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Die Nacht von Granada

Die Nacht von Granada

Titel: Die Nacht von Granada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Brauch!«
    »So und nicht anders sollte eine christliche Taufe sein.« Padre Manolo hielt dem zwingenden Blick mühelos stand. »Ein wahres Fest, da mit diesem heiligen Sakrament eine neue Seele der Erbsünde entrissen und in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen wird – kein Akt der Gewalt und Demütigung.«
    Die Züge des Inquisitors verschlossen sich.
    »Es steht Euch nicht an, die Methoden des Erzbischofs von Toledo infrage zu stellen«, sagte er scharf. »Erst recht nicht, wenn er im Namen der Katholischen Könige vorgeht. Es wird neue Maurentaufen in Granada geben, ob es Euch nun passt oder nicht!«
    »Aber gewiss nicht in meiner Kirche, das hat Erzbischof Talavera mir fest versprochen! Ich bin der Priester dieser Gemeinde und damit verantwortlich für San Nicolás.« Die Stimme des Priesters war fest. »Einmal hab ich mich von Euren wilden Horden übertölpeln lassen. Beim nächsten Versuch werde ich wachsamer sein und schneller reagieren, das solltet Ihr wissen.«
    Lucero schien gar nicht richtig zuzuhören.
    »Man hat mir gesagt, dass unter dem Taufstein eine uralte Krypta liegen soll«, sagte er. »Ist sie eigentlich noch zugänglich?«
    Alles in Padre Manolo sträubte sich gegen diesen neuerlichen Zugriff.
    »Schon seit Langem nicht mehr«, sagte er. »Der Raum ist einsturzgefährdet. Keiner darf ihn betreten.«
    »Führt mich trotzdem nach unten!«
    »Der Schlüssel zur Krypta ist verschollen. Niemand weiß, wo er sich befindet.«
    »Lügt Ihr mich jetzt etwa an, Padre?«, raunzte der Inquisitor. »Ich kann sehr ungemütlich werden, wenn mir die üblen Schwaden der Unwahrheit in die Nase steigen.«
    »Wozu sollte ich Euch belügen?«, sagte Manolo langsam. »Die Krypta ist unzugänglich. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.« Er wandte sich dem großen Portal zu. »Ich würde jetzt gerne zuschließen. Die Abendmesse wird bald beginnen. Und meine Predigtvorbereitungen sind leider noch nicht ganz abgeschlossen.«
    »Lasst Euch von mir nicht abhalten.« Der Inquisitor rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ihr wollt noch bleiben?«
    »Ja, ein wenig, wenn Ihr erlaubt. Euer schönes Gotteshaus lädt mich zu Sammlung und Gebet ein.« Gebieterisch streckte er seine Rechte aus. »Überlasst mir ruhig den Schlüssel. Ich werde später sorgfältig abschließen und ihn Euch hinüber ins Pfarrhaus bringen. Ihr könnt Euch auf mich verlassen!«
    Beten – zu wem und wofür?, hätte Padre Manolo ihm am liebsten entgegengeschleudert. Etwa für das Heil Eurer Seele? Dann müssten Jahrhunderte vergehen, bis Ihr fertig wäret!
    Stattdessen neigte er leicht den Kopf und verließ mit einem unguten Gefühl im Magen sein geliebtes Gotteshaus San Nicolás.
    »Hier kommen wir niemals rein.« Nuris Stimme klang dumpf. »Alles verrammelt und verriegelt. Ich hab es dir gleich gesagt. Wir hätten erst gar nicht herkommen sollen!«
    Lucia wehrte sich gegen die Mutlosigkeit, die sich auch auf sie senken wollte.
    Was hatten sie nicht alles gewagt, um hierher zu gelangen!
    Saida überredet, dass Nuri bei ihr schlafen durfte. Djamila dazu gebracht, ihnen heimlich die Tür aufzusperren und zu versprechen, sie auch wieder hineinzulassen. Aus freien Stücken hatte die junge Maurin sogar Antonios Wein mit einem Schlaftrunk versetzt, damit er ihre Pläne nicht stören konnte.
    Dann der Weg Seite an Seite durch die nachtdunklen, kaum noch belebten Gassen Granadas, eine winzige Ölfunzel in der Hand, die ihnen als Beleuchtung genügen musste, bis sie schließlich das gelbe Haus entdeckt hatten, das Miguel Lucia beschrieben hatte – und nun das!
    »Wir geben nicht auf«, murmelte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Nicht so kurz vor dem Ziel. Wir werden den Hyazinth bei Gaspar finden. Auch wenn unsere Väter nicht daran glauben und uns sogar streng verboten haben, uns in ihre Geschäfte einzumischen. Wären wir junge Männer – sie würden anders reden! Aber wir werden ihnen beweisen, dass auch Mädchen denken können. Vorher gehen wir nicht heim!«
    »Dann wirst du wohl die ganze Nacht vor diesem Haus stehen müssen«, sagte Nuri. »Bis die ersten Nachbarn wach werden und sich fragen, was zwei Mädchen …« Sie schrie erschrocken auf, weil plötzlich etwas Weiches ihre Wade gestreift hatte, dann begann sie erleichtert zu lachen. »Fuego!«, sagte sie. »Der Kleine ist uns offenbar den ganzen Weg hierher gefolgt.«
    Der Kater drückte seinen Kopf an ihre Beine und ließ sich streicheln. Doch bereits nach Kurzem schien er genug zu haben und

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