Die Nacht wird deinen Namen tragen (German Edition)
ihnen zu sein schien. Leise stöhnte er auf. Sie hielt inne, drückte dann langsam die Knie durch, bis die Verbindung zwischen ihnen abzureißen drohte, um erneut still zu halten. Heftig setzte sie sich wieder auf ihn, rieb sich gegen ihn, um gleich darauf von vorn zu beginnen. Während Maximilian schneller atmete, schien Laura ruhiger zu werden. Sie blieb in ihrer Bewegung versunken, spürte dem Widerstand nach, mit dem sie ihn in sich eindringen ließ, und dem Gefühl des Loslassens, wenn sich ihr Becken wieder hob, seinem Körper unter ihr, den sie in seiner ganzen Größe zu umschließen meinte.
Kurz bevor er kam, beugte sie sich wieder vor und legte ihm die Hände auf die Brust. Während ihre Bewegung gleichmäßiger und fordernder wurde, beobachtete sie ihn aufmerksam. Als sie ihn schließlich in sich spürte, drückte sie sich noch einmal fest gegen ihn. Eine ganze Weile blieb sie ruhig auf ihm sitzen. Dann küsste sie ihn auf die Stirn, sie küsste ihn so wie sie einst ihren schlafenden Sohn geküsst hatte. Ohne ein Wort stand sie auf und ging ins Bad.
Als Laura drei Monate später schließlich starb, starb sie leicht. Sie war eine jener Tote, die zu schlafen scheinen, fast ein Lächeln auf den Lippen haben, wenn sich ihr Gesicht entspannt. Sie kämpfte nicht, sie quälte sich nicht. Der Tod kam zu ihr wie etwas Notwendiges, etwas was man weder Aufhalten noch Beschleunigen kann, was man sich weder wünschte noch fürchtete. Ruhig schlief sie ein.
10 . Kapitel
Es war eines jener Tage im September, an dem die Luft schon ein wenig feucht ist. Das Meer geht in den Himmel über, ohne eine sichtbare Grenze, ohne einen Horizont, und die Schiffe fliegen, so wie die Flugzeuge zu schwimmen scheinen. Die Häuser der Dörfer schweben über den Hügeln wie Wolken, und die Wolken liegen in den Tälern wie blasse sumpfige Seen. Es war an einem solchen Tag, als Vieri zum letzten Mal in seine Maschine stieg.
Er war früh aufgestanden. Er hatte den zerbrechlichen Schlaf der zum Tode Verurteilten geschlafen, jenen Schlaf, der kaum mehr als ein Schließen der Augen ist, ein Nachlassen der Spannung im Nacken, in den pochenden Schläfen, kaum mehr als ein Schwimmen auf der Oberfläche eines flüchtigen Traumes. Und ein Erschrecken über jedes Geräusch, jedes Knacken im Holz, jedes Blatt, das gegen die noch dunkle Scheibe fliegt.
Im Zimmer liegt noch schwer die Feuchte der Nacht. Die Scheibe ist beschlagen, und er wischt mit der Hand darüber, um hinaus zum Hangar zu sehen, auf das Flugfeld, das in den mondlosen Morgen hinausführt. Es ist kalt. Mit zitternden Händen entzündet er die Kerze. Dann zieht er sich an, langsam und sorgfältig.
Draußen im Gang sitzt Giovanni. Der Freund schreckt hoch, als die Tür aufgeht, salutiert, um dann verlegen den Arm zu senken. Vieri legt ihm eine Hand auf die Schulter, nickt.
„Ich muss mit dir gehen“, sagt Giovanni, und Vieri nickt erneut.
Der Morgen ist grau und gleichförmig. Die Gaslampen schwimmen wie bläuliche Inseln im sich lichtenden Nebel. Es ist still.
Erst als sie auf den Vorplatz treten, hören sie die Vögel. Vieri geht ein paar Schritte auf das Flugfeld hinaus. Er sucht mit den Augen die Stelle, an der die Räder das sonnenverbrannte Gras loslassen, dort, wo die Startbahn sich senkt, um fast senkrecht ins Meer zu stürzen. "Man fliegt von allein, muss die Höhenruder kaum berühren", hatte ihm sein Ausbilder am ersten Tag gesagt, an einem Tag mitten im Krieg, "streichle sie nur, zieh den Steuerknüppel so sanft an dich, so vorsichtig, wie du deine Mutter an dich ziehen würdest oder deine Schwester", und Vieri hatte an Laura gedacht, an den Abschied, an ihren letzten Spaziergang hinunter zur Verladestation, als er sie an sich gezogen hatte, um sie zu trösten, und ihr wiederzukommen versprach. "Ein Flugzeug wird über den Strand fliegen", hatte er ihr ins Ohr geflüstert, "ein Flugzeug, weiß wie der weißeste Stein und leicht und schnell wie ein Vogel, und alle im Dorf werden staunend zusammenströmen, und du wirst sagen: Das ist Vieri, der Pilot, das ist mein großer Bruder." - "Wirst du kommen, wirklich?" - "Ja, ich werde kommen."
Und plötzlich hört er das Meer. Das dunkle Grollen der Wellen, die sich unten in den Felsen brechen, die Schaumkronen, die der auffrischende Wind mit sich reißt, schnell und heiser wie das Fauchen eines Tieres. Er fröstelt. Mit klammen Fingern legt er sich den weißen Schal enger um und knöpft die mit Lammfell gefütterte
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