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Die Nacht von Shyness

Die Nacht von Shyness

Titel: Die Nacht von Shyness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Decken, eine Kiste mitSpraydosen steht rum. Ein Death-Metal-Poster hängt an der Wand und es stinkt bestialisch. Ich halte mir die Nase zu, gehe hinein und sehe mich schnell um. Von dem Hauptraum gehen eine Küche ab, in der lauter Laborgeräte herumstehen, und ein vergammeltes Bad. In einem weiteren winzigen Zimmer liegen eine Luftmatratze und ein Schlafsack auf dem Boden.
    Sieht so aus, als befänden wir uns auf einer ganz normalen Wohnetage. Die nächsten Türen sind alle unverschlossen. Eine führt in eine leere Wohnung mit einer ausgebrannten Küche. Die nächste ist mit HiFi-Kram zugestellt. Im Schlafzimmer steht statt eines Bettes eine Stereoanlage, die von einer Wand zur anderen reicht. Die Küche ist unbenutzt. Am Ende des Flurs befindet sich ein offenes Raucherzimmer. Ich gebe mit einem Finger das Zeichen umzudrehen. Wildgirl geht zurück, bleibt jedoch erneut vor der verriegelten Tür stehen.
    Ich starre auf den Riegel und schätze das Risiko ab. Er sieht nicht sehr stabil aus. Die Schrauben könnte ich wahrscheinlich ziemlich schnell rausdrehen. Aber wenn es ein Schutzraum wäre, müsste er dann nicht besser gesichert sein? Wildgirl legt mir eine Hand auf den Arm. Sie will gerade etwas sagen, als wir einen Rumms am Ende des Flurs hören.
    Der Aufzug.
    Mir bleibt keine Zeit zum Denken.
    Ich fasse sie an der Hand und wir rennen zu der Treppe hinter dem Aufzug. Wir haben höchstens ein oder zwei Sekunden. Wir sind gerade durch die Glastür, als es Pling macht.
    Der Aufzug geht auf und wir stehen genau davor, starrvor Schreck. Drei Männer in Anzügen starren uns an, und in der Ecke steht blass der Gnom.
    Wildgirl fasst mich am Arm und zieht mich weg. Sie rast die steile Treppe zum Dach hoch. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Wir sind draußen in der Nacht und schauen uns panisch um, bevor ich auch nur darüber nachdenken kann, dass wir so richtig in der Falle sitzen.

26
    Wieder ein Betonviereck, begrenzt von einer Betonmauer, mit dem schwarzen Himmel darüber und einem einzigen Zugang. Der Gnom und die Anzugmänner können nur ein paar Meter entfernt auf der anderen Seite der Tür sein. Ich ramme die Klinke mit der Hand nach oben, damit sie sich von der anderen Seite nicht herunterdrücken lässt. Mit tellergroßen Augen sehen wir uns an.
    »Schnell.«
    Ich habe nur einen Gedanken: weg von der Tür und ein gutes Versteck suchen. Wir laufen um Farbdosenstapel, zerknüllte Abdeckplanen und farbbespritzte Leinwandtücher herum. Wir brauchen irgendwas Großes! Ich springe über eine ausrangierte Schreibmaschine und werfe blitzschnell einen Blick zurück.
    Die Tür geht auf und die drei Männer treten mit dem Gnom aufs Dach. Die Anzugmänner stellen sich um die Tür herum auf. Der Gnom bleibt etwas zurück, silhouettenhaft hebt er sich gegen das gelbliche Licht ab.
    Ich ziehe Wildgirl hinter eine stehende Leiter, über der ein Laken hängt. Nicht optimal, aber es geht. Wir kauern in der hintersten Ecke des Daches, weiter könnten wir von den Männern nicht entfernt sein.
    Ich spähe durch die Sprossen. Ein Riss im Laken bildetden perfekten Rahmen für einen der Männer. Reglos wie eine Statue steht er da und sucht mit seinem Blick das Dach ab. Sein Gesicht ist halb von einer Sonnenbrille verdeckt. Ich glaube nicht, dass das einer der Männer ist, die ich vorhin am Wagen gesehen habe, aber irgendwie kommt er mir bekannt vor. Er bedeutet dem zweiten Mann, die Rückseite des Treppenhauses abzusuchen, den dritten schickt er in unsere Richtung. An der Art, wie er dasteht, kann man erkennen, dass er mehr ist als nur einer von der Security.
    Ich schaue mich um, ob es irgendwas in Reichweite gibt. Ein Eimer mit Farbrollen wird nicht viel nützen. Ein Stapel alter Eierkartons ebenso wenig. Könnte ich mit der Leiter eine Brücke zum nächsten Gebäude bauen? Nein. Viel zu gefährlich.
    Wildgirl duckt sich noch tiefer als ich und linst um die Leiter herum. Sie zieht die Forke aus dem Gürtel und starrt den sonnenbebrillten Mann an.
    »Den Typ kenne ich«, flüstert sie. Sie zieht an meiner Jeans. Vor Verblüffung steht ihr der Mund offen. »Das ist Doktor Gregory!«
    Ich spähe durch den Riss im Laken.
    Sie hat recht. Jetzt hat er die Sonnenbrille abgenommen – er ist es, eindeutig. Mit Anzug und langem schwarzem Mantel, die rötlich braunen Haare mit Gel nach hinten frisiert, sieht er aus wie ein anderer Mensch. Seine Haut ist immer noch orangefarben, aber das Zahnpastalächeln ist grimmig geworden.

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