Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
bestellte Carly fast jeden Tag ihr Mittagessen. Aber nur im Sommer, denn der Winter war eher eine Art Ruhezustand für sie, in dem sie lieber nach oben in ihre Wohnung ging und sich irgendwas aus dem Kühlschrank holte. Ansonsten fand sie es gut, mal rauszukommen, einen kleinen Gang zu machen und ein wenig frische Luft zu tanken.
»Schubert’s?« Frank Schubert, ein freundlicher Mittfünfziger, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte, ging selbst an den Apparat.
»Hey! Hier ist Carly. Ich wollte mein Mittagessen bestellen.«
»Schinken und Käse auf Weißbrot mit Mayonnaise?«, fragte er.
Sie neigte dazu, jeden Tag dasselbe zu bestellen. »Ganz genau.« Doch es war ihr egal, ob das nun langweilig wirkte. Für sie waren diese Rituale eine Möglichkeit, ihrem Tag eine Struktur zu geben und ihn überschaubar zu halten.
»Ist in fünf Minuten fertig«, sagte er, und sie teilte ihm mit, dass sie sofort rüberkommen würde.
Das kleine Restaurant lag nur ein paar Schritte von ihrem Laden entfernt. Über der Tür hing noch immer das verblichene SCHUBERT’S-Schild aus Carlys Kindheit. Als sie das Restaurant betrat, schlug ihr die kühle Luft der Klimaanlage entgegen. Ein paar der Tische im Essbereich waren besetzt, und an der Bar saßen einige Polizisten des Ortes in dunkelblauen Uniformen.
Frank, dessen graues Haar sich immer mehr lichtete, stand hinter dem Tresen und plauderte mit den Polizisten. Carly stellte sich zwischen zwei unbesetzte Hocker, wo er sie sehen konnte.
Er lächelte ihr zu, griff unter den Tresen und holte eine braune Tüte mit ihrem Sandwich und eine Tüte mit Chips hervor. »Macht vier neunundneunzig«, erklärte er und drückte auf ein paar Tasten der altmodischen Kasse, die hinter der Mahagoni-Bar stand. Während sie in ihrer Handtasche nach einem Fünfer suchte, unterhielt er sich weiter mit einem der Polizisten. »Sie könnten keine nettere Kleinstadt finden als Turnbridge, wenn Sie mich fragen. Glauben Sie mir, nach ein paar Monaten werden Sie nie wieder weg wollen.«
Während Carly Frank das Geld reichte, stellte er ihr seinen Gesprächspartner vor. »Das hier ist der neue Officer, den die Stadt gerade eingestellt hat. Jake Lockhart.« Und als der uniformierte Mann, der zwei Stühle von ihr entfernt saß, sich umdrehte, dauerte es keine Sekunde, bis sie erkannte, um wen es sich handelte. Es war ihr blauäugiger Fremder!
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube und ihr wurde schwindelig. Jake, der in seiner Uniform geradezu schockierend respektabel, wenn auch ebenso attraktiv aussah, legte den Kopf ein wenig zur Seite und wirkte durchaus verwirrt, als er sie ebenfalls erkannte. Mist! Mist, Mist, Mist!
»Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie mit leiser Stimme, sah dann sofort beiseite und griff nach ihrer Tüte. »Den Glückspenny darfst du behalten«, rief sie Frank noch zu, bevor sie fluchtartig das Weite suchen wollte.
»Desiree?«, fragte der neue Cop, und ihr Herz begann geradezu schmerzhaft zu wummern.
Mist, Mist! Sie stand einfach nur da, die Gesichtszüge eingefroren.
»Nein, Sir, das ist Carly Winters«, korrigierte ihn Frank. »Sie betreibt Winterberry’s gegenüber. Sie haben den Laden wahrscheinlich schon gesehen. Sie macht wirklich wunderschöne Möbel. Sie sollten mal vorbeischauen und sich ihre Arbeiten ansehen.«
Jake blinzelte und schaute sie dann an. Wäre sie eine bessere Schauspielerin gewesen, hätte sie ganz ungerührt oder sogar verwirrt tun können – so wie man eben reagiert, wenn man mit jemandem verwechselt wurde. Aber das kurze Zeitfenster, in dem das möglich gewesen wäre, war verstrichen. Er sah zweifellos in ihren Augen, dass er recht hatte und sie nur eine Lügnerin war – eine Lügnerin, die eine ganz andere Identität hatte als die, die sie ihm präsentiert hatte. Eine Lügnerin, die ebenso unbekümmert mit zwei Unbekannten gefickt hatte, wie sie jetzt in dieses Restaurant gekommen war, um ihr Mittagessen abzuholen.
Sie schluckte trotz des plötzlichen Kloßes in ihrem Hals. »War wohl ein Irrtum. Verzeihung«, erklärte Jake, den Blick weiter fest auf sie gerichtet.
Carly schüttelte nur leicht den Kopf, denn zu etwas anderem war sie im Moment nicht in der Lage. »Kein Problem«, erklärte sie viel zu leise, weil sie kaum Luft zum Sprechen hatte. »Bis dann, Frank«, brachte sie gerade noch hervor und eilte schnurstracks zur Tür.
Sie spürte weder ihre Beine, noch bemerkte sie die Schachbrettfliesen unter ihren
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