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Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Die Nacht in mir: Roman (German Edition)

Titel: Die Nacht in mir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Baker
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habe.«
    »Natürlich kannst du das.« Sara wich Mickeys Blick aus. Schließlich gehört die Wohnung ja ihr, dachte sie bei sich. Und du bist hier, weiß Gott, oft genug hereingeplatzt und hast dich eingenistet, als sie noch hier wohnte. »Was hast du vor?«
    »Das weiß ich noch nicht genau. Vielleicht gehe ich an die Uni zurück.«
    »An die Uni zurück?«, wiederholte Sara ungläubig und hörte, wie Mickey beinahe an seinem Tee erstickt wäre.
    »Warum nicht? Wenn keiner hier nach mir gesucht hat, ist das wahrscheinlich ungefährlich. Ich muss mir bloß irgendeine glaubwürdige Erklärung für mein Verschwinden einfallen lassen. Und …«, fügte sie hinzu und brachte dabei ein schwaches Lächeln zuwege, »ich muss natürlich aufpassen, dass alle Vorlesungen, die ich belege, am Abend stattfinden.«
    Das klang ganz plausibel, solange Sara nicht an Mickeys Vorwürfe dachte, dass sie seinen Zimmerkollegen getötet hatte, oder was für ein Gefühl es gewesen war, wie der Mund ihrer Schwester Blut aus ihrem Handgelenk gesaugt hatte. Und das waren Gedanken, die einfach nicht verschwinden wollten.
    »Nun ja, vielleicht könnte es gehen … Ich weiß bloß nicht, ob du wirklich davon ausgehen solltest, dass Havendale nicht mehr an dir interessiert ist. Das könnte gefährlich sein. Wir wissen nicht, was für Informationen vielleicht den Brand überdauert haben. Diese japanische Wissenschaftlerin hat überlebt, das weißt du ja. Das habe ich in der Zeitung gelesen. «
    »Sie hat aber niemandem die Wahrheit gesagt, oder?«
    »Das wohl kaum«, antwortete Mickey. »So blöd war sie bestimmt nicht. Außerdem hat Rossokow ihr vertraut.« Sara sah, wie Ardeths Blick sich ein anderes Ziel suchte, und ihr Mund sich verzog.
    »Wenn sie etwas gesagt hat, ist es jedenfalls nicht an die Öffentlichkeit gelangt«, sagte sie hastig. »Ich sage ja auch nur, dass du vorsichtig sein sollst.«
    »Ich dachte immer, die Formulierung hätte ich gepachtet«, konterte Ardeth und lächelte. Und einen Augenblick lang war sie plötzlich keine dunkelhaarige Fremde mehr, sondern Saras ältere Schwester, die sich der Rituale ihrer Beziehung erinnerte, der Warnungen und Auflehnungen, die auf beiden Seiten aus Zuneigung ebenso wie aus Neid entsprungen waren. »Und wie geht es dir?«
    Sara war der kurze Blick zu Mickey hinüber nicht entgangen. »Gut. Wir stehen kurz vor einem Schallplattendeal. Alles läuft sehr gut.«
    »Das freut mich.« Dann trat wieder Schweigen ein. Sara nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
    »Warum gehst du nicht wieder ins Bett, Mickey? Wir brauchen doch nicht beide aufzubleiben.«
    »Ich fühl’ mich ganz …«, setzte er an und stellte dann seine Tasse hin. »Oh, hab schon verstanden. Frauengespräch und all das.«
    »Du brauchst nicht …«, setzte Ardeth an, aber er war bereits aufgestanden.
    »Kein Problem. Wir sehen uns dann morgen …« Er hielt inne und versuchte ihre Schlafzeiten in Gedanken aufeinander abzustimmen. »Oder wann auch immer.« Als die Schlafzimmertür sich hinter ihm schloss, ging Sara zur Couch hinüber und setzte sich.
    »Willst du es mir erzählen?«
    »Was denn?«
    »Was zwischen dir und ihm vorgefallen ist und dich veranlasst hat, wieder hierher zurückzukommen?«
    »Wie kommst du darauf, dass etwas vorgefallen ist?«
    »Jetzt komm schon, Ardy, halt mich nicht für völlig blöd. Außerdem, als du gesagt hast, dass er in Banff sei, klang das ganz genauso, wie ich früher über meinen untreuen Lover Tyler gesprochen habe. Und dem ich – seitdem mir sein dauerndes Fremdgehen zu viel wurde und ich schließlich abgehauen bin – noch keine Träne nachgeweint habe.«
    Sara wusste nicht, was sie erwartet hatte, was für persönliche Probleme Vampire ihrer Ansicht nach haben konnten, aber die wirre Geschichte von Kletterpartien im Mondlicht, Versuchung, Enttäuschung, Streit und schließlich Verrat, erzeugten in ihr mehr Verwirrung als vorher.
    »Du hast Rossokow verlassen, weil er von einer Frau Blut getrunken hat?«, fragte sie, als Ardeth schließlich ihre stockende Erzählung, die sie allerdings ohne Tränen vorbrachte, beendet hatte. Ihre Schwester nickte. »Und du fühltest dich von diesem Typen, diesem Mark, in Versuchung geführt?«
    »Ja.«
    »Ardy, ich will ja jetzt nicht ein bisschen dämlich wirken. Aber ihr seid doch Vampire. Ihr müsst doch Blut trinken.«
    »Aber es muss kein Menschenblut sein. Nur wenn wir das wollen.«
    »Aber anderes Blut … funktioniert nicht so gut.«
    »Nein.« Ardeth

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