Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht von Shyness

Die Nacht von Shyness

Titel: Die Nacht von Shyness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
gefahren?«
    Ich zucke die Achseln. »Nichts.« Es kümmert ihn gar nicht, in was für eine Gefahr er sich gerade begeben hat.
    Ich wende meinen Trick an: Ich gehe weg, raus aus meinem Kopf, raus aus meinem Körper, bis alles egal ist. Ich bin Welten entfernt. Das Zittern ist vorbei. Die Nachtluft hat mich festgefroren, ich bin kalt und hart durch und durch.
    »Lass das«, sagt Wolfboy mit schwacher Stimme.
    »Was?«
    »Zeig mir nicht die kalte Schulter. Sag mir, was ich falsch gemacht hab.« Er hört sich klein und niedergeschlagen an – so gar nicht wie der jaulende Junge, den ich vor Stunden im Pub kennengelernt habe. Es wäre leichter, wenn er sauer wäre. »Wenn ich wüsste, was ich falsch gemacht habe, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht, oder?«
    Ich stoße einen dünnen Luftstrom aus. »Legst du es vielleicht darauf an, dabei draufzugehen?«
    Wolfboy starrt mich an.
    »Wie konntest du nur hinter dem Wagen herlaufen?Wir wissen doch gar nicht, was das für Leute sind. Willst du, dass sie dich umbringen?«
    Ich dachte, ich wäre besorgt, aber es kommt wütend heraus. Ich nage an der Unterlippe, während Wolfboy mich ansieht, als wäre ich eine scharfe Handgranate.
    »Der Wagen kam mir bekannt vor«, entgegnet er ruhig. Er steigt nicht auf meinen wütenden Ton ein. »Ich bin los, ohne nachzudenken, rein instinktiv. Ich hab keinen Todeswunsch. Denk das bloß nicht.«
    Meine Wut verpufft so schnell, wie sie gekommen ist. Am liebsten würde ich die Worte zurücknehmen. Ich habe losgeplappert, ohne nachzudenken.
    »Willst du, dass ich mich entschuldige?«
    Ich denke ein paar Sekunden nach. Es könnte nicht schaden.
    »Ja«, sage ich schließlich, obwohl es noch gar nicht lange her ist, dass ich ihm gesagt habe, er soll sich nicht andauernd entschuldigen. »Das hätte was.«
    »Tut mir leid«, sagt er aufrichtig, und den Bruchteil einer Sekunde lang sehe ich den kleinen Jungen auf dem Baum. Ich spüre ein warmes Leuchten im Innern.
    »Ich dachte, so hättest du dir das vorgestellt«, sagt er. »Und wir haben schon was herausgefunden. In Orphanville geht mehr vor sich, als wir ahnten.«
    Ich riskiere einen Blick in seine Augen. »Ich komme mir blöd vor. Es war ja meine Idee, aber es ist viel unheimlicher, als ich geglaubt habe. Beim ersten Anzeichen von Gefahr kriege ich das große Flattern, während du einen auf Superman machst.«
    »Keine Sorge. Du musst dich erst warm laufen.«
    Plötzlich fällt mir ein, was Blake bei Wolfboy zu Hausegesagt hat. Ihr wisst nicht, wie diese Leute sind. Leute, nicht Kidds. Sie wusste, dass Erwachsene dabei sind.
    »Es ist logisch, dass Erwachsene hier sind, oder?«
    , sage ich. »Wenn die Kidds die ganze Zeit durchgeknallt sind, muss jemand Vernünftiges die Verantwortung übernehmen. Und das sind ja wohl kaum die Affen.«
    Wolfboy grinst und entblößt dabei seine weißen, spitzen Schneidezähne.
    »Dachtest du, wir finden Koboldäffchen in der Penthouse-Suite, die auf Stapeln von Goldbarren hocken?«
    »Ja, genau. Mit riesigen Taschenrechnern in ihren winzigen Händen und Koks an den Barthaaren.«
    Bei der Vorstellung müssen wir grinsen.
    Wolfboy legt mir eine Hand aufs Knie. »Ich kann das auch allein durchziehen. Ich nehm’s dir nicht übel, wenn du lieber umkehren willst. Du hast schon genug getan.«
    »Nein. Ich hab dich dazu überredet. Jetzt lasse ich dich nicht hängen.«
    Wolfboy rappelt sich auf und reicht mir eine Hand. »Das Gute ist, dass wir jetzt viel näher an Nummer sechs sind.«
    »Apropos«, sage ich, lasse mich von ihm hochziehen und atme tief durch. Jetzt müssen wir mal herausfinden, ob ich mit meinem Verdacht richtig liege. »Ist dir auch aufgefallen, dass Nummer sieben irgendwie anders aussieht?«

21
    Das wird nicht so einfach, zu den anderen Gebäuden zu gelangen. Der Wagen parkt immer noch mit ausgeschalteten Scheinwerfern am Ende des Weges, und wir wissen nicht, ob die Männer und die Kidds noch drin sind. Allein dafür, dass wir den Handel zwischen ihnen beobachten konnten, hat sich der Einbruch gelohnt. Das hat alles etwas zu bedeuten, und ich will herausfinden, was.
    »Ein Stück zurück sind wir außer Sichtweite«, flüstert Wildgirl.
    Denselben Gedanken hatte ich auch gerade.
    Wir gehen so zurück, wie wir gekommen sind, bis der Weg gerade verläuft und das Auto nicht mehr zu sehen ist. Ich zeige auf einen weiteren Schuppen, stoße Wildgirl an und zeichne mit dem Finger einen Weg in die Luft. Der Abstand zwischen sechs und sieben ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher