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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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leicht über die Lippen, als hätten sie darauf gewartet, ausgesprochen zu werden. Ich habe gewollt, dass jemand es erfährt, erkannte sie. Die ganze Zeit wollte ich es jemandem sagen, wenigstens einmal.
    »Ardeth.« In Saras Stimme mischten sich jetzt Zorn und flehentliches Bitten.
    »Ich erzähl es dir besser von Anfang an, sonst wirst du es nie verstehen. Alles fing in der Nacht von Peters Party an, in der Nacht, in der du auf der Veranda darauf gewartet hast, dass ich nach Hause komme.« Zuerst war es einfach – eine klare, schlüssige Darstellung, die von Tony zu Conrad und schließlich zu ihrem Abstieg in das Verlies der Irrenanstalt führte. »Sie hatten mich dorthin geschafft, anstatt mich sofort zu töten, weil sie mich brauchten. Es gab dort einen anderen Gefangen, jemanden, den sie am Leben erhalten mussten. Und am leichtesten ließ sich das mit meinem Blut bewirken.«
    »Deinem Blut? Du meinst, sie haben dir Blut abgezapft und es dieser Person mit einer Bluttransfusion gegeben?«
    »Nein. Ich meine, dass sie mich dazu gezwungen haben, meinen Arm in seine Zelle zu strecken, und ich meine, dass er es dann getrunken hat.« Ardeth war für das plötzliche schockierte Schweigen ihrer Schwester dankbar. Es ließ ihr Zeit zum Nachdenken. Sie konnte nicht die ganze Wahrheit erzählen, nicht mit dem stummen Zeugen, der über der Tür kauerte, aber es war für sie wichtig, dass Sara es wusste, dass sie das Wesentliche von dem begriff, was ihr widerfahren war.
    Sara machte den Mund auf, klappte ihn wieder zu und wartete. Ardeth erzählte ihr von dem Filmstudio und den Aufnahmen, die sie sich dort hatte ansehen müssen. Von der versuchten Vergewaltigung durch Peterson. Sie schilderte ihre eigenen Ängste, ihre erfolglosen Fluchtpläne, und wie sie am Ende zu der Erkenntnis gelangt war, dass ihr Tod unausweichlich war. Sie sprach Rossokows Namen nicht aus, und auch nicht das Wort »Vampir«. »Ich kam zu nahe an seine Zelle heran. Vielleicht habe ich es sogar absichtlich getan, das weiß ich nicht. Er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass es nur eine Möglichkeit zur Flucht gab. Ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich wollte es nicht einmal. Ich ließ mich von ihm dazu bringen, sein Blut zu trinken, und dann trank er das meine, bis ich völlig leer war.« Die Lüge fiel ihr schwer, wenn sie sich daran erinnerte, wie jene Nacht wirklich gewesen war und an die Art und Weise, wie ihr Leben einen anderen Pfad eingeschlagen hatte – einen schlüpfrigen und warmen Pfad voll Lust.
    »Sie haben mich dort im Wald vergraben, wo sie die anderen Frauen auch verbuddelt hatten. Aber in der nächsten Nacht erwachte ich und ging in die Irrenanstalt zurück. Wir haben sie alle getötet. Dann haben wir einen Wagen gestohlen und sind in die Stadt gekommen. Dann hat er mich verlassen. « Das war die Wahrheit, und einen Augenblick lang loderte die Einsamkeit in ihrem Herzen auf, so stechend und so verzweifelt wie in jener Nacht.
    »Ardeth … ich … Was hast du dann getan? Warum bist du nicht nach Hause gekommen?«
    »Nach Hause gekommen? Zu was für einem Leben? Ich ging in mein Apartment, aber es war für mich nicht mehr als ein Hotelzimmer, und ich musste mich vor Havendale verstecken. So lange die glaubten, dass ich im Wald verscharrt lag, war ich sicher.«
    »Du hättest zu mir kommen können.«
    »Und was sagen? ›Tag Schwesterchen, ich bin wieder da. Übrigens, hast du zufällig Blut der Gruppe B positiv im Kühlschrank? ‹ Ich bin ein Vampir, Sara.«
    »Du glaubst das wirklich, nicht wahr?« Saras Stimme klang unendlich müde und doch verblüfft. Wut durchzuckte Ardeths zum Zerreißen gespannte Nerven, flammte zu heißem Leben auf.
    »Du hast Recht. Ich kann kein Vampir sein. Ich muss verrückt sein. Die arme, bemitleidenswerte Ardeth läuft weg und hält sich für einen Vampir. Es sind ja immer die Stillen, die dann durchdrehen«, sagte Ardeth in sarkastischer Übertreibung. »Vielleicht war es auch nur ein Trauma, weil ihre Doktorarbeit sie so mitgenommen hat. Vielleicht hat mich das dazu veranlasst, alles aufzugeben und wegzulaufen und in verlassenen Gebäuden zu schlafen und nachts durch die Stadt zu streifen und nach Abendessen Ausschau zu halten.«
    »Warum hast du es dann getan?«, konterte Sara. »Warum bist du dann in die Stadt gekommen? Warum hast du dich so hergerichtet? Wenn du dich wirklich verstecken musstest, warum hast du dich dann wie ein Vampir aus einem billigen Gruselfilm zurechtgemacht?«
    »Weil ich

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