen, also lassen Sie uns anfangen.«
    »Aber …«
    »Sie haben nicht zufällig Kontaktlinsen dabei?«, fuhr Mara unbeirrt fort.
    »Äh … ja, ich hab sie in meiner Tasche. Aber …«
    »Gott sei Dank.« Die weißhaarige Frau verdrehte die Augen und begann, Raines Zopf zu entflechten.
    Die beiden waren nicht aufzuhalten. Sie zupften Raines Augenbrauen, verpassten ihr ein Peeling, massierten sie und cremten sie ein. Ihr Haar wurde gewaschen, gespült, geschnitten, getrocknet und mit dem Glätteisen behandelt. Es schien völlig sinnlos, sich zu widersetzen. Das gehörte zum Zauber von Stone Island. Es war ein wesentlicher Bestandteil der bizarren Transformation, die sie zurzeit täglich aufs Neue durchmachte.
    Selbst für die Unterwäsche hatte man gesorgt. Es war die schönste Wäsche, die Raine je gesehen hatte – ein Spitzenhöschen in Mitternachtsblau und spitzenbesetzte schenkelhohe Strümpfe. Sie sah sich nach einem BH um, aber Mara schüttelte den Kopf.
    »Nicht zu dem Kleid. Sie werden keinen brauchen.«
    »Ich?« Nervös blickte Raine auf ihre nackten Brüste und versuchte sich vorzustellen, was für eine Art Kleid sie ohne BH tragen könnte, aber es war keine Zeit, sich lange darüber Gedanken zu machen. Sie wurde vor den großen Schminkspiegel gesetzt. Lydia, die kurzhaarige Frau, steckte ihr Haar zu einem perfekten glatten Knoten auf, während die mollige Frau, deren Name Moira war, mit dem Make-up begann. Immer wieder gab sie zufriedene kleine Laute von sich, während sie mit zarter Hand die verschiedenen Kosmetika auftrug. Schließlich puderte sie Raine mit einem transparenten Puder ab und trat mit einem triumphierenden Lächeln einen Schritt zurück. »Fertig!«
    »Jetzt das Kleid.« Mara suchte die Sachen durch, die auf der Kleiderstange hingen, zog ein Kleid heraus und warf es aufs Bett. Ein langer, voluminöser Rock quoll aus dem Plastikschutz hervor. Er war aus Taft in einem tiefen Pfauenblau, durchzogen von zarten Fäden, die in allen Farben des Regenbogens schillerten. Das Kleid bestand aus zwei Teilen, dem ausladenden, gerüschten Rock und einem engen, verstärkten Oberteil, trägerlos, mit einem runden Ausschnitt und unten spitz zulaufend. Nun verstand Raine, warum man zu diesem Kleid keinen BH tragen konnte. Das eng sitzende Bustier war selbst ein Korsett. Es hob ihre Brüste an,

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