Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Ausland, und Tante Lily vermisst sie sehr. Sie ist Australierin, daher wirst du dich bestimmt gut mit ihr verstehen. Allerdings werde ich zu verhindern wissen, dass du sie um den Finger wickelst. Morgen, wenn du dich ausgeruht hast, bringe ich dich höchstpersönlich zum Flughafen.“
Tiffany straffte die Schultern. Sie hatte diese weite Reise auf sich genommen, nur um von ihm verhöhnt zu werden. Sie war todmüde und enttäuscht, aber sie hatte nicht vor, Schwäche zu zeigen. Am folgenden Tag war auch noch Zeit zu kämpfen.
Immerhin bekam sie auf diese Weise Gelegenheit, eines seiner Familienmitglieder kennenzulernen. Um ihres Babys willen würde sie sich bemühen, mit dieser Frau auszukommen.
Am folgenden Tag würde Rafiq sie dann beim Kragen packen und aus dem Land werfen.
5. KAPITEL
Am Abend bemerkte Rafiq, dass Tiffany nicht gelogen hatte. Sie war tatsächlich erschöpft. Während sie neben seiner Tante Lily, die vor Neugier über den unerwarteten Gast beinah platzte, am Tisch saß, ließ sie das Essen fast unbeachtet.
Blassviolette Schatten lagen unter ihren Augen und ließen sie so zerbrechlich wirken, dass es Rafiq tief berührte, ohne dass er das Gefühl genauer bestimmen konnte – oder wollte.
Von all den Köstlichkeiten, die seine Köche zubereitet hatten, hatte sie sich kaum etwas auf den Teller gefüllt: saftige Stücke Lamm, frisch gebackenes Brot, gegrilltes Gemüse. Selbst ihren Wein rührte sie nicht an. Alles duftete verführerisch, doch Tiffany schien davon nichts zu bemerken.
Schließlich konnte sich seine Tante nicht länger beherrschen und sagte: „Meine Tochter studiert in Los Angeles. Haben Sie Rafiq während Ihres Studiums kennengelernt?“
Ehe Tiffany antworten konnte, bemerkte Rafiq kurz angebunden: „Wir sind … Geschäftsfreunde. Sie war auf Reisen und wollte mal vorbeischauen.“ Das genügte seiner Tante natürlich nicht, doch sie war klug genug, nicht weiter nachzufragen.
„Sie sehen müde aus, meine Liebe.“
„Ich bin auch müde“, gab Tiffany zu und lächelte. „Ich kann es kaum erwarten, ins Bett zu gehen.“
„Nach dem Essen zeige ich Ihnen den Teil des Hauses, der den Frauen vorbehalten ist.“
„Danke.“
Tiffany wirkte so niedergeschlagen, dass Rafiq sich unwillkürlich fragte, ob er nicht etwas zu grob zu ihr gewesen war. Selbst seine Tante hatte sofort bemerkt, dass Tiffany von der langen Reise mitgenommen war.
Sekundenlang tat es Rafiq leid, so unfreundlich gewesen zu sein. Doch dann redete er sich selbst gut zu: Was hätte ich den tun sollen? Ihr glauben, dass sie schwanger ist? Ihr abnehmen, dass sie nicht hergekommen ist, um mich zu erpressen?
Niemals.
Also hatte er sie hergebracht. Es war ihm sinnvoll erschienen, sie von der Bank fernzuhalten, wo sie möglicherweise in Kontakt mit seinem Vater oder seinen Brüdern hätte kommen können. Hier zu Hause konnte er in Ruhe herausfinden, was genau sie vorhatte.
Schwanger war sie garantiert nicht. Das brauchte sie ihm gar nicht länger vorzumachen. Jetzt, da er sie unter seinem Dach hatte, musste er nur darauf achten, dass sie keine Gelegenheit bekam, allein mit seiner Tante zu sein. Er nahm sich vor, eine der Hausangestellten anzuweisen, die beiden Frauen nicht aus den Augen zu lassen. Tante Lily würde in Anwesenheit von Bediensteten niemals Klatsch und Tratsch verbreiten.
Am folgenden Tag würde Tiffany dann abreisen. Er hatte vor, sie selbst zum Flughafen zu fahren. Keine Frage, er bedauerte nicht, sie bald los zu sein, denn sie war nichts weiter als eine kleine miese Betrügerin, die ihn schon einmal geschröpft hatte.
Die leidenschaftliche Nacht mit ihr war ein großer Fehler gewesen. Wenn er sich nicht vorsah, würde Tiffany ihm für den Rest seines Lebens im Nacken sitzen.
Doch Rafiq hatte nicht vor, sich noch einmal übervorteilen zu lassen. Auch nicht von einer Frau, die ihn mit ihrer elfenhaften Schönheit und ihrer zerbrechlichen Art derart betört hatte.
Er bemerkte, dass Tiffany sich mit seiner Tante unterhielt, und konzentrierte sich sofort auf das Gespräch, um es, wenn nötig, in andere Bahnen zu lenken.
„Bestimmt vermissen Sie Ihre Tochter“, bemerkte Tiffany.
Lily nickte. „In den Ferien werden wir uns sehen. Zara wollte erst mal herausfinden, wie sie allein zurechtkommt.“
„Sie hat Glück, eine Mutter zu haben, die ihren Wunsch nach Unabhängigkeit respektiert.“
„Trotzdem mache ich mir Sorgen um sie“, erwiderte Lily. „Vor einiger Zeit hatte sie ziemlichen
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