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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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Mundwinkel zuckten. »Haben Sie Ihren Nachmittag mit Mr Mackey genossen?«
    Sie spürte, wie sie rot wurde. »Ich möchte nicht darüber sprechen …«
    »Ich hätte Ihnen für das Abendessen das Sans Souci empfehlen sollen, aber ich habe nicht dran gedacht«, erklärte er mit seidenweicher Stimme. »Waren Sie in der Kunsthalle? Oder auf dem Markt?«
    »Nein«, stieß sie hervor.
    »Also haben Sie ihn direkt ins Bett gezerrt.«
    Raine wich zur Tür zurück. »Mr Lazar …«
    »Um die Wahrheit zu sagen, habe ich meinen Vorschlag, dass sie sich um Mr Mackey kümmern, nicht so persönlich gemeint.«
    Raine blieb der Mund offen stehen. »Wollen Sie damit andeuten, dass ich …«
    »Seien Sie nicht kleinlich«, fuhr er sie an. »Wir sind beide erwachsen. Und ich bin sicher, Mackey hat Ihre Interpretation meiner Anweisungen weitaus mehr genossen als die Aussicht von der Space Needle oder eine Fahrt mit der Monorail.«
    Raine starrte in sein selbstzufriedenes Gesicht. »Sie haben mich in eine Falle gelockt«, flüsterte sie.
    Er runzelte die Stirn. »Oh bitte. Was immer zwischen Ihnen und Mr Mackey geschehen ist, geht nur Sie etwas an, Raine. Und auch Sie allein sind dafür verantwortlich.«
    Sie zuckte zusammen, weil er absolut recht hatte. Niemand hatte ihr befohlen, sich heute so enthusiastisch an Seth Mackey heranzuschmeißen, dass man sie für eine Professionelle halten konnte.
    Der Gedanke war so grotesk, dass sie anfing zu kichern. Mit einem erstickten Husten schluckte sie es herunter.
    »Sind Sie okay, meine Liebe? Soll ich Ihnen ein Glas Cognac holen?«
    »Nein, danke. Mir geht es gut.« Oh, da war es schon wieder. Die Piratenkönigin würde niemals »Mir geht es gut« sagen, wenn man sie gerade über Bord stoßen wollte.
    Victor schlug ein Bein über das andere. »Vergeben Sie mir, wenn ich Sie erschreckt habe. Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier.«
    Sie erstarrte. »Und der wäre?«
    »Mich interessiert Ihre Meinung über Seth Mackey. Er ist ein relativ unbeschriebenes Blatt, und ich persönlich finde ihn ziemlich undurchsichtig. Ich betraue ihn mit einem äußerst sensiblen Projekt, müssen Sie wissen. Ich dachte, dass Sie aus Ihrem … äh … Blickwinkel vielleicht noch ein paar tiefere Einsichten gewinnen konnten.«
    Raine versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war zu trocken. »Nein«, krächzte sie. »Keinerlei Einsichten, nicht eine einzige.«
    Er nahm eine lange, dünne Zigarette aus einem Silberetui. »Keine?«
    Sie schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass sich der improvisierte Haarknoten löste und in ihren Nacken rutschte. Sie zog die Nadel heraus. Ihr Haar fiel über ihren Rücken hinab. »Keine«, wiederholte sie.
    Victors Blick glitt zu den weißen Knöcheln ihrer Hand. Er zündete sich die Zigarette an. »Sie sollten aufmerksamer sein, meine Liebe.«
    »Sollte ich das?« Ihre Finger schlossen sich so fest um die Haarspange, dass sich die geschliffenen Kristallperlen schmerzhaft in ihre Handfläche bohrten.
    Er blies eine lange, dünne Rauchfahne aus, seine Augen waren blasse, glitzernde Schlitze. »Der Dichter William Meredith hat mal behauptet: ›Das Schlimmste, was man überhaupt über einen Menschen sagen kann, ist, dass er nicht aufmerksam ist.‹«
    Die Miene ihres verträumten, unaufmerksamen Vaters schob sich vor Victors Gesicht. Die Glut früheren Zorns begann in ihr aufzulodern. »Ich kann mir schlimmere Dinge vorstellen, die über jemanden gesagt werden können«, erwiderte sie knapp.
    Victors Augen blitzten. Er schnippte die Asche seiner Zigarette in den schweren Kristallaschenbecher auf dem Telefontischchen. »Ach, tatsächlich?«
    Raine kämpfte darum, sich nichts anmerken zu lassen.
    Er starrte ihr eine Ewigkeit lang direkt in die Augen. »Ich erwarte, dass Sie sich das nächste Mal ein bisschen mehr Mühe geben.«
    Sein Ton ließ die Glut in ihrem Innern weiß aufleuchten. »Geben Sie mir gerade die Anweisung, mit Seth Mackey zu schlafen, ihn auszuspionieren und Ihnen dann Bericht zu erstatten?«, wollte sie wissen.
    Ein angewiderter Ausdruck huschte über Victors Gesicht. »Ich mag keine maßlosen Übertreibungen.«
    »Ich habe mit den maßlosen Übertreibungen noch nicht einmal angefangen«, zischte sie. »Hören Sie mir ganz genau zu, Mr Lazar. Erstens wird es keine weitere Gelegenheit geben, weil ich Seth Mackey nie wiedersehen will. Und zweitens würde ich niemals einen Menschen ausspionieren, mit dem ich intim gewesen bin. Niemals.«
    Victor zog ein letztes Mal

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