Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
noch ein Teenager war. Opfer sexuellen Missbrauchs schlagen in der Regel zwei Wege ein. Entweder verschließen sie sich dem Sex oder aber sie entwickeln eine Hypersexualität. Und weder das eine noch das andere ist gesund, Jake. Vergiss das nicht. Du wirst einen sexuellen Mittelweg finden müssen, der dich glücklich macht und der gesund ist. Du solltest den Sex genießen, dich aber nicht von ihm bestimmen lassen.
Ließ er sich von dem Sex mit ihr bestimmen? Ließ sie sich von ihrem gemeinsamen Sex bestimmen?
Auf dem Schiff hatte er sich von seinem Verlangen bestimmen lassen. Das wusste er. Als es zu den fraglichen Momenten gekommen war, hatte er alles ausgeblendet, was Dr. Jim ihm geraten hatte. Carly war bei ihrer ersten Begegnung sexuell äußerst verschlossen gewesen. Und was hatte er getan? Er hatte sie in ein hypersexuelles Verhalten gedrängt.
Seltsam. Auf dem Schiff war ihm das Ganze wunderbar einfach und richtig vorgekommen, denn es stellte eine Abkehr von der Frau dar, die mit niemandem Sex haben konnte, ohne sich vorher zu verkleiden. Doch jetzt wurde ihm klar, dass dieses Denken Risse aufwies.
Und zwar weil er Risse aufwies.
Jake hatte sich immer für so verdammt achtsam gehalten und stets gedacht, dass er mit seinen Problemen äußerst gut umging. Doch die Wahrheit war, dass er so gut damit umzugehen gelernt hatte, dass er irgendwann nachlässig geworden war. Er war dem Muster verfallen, nur mit unterwürfigen Frauen auszugehen. Und dann war Carly gekommen und hatte alles auf den Kopf gestellt. Alles!
Irgendwie hatten ihre Probleme seine eigenen Themen wieder dichter an die Oberfläche dringen lassen. Und ihr Bedürfnis, beim Sex möglichst die Oberhand zu haben, hatte sein Bedürfnis nach Kontrolle umso stärker werden lassen.
Nein, sie hat nichts dagegen, dass du beim Sex das Sagen hast. Das hat sie dir schließlich erzählt. Vielleicht heißt das also, dass alles in Ordnung ist. Vielleicht heißt es, dass du dich wieder mal in einer dieser bequemen Beziehungen befindest, in der beide damit zufrieden sind, dass du den Ton angibst.
Aber was hatte er wirklich getan, als Carly ihm die Kontrolle überlassen hatte? Jake hatte das Gefühl, ihr Vertrauen missbraucht zu haben. Er hatte sie zu Dingen gedrängt, zu denen er sie nicht hätte drängen sollen. Dinge, die wahrscheinlich alles andere als gut für sie waren. Mist! Er war zehn Jahre zu Dr. Jim gegangen – seine gesamte Kindheit über. Wie hatte er es da für eine gute Idee halten können, Carly zu ermutigen, sich auf einen Vierer einzulassen – und das ein paar kurze Wochen, nachdem sie sich ihren Dämonen gestellt hatte? Du bist echt ein Mistkerl, Lockhart!
Und doch … abgesehen von einigen kurzfristigen Zweifeln schien sie ganz einverstanden damit gewesen zu sein. Auf der Rückfahrt nach Hause hatte sie ihm gesagt, wie machtvoll und befreit sie sich nach ihrem gemeinsamen Erlebnis gefühlt hatte. Als hätte man sie endlich aus einem unsichtbaren Käfig herausgelassen. War das denn nicht gut?
Mist! Er wusste es nicht mehr. Er wusste gar nichts mehr.
Ganz ehrlich, würde Dr. Jim noch unter den Lebenden weilen, Jake würde ihn anrufen, um die Sache mit ihm zu besprechen. Aber der Mann war vor zehn Jahren im Alter von fünfzig an einem Herzinfarkt gestorben. Jake war damals ziemlich fertig gewesen und hatte sogar an der Beerdigung teilgenommen. Dass er Dr. Jim allerdings jemals wieder brauchen würde, das hätte er niemals gedacht. Und mit irgendeinem x-beliebigen Seelenklempner über seine tragische Vergangenheit oder seine komplizierte Gegenwart zu reden, dazu hatte er nun wirklich keine Lust.
Du musst die Sache eben allein für dich klären. Verdammt, wenn zehn Jahre Therapie nicht gereicht haben, dann würden auch weitere Sitzungen nichts nützen. Also denk nach. Finde eine Lösung.
Dabei war er nicht mal im Ansatz so besorgt über seinen Seelenfrieden wie über den von Carly. Schließlich liebte er sie. Und er wollte sie vor allem Übel beschützen. Aber schon allein dieser Gedanke schien im direkten Gegensatz dazu zu stehen, dass er sie ermutigt hatte, die Schwänze seiner Freunde zu lutschen, während er sie fickte. Es kam ihm vor wie ein Beweis, dass er eben doch nicht wusste, was gut für sie war. Dass es ihm eben doch nicht um ihren Seelenfrieden ging und er sie stattdessen in Gefahr brachte.
Du bist nichts weiter als ein egoistischer Mistkerl! Sex konnte einen dazu verleiten, egoistisch zu werden. Jake befürchtete, irgendwann
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