Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
sie schließlich zu Hause ankam, würde es sein, als hätte der vergangene Abend niemals stattgefunden.
Der morgige Tag würde fast normal verlaufen. Die Erinnerungen, die Empfindlichkeit, die sie zwischen den Beinen spürte, und gewisse Dessous würden ihn zu einer Art Übergangstag machen, der sie zurück ins wahre Leben führte. Und ansonsten würde sie einfach das tun, was sie jeden Tag tat und sich wieder wie ihr wahres Selbst fühlen.
Der übernächste Tag würde dann schon wieder völlig normal sein. So wie jeder Tag – bis zum nächsten Mal. Das nächste Mal, wenn die schmutzige Gier wieder an ihr zu nagen beginnen würde. Diese Gier, die nur dadurch beschwichtigt werden konnte, dass sie irgendwo hinfuhr, wo niemand sie kannte, um sich einer Nacht voll heißem, unverbindlichem Sex hinzugeben.
Sie schlich in ihren High Heels mit vorsichtigen Schritten über den Teppich zur Tür, blieb dann aber noch einmal kurz stehen und drehte sich um. Sie schaute erst Colt, dann Jake an. Zwar hatte sie sich zu beiden sehr hingezogen gefühlt, aber zu Jake schon ein bisschen mehr als zu seinem Freund. Sie nahm an, dass er im wahren Leben ein guter Kerl war. Vielleicht war er Pilot oder Fotograf. Vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall war er sicher ein guter Kerl. Ein guter Kerl, der sie gerade um den Verstand gefickt hatte. Und das war letzten Endes alles, was zählte und die einzige Erinnerung an ihn, die sie bewahren würde. Schließlich war er nicht ihr erster One-Night-Stand gewesen. Und bestimmt auch nicht ihr letzter.
Noch ein Blick, und sie war aus der Tür, stand im Flur, ging die Treppe hinunter und setzte sich hinter das Steuer ihres Wagens. Ein paar Ampeln und sie würde Traverse City hinter sich gelassen und die schnurgeraden, weiten Straßen des ländlichen Michigan erreicht haben, eine Gegend mit sehr wenig Verkehr um diese Zeit.
Bald würde sie zu Hause in ihrem Bett liegen. Über dem kleinen Laden auf der Hauptstraße von Turnbridge.
Und dann würde sie wieder Carly Winters sein. Die Frau, die Möbel noch auf altmodische Weise in Handarbeit herstellte. Genau wie ihr Vater vor ihr. Dreimalige Gewinnerin des Kuchenwettbewerbs beim Festival zum 4. Juli in Folge. Der Liebling des Ortes.
Wenn die nur wüssten …
Kapitel 4
Carly mochte Rituale und Gewohnheiten. Normalerweise fiel sie in ihrer Wohnung über dem Laden nach den Spätnachrichten gegen halb zwölf ins Bett. Aber egal, wie spät sie auch zu besonderen Gelegenheiten zu Bett gegangen war – zum Beispiel bei einem der Ausflüge an den Lake Michigan –, wachte sie doch jeden Morgen um halb acht Uhr auf. Und das mit oder ohne Wecker. Dann ging sie in die Küche, nahm ein leichtes Frühstück mit Toast oder vielleicht auch einen Muffin von Beth Annes Bäckerei zu sich und begrüßte danach den dicken Kater, der um diese Zeit bereits unter dem Tisch um ihre Beine schlich. Schließlich zog sie sich an und ging nach unten, um mit ihrer Arbeit zu beginnen.
Der Laden öffnete zwar erst um zehn Uhr – sonntags sogar erst um die Mittagszeit –, aber diese ganz frühen Morgenstunden mochte sie dort am meisten. Sie genoss es, sich ganz ohne jede Störung in ihre Arbeit versenken zu können. Nur sie und das Holz und ihre Werkzeuge. Sie mochte den Blick auf die ruhige Straße vor dem großen Schaufenster. An Sommertagen wie diesem war der Morgen in der Regel hell und klar, und man konnte andere Ladenbesitzer sehen, die zur Arbeit gingen oder vielleicht auch jemanden, der auf der Hauptstraße seinen Hund Gassi führte. Der Sommer war hier die belebteste Jahreszeit, in der in Turnbridge die meisten Geschäfte gemacht wurden. Und auch wenn die Wintertage ihr eher zusagten, so war der Sommer doch unverzichtbar. Schließlich erwirtschaftete sie fünfundsiebzig Prozent ihrer Einnahmen in der Zeit zwischen Mai und September.
Dieser bestimmte Junimorgen war genau wie alle anderen. Ein Erdbeermuffin, den sie gestern bei Beth Anne gekauft hatte, gab ein herrliches Frühstück ab, und als sie danach ihre Kaffeetasse zur Spüle trug, bückte sie sich kurz, um den großen grauen Angorakater zu streicheln. »Morgen, Oliver«, begrüßte sie den vertrauten Gefährten.
Der Kater war ein sehr ernstes Tier, er sah aus, als würde er hier das Sagen haben. Aber wenn sonst niemand da war, kam durchaus seine bedürftige Seite zum Vorschein, die ihn dazu brachte, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie lächelte ihn an und sinnierte kurz darüber, wie sie beide sich
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