Die Nacht mit dem Wuestenprinzen
Haus meiner Eltern in Neuseeland wohnen.“ Sie zögerte, weil sie überlegte, ob sie ihm von den ehelichen Schwierigkeiten zu Hause erzählen sollte. Wo ihr Vater war, wusste sie immer noch nicht. Ihr wurde klar, dass das Haus in Auckland vermutlich verkauft werden musste. Ihre Mutter brauchte das Geld. Also setzte sie vorsichtig hinzu: „Obwohl meine Mutter das Haus wahrscheinlich demnächst verkaufen muss.“
„Tiffany …“
Sie wollte kein Mitleid, daher fuhr sie rasch fort: „Es gibt ein kleines Dorf am Meer, wo ich als Kind oft war.“ Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie an die unbeschwerten Zeiten dachte. Alles schien damals so einfach. Sie war so glücklich gewesen. So sollte ihre Tochter aufwachsen. „Dort werde ich leben.“
„Ich dachte, du möchtest meine Familie kennenlernen“, bemerkte er. „Zumindest hast du bei meiner Tante diesen Eindruck hinterlassen.“
„Das stimmt“, gab Tiffany zu. „Es ist ja auch die Familie meiner Tochter. Du jedoch hast mir klargemacht, dass du mich loswerden willst.“
Er zögerte. „Tja, andererseits – warum solltest du sofort abreisen, wenn du doch den langen Weg hierher auf dich genommen hast. Es könnte ja immerhin sein, dass das Kind tatsächlich von mir ist.“
Ihre Tochter brauchte keinen Vater, der ihr Leben wegen eines DNA-Tests aufs Spiel setzte. Tiffany nahm sich vor, alles zu tun, um ihrem Kind eine glückliche Zukunft zu sichern – auch ohne Vater.
Sie zuckte die Achseln. „Interessiert dich das wirklich?“
„Allerdings.“
„Na gut. Wenn das Baby geboren ist und der Nachweis erbracht wurde, dass du der Vater bist, kannst du dir ja überlegen, ob du etwas mit uns zu tun haben willst.“
„Darauf kannst du wetten, dass ich das will.“
Die Ernsthaftigkeit hinter seinen Worten verwirrte Tiffany. Was war in Rafiq gefahren?
„Mein Kind wird nicht unehelich auf die Welt kommen“, flüsterte er. „In meiner Familie gab es noch nie einen solchen Fall.“ Seine Miene blieb ausdruckslos. „Deshalb muss ich wissen, ob ich der Vater bin.“
Aha, dachte Tiffany, und die Furcht kehrte zurück. Ihm ist das Kind egal. Er will bloß den Schein wahren.
„Es spielt überhaupt keine Rolle, ob meine Tochter unehelich geboren wird“, entgegnete sie. „Ich werde sie über alles lieben. Und ich habe nicht vor, einen Mann zu heiraten, nur um irgendwelchen Konventionen zu genügen.“ Selbst Liebe reichte nicht für eine gute Ehe. Das wusste sie von ihren Eltern, die wahnsinnig verliebt gewesen waren. Doch dann war ihre Ehe zur Katastrophe geworden, weil ihr Vater anderen Frauen nicht widerstehen konnte.
Tiffany hatte sich vorgenommen, den Mann, den sie heiraten würde, sehr genau auszuwählen. Er musste nett sein, anständig und ein Familienmensch.
„Oh doch“, widersprach Rafiq und schloss seine Finger um ihr Handgelenk. „Es spielt eine große Rolle.“
Der feste Griff um ihr Handgelenk ließ sie erschauern. „Für mich ist dieser Arzttermin hiermit beendet. Da ich mich dem Eingriff nicht unterziehen werde, können wir auch gehen.“
Je eher sie das Land verließ, desto besser.
„Dann muss ich mich auf dein Ehrenwort verlassen, dass es sich wirklich um mein Kind handelt“, sagte er und schaute ihr fest in die Augen. „Wenn du mich anlügst, wirst du es bereuen.“
„Ich lüge nicht und …“
Er unterbrach ihre hitzige Entgegnung. „Dann haben wir keine andere Wahl, als sofort zu heiraten.“
„Heiraten?“ Tiffany starrte ihn an, als sei er verrückt geworden.
Rafiq unterdrückte ein grimmiges Lächeln. Wusste sie nicht, welche Ehre er ihr erwies? Aber er hatte keine andere Wahl. Und wenn das Baby geboren war, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sich von Tiffany scheiden zu lassen. Sein Kind aber würde er behalten.
„Ich werde dich nicht heiraten.“ Sie riss sich los, doch er fing sie wieder ein.
„Warum nicht? Andere Frauen wären begeistert, wenn ich ihnen einen Antrag machen würde.“ Er kam so nah, dass er das sinnliche Parfüm wahrnahm, das sie immer trug. „Du kannst mir nicht weismachen, dass du so anders auf mich reagierst als all die anderen Frauen.“
Der Ausdruck in ihren Augen veränderte sich, und Rafiq wusste, dass sie sich an die leidenschaftliche Nacht in Hongkong erinnerte. Er hatte es ohne Weiteres geschafft, sie davon zu überzeugen, wie charmant er war. Und das Ergebnis war … Allein der Gedanke daran, was aus dieser einzigen Begegnung entstanden war, hätte ihn
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