Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
„Hör mal, immerhin habe ich dir einen Scheck geschickt über den Betrag, den du mir geliehen hattest“, protestierte sie.
„Bestimmt hast du das getan.“
„Ich habe ihn vergangene Woche losgeschickt. Vielleicht ist er noch in der Post.“ Er hatte es geschafft und sie verunsichert. Mittlerweile hatte sie das Gefühl, es wäre besser gewesen, zuerst mit ihm zu telefonieren, anstatt sich gleich auf den Weg nach Dhahara zu machen, um ihm mitzuteilen, dass er Vater wurde.
Andererseits war sie der Meinung, dass man so etwas nicht am Telefon erledigen sollte und schon gar nicht per E-Mail. Die Sache war einfach zu wichtig. Ihr Kind sollte auf jeden Fall Gelegenheit bekommen, eine Beziehung zu seinem Vater aufzubauen.
Hier hatte sie die Chance, zu einer einvernehmlichen Lösung mit Rafiq zu kommen. Jetzt oder nie.
Er öffnete eine Tür und lud Tiffany ein, ihm zu folgen. Es handelte sich um sein Arbeitszimmer, gesäumt von deckenhohen Bücherregalen. Der ganze Raum strahlte Intelligenz und Männlichkeit aus. Das hier war Rafiqs privater Bereich.
Ehe Tiffany von ihrer Nervosität überwältigt werden konnte, hob sie den Kopf und sah Rafiq direkt in die Augen. „Ich bin schwanger“, verkündete sie.
Sein Blick war durchdringend. „Wir haben ein Kondom benutzt“, erwiderte er gefährlich leise.
„Wahrscheinlich war es defekt.“
„Wusstest du das?“
„Was meinst du damit?“, fragte sie verblüfft.
„Hast du es manipuliert?“
„Wie denn?“, fragte sie aufgebracht. „Es war doch versiegelt!“
„Einen Nadelstich kann man nicht sehen.“
„Du bist krank“, fauchte sie ihn an.
Er presste die Lippen aufeinander. „Sieh dich vor, Tiffany.“
Sie nagte an ihrer Unterlippe, und einen Moment lang wurde er davon abgelenkt. Doch dann fragte er hart: „Wie viel willst du?“
„Wie bitte?“
Sie starrte ihn an und glaubte, sich verhört zu haben. Rafiq fixierte sie mit eiskaltem Blick. Würde er wirklich bezahlen, um nie wieder etwas mit seinem Kind zu tun haben zu müssen?
Was war er bloß für ein Mensch?
Tiffany gab auf und wandte sich ab. Sie war an diesem Eisblock gescheitert. Immerhin konnte ihre Tochter ihr später nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hatte. Wenn das Mädchen irgendwann wissen wollte, wer sein Vater war, würde sie es erzählen. Rafiq war derjenige, der eine Chance vergab. Nicht sie.
„Ich war blind und taub.“
Tiffany drehte sich zu Rafiq um. Er stand mittlerweile hinter seinem antiken Schreibtisch. Mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar.
„Und es gibt absolut keine Entschuldigung dafür. Ich weiß genau, wie der Trick funktioniert. Erst sollst du kleinere Summen lockermachen, und wenn sie glauben, dass sie dich an der Angel haben, kommt es ganz dick.“
Tiffany war fassungslos. „Du glaubst wirklich, dass ich hierhergekommen bin, um dich zu erpressen? Den Vater meines Kindes?“
Er ließ seinen Blick zu ihrem Bauch wandern, der noch flach war, und schaute ihr dann zornentbrannt ins Gesicht. „Genug jetzt. Es gibt kein Kind und …“
„Bist du wirklich so verrückt, zu denken, dass ich dich erpressen will?“
„Ist es denn nicht so?“
„Nein!“
„Davon kannst du mich nicht überzeugen. Nicht nach allem, was geschehen ist.“
Sie presste die Hände gegen die Schläfen. Warum, in aller Welt, war sie bloß hergekommen? Dieser Mensch dachte nur an sich selbst. Vielleicht war es besser, wenn ihre Tochter ihn niemals kennenlernte.
Langsam wich sie zurück.
„Wo willst du hin?“
„In mein Hotel. Ich bin schwanger, und es war ein langer Flug. Ich bin müde, meine Füße tun weh. Ich brauche eine Dusche und dann ein Bett, um mich auszuschlafen“, sagte sie tonlos.
Mit zwei langen Schritten war er bei ihr und baute sich vor ihr auf. Er verschränkte die Arme vor der Brust und verkündete: „Du bleibst hier.“
Tiffany schüttelte den Kopf. „Das geht nicht.“ Schließlich war er ein alleinstehender Mann. „Außerdem ist mein Gepäck im Hotel.“
„Du wirst nicht allein in der City wohnen. Ich will dich hier unter Aufsicht haben. Wie heißt das Hotel? Ich lasse deine Sachen holen.“
„Du willst mich hier gefangen halten?“
„Unsinn. Du bist mein Gast.“
„Es wäre aber, soweit ich weiß, sehr kompromittierend, wenn ich in deinem Haus wohne.“
Er machte eine abwehrende Handbewegung. „Meine Tante Lily wird dir Gesellschaft leisten. Sie ist die Witwe meines Onkels und die perfekte Anstandsdame. Ihre Tochter Zara studiert im
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