Die Nacht Hat Viele Augen -1-
sie mit ihm ins Bett gegangen war, schien ihr unmöglich. Sie kannte ihn ja kaum. Sie wusste nicht einmal, ob sie ihn überhaupt mochte . Sie war achtundzwanzig Jahre alt. Das hätte sie doch voraussehen müssen.
Und er wartete im anderen Zimmer auf dem Bett, schlank und hungrig wie ein Panther. Nur Gott wusste, was er dachte. Sie musste wieder hinübergehen und sich ihm stellen. Sie umklammerte den Rand der Wanne so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, und bebte immer noch am ganzen Körper. Sie wusste nicht, ob sie lachte oder weinte. Vielleicht beides. Noch nie hatte sie sich so unglaublich lebendig gefühlt. Seth hatte den Schleier von der Welt gerissen, wie sie sie kannte, und jedes Detail glitzerte jetzt in unnatürlichen Farben. Das Licht im Badezimmer blendete sie, das weiße Porzellan der Toilette und des Waschbeckens glühte, als sei es von innen beleuchtet. Der einfache Metallhahn funkelte wie Platin in der Sonne. Sie begann, sich aufzulösen.
Schließlich gelang es ihr, nach der Dusche zu greifen. Sie biss sich auf die Lippe, während sie sich sanft zwischen den Beinen wusch und sich fragte, ob es immer derartig wehtun würde. Sie hatte gedacht, dass Frederick ihr zumindest über die anfänglichen technischen Unerfreulichkeiten hinweggeholfen hatte, die mit dem Verlust der Jungfräulichkeit in der Regel einhergingen, aber dieses Glück hatte sie offenbar nicht. Vielleicht war irgendetwas anatomisch nicht mit ihr in Ordnung. Es würde sie absolut nicht überraschen.
Ohne Frage war Seth weitaus besser ausgestattet als Frederick. Aber sie war so erregt gewesen. Sie zitterte immer noch vor Anspannung, trotz des stechenden Schmerzes zwischen ihren Beinen. Nach diesem Mann konnte man süchtig werden. Selbst wenn es wieder wehtun sollte, sie wollte mehr davon.
Das hieß, wenn er noch dort war. Im Raum nebenan war es absolut still.
Der Gedanke bohrte sich in ihren Kopf wie ein kaltes Messer zwischen die Rippen: Vielleicht wiederholte sich die Geschichte, und sie kam aus dem Badezimmer und fand das Bett leer vor.
Sie drehte das Wasser ab, blieb bewegungslos sitzen und lauschte.
Nichts.
Mechanisch wusch sie sich zu Ende. Ob er noch da war oder nicht, sie würde es wissen, sobald sie die Tür öffnete. Es hatte keinen Sinn, sich künstlich aufzuregen.
Dafür war später noch genug Zeit, meinte eine kleine sarkastische Stimme in ihrem Hinterkopf.
Sie warf ihr Haar zurück über die Schultern, schloss die Badezimmertür auf und ging hinüber in den anderen Raum.
Er war da. Oh Gott, und wie er da war. Sein dunkler, schlanker, muskulöser Körper lag ausgestreckt auf dem Bett, und es gelang ihm, gleichzeitig entspannt und bedrohlich auszusehen. Ein Lächeln purer Freude und Erleichterung breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Die Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt, wodurch dichtes dunkles Achselhaar sichtbar wurde. Sein großer, dicker Schwanz war geschwollen und lag auf seinem flachen Bauch. Und während sie ihn betrachtete, versteifte er sich noch weiter.
»Bist du okay?« Seine dunklen Augen waren durchdringend und aufmerksam.
Sie nickte und versuchte, das alberne Lächeln aus ihrem Gesicht zu vertreiben.
»Hab ich dir wehgetan?«
Sie zögerte, und er runzelte die Stirn. Er wollte die Wahrheit wissen, das war ihm deutlich anzusehen. »Es ist schon in Ordnung«, erwiderte sie schüchtern. »Ich weiß, dass du dir Mühe gegeben hast.«
Er setzte sich auf, und sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Es tut mir leid«, murmelte er.
»Nein, wirklich, es ist okay«, versicherte sie hastig. »Der erste Teil war wunderbar …«
»Welcher Teil?«
»Was du mit deinen Händen gemacht hast und … äh … mit deinem Mund«, stammelte sie.
Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Sie wurde rot und holte tief Luft, dann zwang sie sich fortzufahren. »Und der Rest war … sehr intensiv. Aufregend«, sagte sie schnell und verlegen. »Es hat mir sehr gefallen.«
Das Grinsen veränderte sein Aussehen völlig, und ihr wurde überhaupt erst bewusst, wie grimmig er normalerweise aussah. Sein Strahlen erleuchtete den Raum. Sie konnte nicht anders, sie musste zurücklächeln.
Er streckte ihr die Hände entgegen. »Schnapp dir ein paar Kondome und komm hierher.«
Zwischen ihren Beinen wurde es heiß vor Erwartung. »Jetzt schon?«
»Ich möchte sie nur in Reichweite haben, das ist alles«, erwiderte er. »Wir sind nicht in Eile.«
Raine leckte sich nervös über die Lippen. »Wie viele?«, flüsterte
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