Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
manchmal … verstellten.
Aber ihr Lächeln verschwand so schnell, wie es gekommen war. Sie dachte nicht gerne darüber nach. Manchmal drehte sich ihr bei dem Gedanken regelrecht der Magen um. Die junge Frau hatte eine sehr ambivalente Beziehung zu ihrem Doppelleben und ihren heimlichen Samstagabenden in Traverse City. Wenn man das Ganze aus der Distanz betrachtete, schien es in gewisser Weise eine unanständige, aber doch eine großartige und aufregende Sache zu sein. Aber auf der anderen Seite … war es auch nicht gerade ein schönes Geheimnis. So wie die meisten Geheimnisse, nahm sie an. Es war die Art von Aktion, von der sie manchmal gar nicht glauben konnte, dass sie sie wirklich in die Tat umgesetzt hatte – und das schon diverse Male. Und sie war sich auch nicht sicher, aus welchem Grund sie das tat.
Nein, halt. Das stimmte nicht. Sie wusste es sehr wohl. Zumindest auf körperlicher Ebene. Sie tat es immer dann, wenn sie Sex brauchte.
Aber weshalb sie sich nicht einfach einen netten Kerl suchen und ein nettes, normales Sexleben wie andere Leute führen konnte, das wusste sie eben nicht.
Sie schüttelte den Kopf, um klarer zu werden, sprang kurz unter die Dusche und zog sich dann an. Als sie nur mit einem Handtuch bekleidet in ihre Unterwäscheschublade griff, fiel ihr ein kleiner Fetzen roséfarbener Spitze auf, der aus einer anderen Schublade hervorschaute – ihrer Dessousschublade. Sie öffnete sie, stopfte das Höschen ganz tief hinein und schloss sie dann schnell wieder. Fast, als würde die Schublade nicht existieren, wenn sie nicht allzu genau hinsah. Wie konnte sie nur so viel Freude an etwas haben, für das sie sich in anderen Momenten einfach nur … schämte?
Sie erschauderte kurz und griff nach einem praktischeren Slip – pinkfarbene Baumwolle mit schwarzen Punkten. Dann schlüpfte sie in einen schlichten schwarzen BH, eine Jeans und zog sich schließlich ein T-Shirt mit »University of Michigan«-Aufdruck über. Dort war sie zwar nicht aufs College gegangen – sie war nirgendwo aufs College gegangen –, aber ihre Freundin Dana war dort eingeschrieben gewesen und hatte ihr das T-Shirt vor zehn Jahren zu Weihnachten geschenkt. Was die Jeans anging, die trug sie jeden Tag im Laden, denn ihre Arbeit war schmutzig und staubig, und sie konnte ihre Hände daran abwischen, ohne dass man den Dreck sofort darauf sah. Zum Schluss schnappte sie sich noch ein dunkelblaues Gummiband und band ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen – eine weitere praktische Maßnahme für die Arbeit.
Carly verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, an einer altmodischen Krippe zu arbeiten. Dana war mit ihrem ersten Kind schwanger. Sie war die Frau von Hank Willis, einem örtlichen Feuerwehrmann, und arbeitete Teilzeit im Antiquitäten laden ihrer Mutter am anderen Ende der Straße. Die Krippe sollte ein Geschenk für eine Feier sein, die Carly und Beth Anne im Herbst für sie geben wollten, kurz bevor der Wonneproppen im November auf die Welt kam.
Doch nachdem sie einen alten Hobel ihres Vaters zur Hand genommen hatte, um damit ein Eichenbrett zu glätten, wanderten ihre Gedanken von der Feier hin zu … dem bestimmten Höschen, das sie gerade oben gesehen hatte. Hin zum letzten Mal, als sie es getragen hatte. Zwei Männer. Die Erinnerung raubte ihr fast den Atem. Konzentrier dich auf das Holz. Verlier dich in dem Holz.
In diesem Moment sah sie aus den Augenwinkeln, wie ihr jemand durch das Schaufenster hindurch zuwinkte. Tiffany Cleary war vierzehn Jahre alt und kam oft vorbei, um ihr Gesellschaft zu leisten und Oliver zu beschmusen. Sie ging gerade an der großen Glasscheibe vorbei, auf der in Goldbuchstaben WINTERBERRYS HOLZHANDWERK UND EDLE MÖBEL geschrieben stand. Carly hob die Hand, um den Gruß zu erwidern, wandte sich dann aber wieder ihrer Arbeit zu.
Ach, vielleicht hätte sie Tiffany einfach hereinbitten sollen – auch wenn der Laden noch lange nicht öffnete. Dann wären ihre Gedanken ganz sicher nicht sofort wieder zu den Ereignissen ihres letzten Ausflugs nach Traverse City vor einem Monat zurückgewandert. Der Sex war unglaublich, teilweise aber auch durchaus verstörend gewesen. Und zwar wegen dieses Jake – und der Ahnung, dass er irgendwie wusste, dass anderes in ihr steckte, als man auf den ersten Blick sah. Doch da das bisher keine weiteren Konsequenzen nach sich gezogen hatte, blieben ihr nur die Gedanken an das unbeschreiblich heiße Verlangen dieses Abends. Das Problem war nur, sie
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