Die Nacht Hat Viele Augen -1-
jeden Lichtstrahl und presste sie in eine aufgewühlte und doch samtene Dunkelheit. Gelegentlich kamen Autos vorbei, deren Scheinwerfer über Seths angespanntes Gesicht glitten. Es fiel ihr kaum auf, und es war ihr auch egal. Sie spürte nur sein Gewicht, seinen Atem, seine starken Hände, das Reiben und Stoßen seines dicken Schwanzes in ihrem Innern. Der Brand, den er in ihr entfacht hatte, loderte heiß und fraß sich immer weiter, während er sie weiter und weiter dem Gipfel entgegentrieb. Und mit jedem Stoß schmolz sie weiter dahin.
Er nahm alles, was sie zu geben hatte. Aber auch er gab großzügig, setzte ihren ganzen Körper unter Strom und veränderte sie mit seiner unglaublichen Magie. Es war mitreißend, einfach perfekt. Sie wollte, dass es nie mehr aufhörte, aber sie näherten sich beide bereits unaufhaltsam dem Höhepunkt.
Sobald Raine wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, bemerkte sie, dass ihre Kehle schmerzte. Sie hatte geschrien und gebrüllt. Sie fragte sich, ob irgendjemand sie gehört hatte, und erkannte, dass es ihr egal war.
Sie hielten einander lange einfach nur fest, feucht und keuchend.
»Gott«, stöhnte Seth schließlich. »Ich bin klitschnass.«
Sie küsste seine Stirn und schmeckte den salzigen Schweiß auf ihren Lippen. »Du hättest deinen Mantel ausziehen sollen, Dummkopf.«
»Hab ich nicht dran gedacht.«
Sie umfing ihn mit ihren Armen und Beinen und drückte ihn gegen ihre Brüste, während sie sein feuchtes Haar streichelte. Er stieß einen Seufzer der Zufriedenheit aus, und sie schloss die Augen und versuchte sich diesen Moment perfekter Intimität für immer einzuprägen. Sie wünschte, sie könnte ihn bis in alle Ewigkeit ausdehnen, aber die Wirklichkeit begann sie wieder einzuholen, so wie kalte Luft auch unter die wärmste Decke kriecht.
Er küsste sie auf die Schulter und hob den Kopf. »Pack einen Koffer. Ich bringe dich erst mal in ein Hotel, aber ich miete dir irgendetwas, sobald die Maklerbüros aufmachen. Welchen Teil der Stadt bevorzugst du?«
Sie versteifte sich. »Warte, Seth. Einen Moment. Ich glaube nicht …«
»Was glaubst du nicht?« Seine Stimme klang scharf.
»Ich glaube nicht, dass ich dafür geschaffen bin, eine Geliebte zu sein.«
»Okay, gut. Vergiss das mit der Geliebten. Komm trotzdem mit. Sei einfach, was auch immer du sein möchtest. Du kannst dir selbst eine Wohnung suchen. Und du kannst innerhalb von zehn Minuten einen besseren Job bekommen. Pack jetzt deine Sachen. Die Sonne geht bald auf, und deine Nachbarschaft wird aufwachen.«
Seine Worte klangen, als sei ihre Entscheidung längst gefallen, aber sein aufmerksames Schweigen sagte etwas anderes. Er wartete, während sein Glied immer noch tief in ihr steckte. Sie wand sich unter ihm, denn sie konnte sich kaum bewegen.
Wenn sie jetzt mit ihm ging und es zuließ, dass er sie für sich beanspruchte, sie beschützte, ihr ganzes Leben bestimmte, würde sie in gleicher Weise festsitzen. Genauso hilflos sein. Er war in seiner Art einfach erdrückend.
Trotzdem war es verlockend. Am liebsten hätte sie über die Ironie der Situation gelacht. Von der Hölle in den Himmel. Von vorn, von hinten, von der Seite, gegen die Wand gestellt, in der Dusche. Sie sah sich selbst ausgestreckt unter Seths mächtigem, schönem Körper liegen, während sie einen Orgasmus nach dem anderen hatte, bis sie das Bewusstsein verlor. Was für ein toller Job wäre das. Sie könnte den Geistern ihrer Vergangenheit sagen, sie habe keine andere Wahl gehabt: Tut mir leid, Jungs. Schluss mit der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit. Es hatte sie einfach von den Füßen gefegt, und sie war direkt auf den Rücken gefallen.
Nein, so einfach konnte sie es sich nicht machen. Seth konnte sie nicht davor beschützen, was in ihrem eigenen Kopf ablief. Vor ihren Albträumen, ihrer Vergangenheit, ihrem Schicksal. Niemand außer ihr selbst konnte sie retten.
Sie blickte in seine schmalen Augen und spürte, wie sehr er sie beschützen wollte. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn in stiller Dankbarkeit.
»Es tut mir leid, Seth. Ich kann nicht mit dir kommen«, sagte sie.
Sein ganzer Körper verspannte sich, als er sich bereit machte, um sie zu kämpfen. »Nein«, fuhr sie entschieden fort. »Nein heißt nein, Seth. Ich kann meinen Job im Moment nicht aufgeben. Und ich kann nicht mit dir kommen. Danke, dass du mir helfen willst, aber nein.«
Alle Zärtlichkeit war aus
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