Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Liebeskummer.“
Genug! entschied Rafiq. Er durfte nicht zulassen, dass diese Person seine Tante ausquetschte und dabei Dinge erfuhr, die nicht in die Öffentlichkeit gehörten.
„Wein?“, fragte er Tiffany, um vom Thema abzulenken.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“ Sie wandte sich Lily zu. „Haben Sie noch mehr Kinder?“
„Nein, nur Zara.“
„Ich bin auch ein Einzelkind.“
„Schade, dass Zara nicht hier ist. Sie beide würden sich bestimmt sofort gut verstehen.“
Rafiq biss die Zähne zusammen. Falls Tiffany vorhatte, seine Familie in ihr Intrigenspiel hineinzuziehen, würde sie ihn erst richtig kennenlernen.
„Ich hätte Zara sehr gern getroffen.“
Was sie sagte und wie sie es sagte, das hörte sich immer so aufrichtig an. Und es wirkte. Seine Tante strahlte und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Ich bin sicher, dein Vater und deine Brüder würden Tiffany gern kennenlernen.“
„Das wäre wirklich schön, aber …“
Mit eiskaltem Blick brachte er Tiffany zum Schweigen. „Tiffany wird nicht sehr lange hierbleiben“, stieß er gepresst hervor.
„Wie schade“, entgegnete Tante Lily.
In diesem Moment bereute Rafiq es zutiefst, dass er Tiffany bisher so respektvoll behandelt hatte. Es wäre besser gewesen, sie komplett aus seinem Privatleben herauszuhalten.
„Sie reist morgen ab“, verkündete er hart.
Das Schlafzimmer, wohin Lily und Mina, ein kleines dralles Dienstmädchen, Tiffany brachten, war groß und luxuriös eingerichtet. Durchsichtiger goldfarbener Tüll umrahmte ein Himmelbett mit einladend weißer Leinenbettwäsche. Auf dem edlen Holzfußboden lagen wunderschöne handgewebte Teppiche. Die Fensterläden waren geöffnet und gaben den Blick in den Garten frei, wo sich ein Pool befand. Am Rand des Schwimmbeckens luden Polsterliegen zum Verweilen ein, und nicht weit entfernt plätscherte ein Springbrunnen.
Tiffany hatte das Gefühl, in eine fremde exotische Welt geraten zu sein.
Als sie allein war, zog sie ihre zerknitterten Sachen aus und schlüpfte in ein dünnes Nachthemd. Ihr war ein wenig schwindlig, ab und zu fröstelte sie trotz der Hitze, und irgendwie schien alles seltsam verworren. Sie hatte eben Jetlag.
Neugierig warf sie einen Blick durch die angrenzende Tür, die halb offen stand, und entdeckte eine riesige Badewanne. Die Wasserhähne bestanden aus vergoldeten Delfinen. Tiffany gähnte und ging ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Gleich darauf sank sie völlig erschöpft ins Bett und war in Sekundenschnelle eingeschlafen.
Das Nächste, was sie wahrnahm, war ein lautes Klopfen an ihrer Zimmertür. Ehe sie antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Rafiq erschien. Mit einem merkwürdigen Glitzern in den Augen sah er zu Tiffany hinüber.
Hastig setzte Tiffany sich auf und zog die dünne Decke bis zum Kinn. Noch halb im Schlaf, begriff sie nicht, wie ihr geschah. „Was willst du hier?“, rief sie aufgebracht.
„Das Zimmermädchen konnte dich nicht wecken“, erklärte er kühl. Was immer er gefühlt haben mochte, als er den Raum betrat – es war aus seinem Blick verschwunden.
„Ich war müde“, verteidigte sie sich. „Das habe ich dir gestern mehrmals gesagt.“
„Es ist spät.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Elf Uhr morgens. Ich dachte, du hättest dich aus dem Staub gemacht.“
Sie ignorierte seine letzte Bemerkung. „Elf Uhr? Das kann nicht sein.“
Rafiq kam näher und hielt ihr das viereckige Ziffernblatt seiner Cartier-Armbanduhr unter die Nase. „Sieh selbst.“
Ihr Blick fiel auf sein Handgelenk und seinen muskulösen Unterarm, und sofort war da wieder dieses Prickeln. Dann rief sie sich zur Ordnung. Egal, wie attraktiv Rafiq war – sie durfte sich nicht wieder in seinen Bann ziehen lassen.
„Ich glaube dir auch so“, sagte sie hastig und hoffte, er würde sich zurückziehen, denn die morgendliche Übelkeit meldete sich. Rafiq jedoch wartete. „Würdest du bitte gehen?“, rief sie entnervt.
Doch es war schon zu spät. Tiffany sprang aus dem Bett und rannte ins Bad, wo sie sich übergeben musste.
Als sie sich endlich wieder aufrichtete, zuckte sie erschrocken zusammen. Rafiq stand neben ihr und reichte ihr einen weichen weißen Frotteewaschlappen. Dankbar nahm sie ihn und wischte sich damit das Gesicht ab, die kühle Feuchtigkeit genießend.
„Danke“, murmelte sie.
„Du siehst furchtbar aus.“
„Vielen Dank“, erwiderte sie ironisch.
„Das hier gefällt mir nicht“, konstatierte
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