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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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dem Handrücken fort.
    »Keine Sorge«, sagte sie mit einem schluchzenden Kichern. »Ich bin okay. Mehr als das. Ich bin einfach glücklich. Das war wunderbar. Du bist wunderbar.«
    Sie hoffte, dass er sie wieder in die Arme nehmen würde, aber er zog sich abrupt zurück und stieg aus dem Bett. Plötzlich war der Raum von einer eigenartigen Kühle erfüllt, die über ihre feuchte, gerötete Haut strich. Er wandte sich ab und entsorgte das Kondom. Ein vages Gefühl der Angst zog ihr den Magen zusammen und erstickte ihre Tränen im Keim.
    »Was ist los, Seth?«, fragte sie.
    Er wartete quälend lange Sekunden mit seiner Antwort, dann drehte er sich zu ihr um.
    »Wie machst du das, dass du dich so gehen lässt?« Seine Stimme war kühl. Fragend.
    Sie setzte sich auf und strich sich das Haar aus dem feuchten Gesicht, dann lächelte sie ihn an. »Wie könnte ich anders?«
    »Dann bist du also jedes Mal so? Bei jedem?«
    Der kalte Ausdruck in seinen Augen ließ sie frösteln, als habe sich plötzlich direkt vor ihren Füßen ein Abgrund aufgetan. »Wie meinst du das, bei jedem?«
    »Jedes Mal wenn Lazar dich losschickt, damit du einen seiner Geschäftspartner fickst«, erwiderte er.
    Raine erstarrte innerlich zu Eis. Sie sah ihn an und hoffte noch, sie habe sich verhört, aber sie wusste, dass das nicht der Fall war.
    Sie versuchte den Kloß, der sich in ihrer Kehle geformt hatte, herunterzuschlucken. »Du hast gedacht, dass ich … dass Victor …« Ihre Stimme erstarb, und ihr stockte der Atem.
    »Ich hoffe, dass er dich gut bezahlt«, sagte Seth. »Du hast es dir verdient. Du bist überwältigend. Ich hatte noch nie in meinem Leben so guten Sex.«
    Sie öffnete erneut den Mund, aber sie brachte kein Wort heraus. Sie schüttelte den Kopf und wollte die letzten zehn Sekunden am liebsten einfach ungeschehen machen.
    Er starrte sie nur mit kaltem Blick an. Er glaubte das tatsächlich.
    Gott, er hatte sie geliebt und das geglaubt. Nein, nicht geliebt, er hatte sie gefickt , während er das geglaubt hatte.
    Sie schüttelte ihr Haar nach vorn, um ihre Brüste zu verbergen. Nackt vor ihm zu sein, war ihr jetzt unerträglich.
    »Gott, Seth«, flüsterte sie. »Ich bin Sekretärin, kein Callgirl.«
    Seine Miene veränderte sich kein bisschen.
    Raine kletterte aus dem Bett und begann hastig, ihre verstreuten Sachen zusammenzusuchen. Mit kalten, zitternden Fingern zog sie sie über, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Manschetten zuzuknöpfen oder die Bluse in die Hose zu stecken. Mit bloßen Füßen schlüpfte sie in ihre Pumps und lief zur Tür.
    Er versperrte ihr den Weg und hielt sie mit seinen kräftigen Armen zurück. »Warte«, sagte er. »Ich ziehe mich an und fahre dich nach Hause.«
    Sie blickte in seine dunklen Augen, die nur Zentimeter von den ihren entfernt waren, und sagte laut und deutlich etwas, was sie noch niemals in ihrem Leben zu jemandem gesagt hatte.
    »Fahr zur Hölle!«
    Dann stieß sie ihn mit aller Kraft vor die nackte Brust, sodass er zwei Schritte zurücktaumelte, riss die Tür auf und lief davon.

 
    7
    Der Schutzpatron aller gedemütigten Geliebten musste sie unter seine Fittiche genommen haben. Ein Taxi vom Flughafen setzte gerade einen Fahrgast draußen vor dem Hotel ab, als sie durch die Lobby stürmte. Sie musste verschwinden, bevor Seth ihr folgen konnte und sie völlig hysterisch werden würde.
    Sie befand sich am Rande eines Nervenzusammenbruchs und versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass es dazu kam. Der ältere grauhaarige Taxifahrer merkte es ihr deutlich an. Er warf immer wieder einen Blick in den Rückspiegel und sah sie durch seine dicken Brillengläser besorgt an.
    »Sind Sie okay, Miss?«
    »Mir geht es gut, danke.«
    Ihre Lippen fühlten sich taub an, während sie diese so schrecklich vertraute Phrase von sich gab. Beinahe hätte sie gelacht, doch sie verkniff es sich. Lachen brach zu leicht alle Dämme. Dann würden die Tränen kommen, und sie würde sich nicht mehr beherrschen können.
    Es geht mir gut, danke. Sie sagte das seit siebzehn Jahren, während sie innerlich langsam zugrunde ging. Es ging ihr nicht gut. Es ging ihr schlechter, als es ihr jemals gegangen war. Das sollte einiges heißen. Und dieses Mal war es ihre eigene Schuld.
    Was hatte sie erwartet? Sie hatte es mal wieder übertrieben und war mit einem Mann ins Bett gehüpft, ohne wenigstens einmal mit ihm essen gegangen zu sein oder irgendwelche persönlichen Details auszutauschen. Sie wusste nicht, wo er

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