Die Nacht Hat Viele Augen -1-
brauchst keine Machtspiele zu spielen.«
Seine Brust erbebte unter einem sanften Lachen, und sie spürte sein spöttisches Lächeln an ihrem Mund. »Zwei Gründe«, erwiderte er. »Einer ist: Machtspiele, so wie ich sie spiele, werden dich kommen lassen … bis du schreist.«
»Seth …«
Er brachte sie mit einem weiteren langen, fordernden Kuss zum Schweigen. »Zweitens …«, fuhr er entschieden fort, »… zweitens geht es immer nur um Macht, mein Engel. Und wenn du das bisher noch nicht wusstest, wird es Zeit, dass du es lernst.«
Da war er, hart und kalt, ein Fehdehandschuh, der ihr vor die Füße geworfen wurde. Und er ließ ihre Erregung gefrieren, wie nichts anderes es jemals gekonnt hätte.
Sie blieb völlig reglos in seinem harten Griff und sah ihm direkt in die Augen. »Ich glaube, du irrst dich«, sagte sie leise.
Wie eine tödliche Welle, die langsam an Gewalt zunahm, begann er sich zu verspannen. Sie sah es in seinen schmalen Augen, an dem Muskel, der in seiner Wange zuckte, aber trotzdem fand sie irgendwie die Kraft, seinem Blick standzuhalten.
Ein leises, bitteres Lachen entrang sich seiner Kehle. Er drückte sie zurück auf den Rücken und spreizte ihre Beine so schnell, dass sie keine Zeit hatte, zu reagieren. »Wir werden sehen, wie sehr ich mich irre«, murmelte er.
Irgendetwas zerbrach in ihr, als sie in sein hartes Gesicht sah. Wie ein wildes Tier, das plötzlich die Falle bemerkte, in die es geraten war, riss sie sich von ihm los und krabbelte panisch von ihm weg.
Seth griff nach ihr, packte ihr Handgelenk und warf sie erneut auf den Rücken. Das Bett quietschte, als er sie unter seinem Gewicht begrub, und mit loderndem Blick hielt er ihre Arme über ihrem Kopf fest. »Wo zum Teufel willst du denn jetzt hin?«
Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber er legte ihr eine Hand über die Lippen, während er keuchend nach Atem rang. Seine Lippen verzogen sich wie im Schmerz, und er schloss die Augen und murmelte irgendetwas Zusammenhangloses.
Dann nahm er seine Hand weg, aber bevor sie etwas sagen konnte, küsste er sie mit unerwarteter Zärtlichkeit. Seine Lippen glitten über ihren Mund, sanft und beruhigend, als würde er etwas Süßes von ihren Lippen trinken. Tränen der Verblüffung schossen ihr in die Augen, und ihr Körper erbebte vor Verwirrung.
Er hob den Kopf und streichelte ihre Wange. »Schhhh!«, murmelte er. »Es tut mir leid, Baby. Ich habe dich zu sehr bedrängt.«
Raine versuchte zu sprechen, aber sie bekam kaum Luft unter seinem Gewicht, und ihre Lippen zitterten. Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln, und er beugte sich hinunter und küsste sie fort.
»Es ist okay«, tröstete er, küsste ihre Stirn und ihre Wangen. »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.« Er ließ ihre Handgelenke los, strich ihr das feuchte, zerzauste Haar aus der Stirn und zog sich zurück.
Sie schloss die Augen. »Seth, ich glaube, wir sollten vielleicht aufhören …«
»Sch! Denk jetzt nicht.« Er küsste ihren Hals mit verführerischer Zärtlichkeit und knabberte an ihrem Ohr. »Entspann dich einfach und lass mich machen.«
»Aber ich … aber du …«
»Keine Machtspiele«, sagte er beruhigend. »Nur Lust. Nur ich, der dich verrückt macht, der dich dahinschmelzen lässt, der dich kommen lässt. Nichts Erschreckendes, Süße, ich schwöre es.«
Ihre Anspannung wich unter dem Einfluss seiner unerwarteten Zärtlichkeit, seiner sanften, werbenden Küsse. Sie spürte seine Ernsthaftigkeit. Sie wurde von ihr überrollt wie von der Hitze eines lodernden Feuers. Aber sie spürte auch eine versteckte Falle hinter seinen sinnlichen Versprechungen.
Sie wusste nicht, was es war. Sie wollte es auch nicht wissen. Sie ließ ihre Zweifel in den Tiefen ihres Unterbewusstseins verschwinden. Er war gefährlich und unberechenbar, aber seine Lippen waren so zärtlich und süß an ihrem Gesicht. Ihr Körper sehnte sich nach seiner Berührung. Er überschwemmte ihren Verstand mit Verlangen und verdrängte jeden klaren Gedanken. Seit Jahren hatte sie gehungert, und er war ein Schlemmerbüfett. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Sie musste es riskieren.
Raine wandte ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu und akzeptierte seine wortlose Entschuldigung mit einem Kuss auf sein Kinn. Er sagte nichts, aber seine Arme umschlossen sie unwillkürlich fester, und sie spürte die Erleichterung, die ihn durchströmte, denn sein Atem wurde ruhiger und langsamer.
Immer noch hielt sie ihre Schenkel
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