Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
starrte auf den sich langsam drehenden Ventilator an der Decke. Dabei hielt er immer noch Carlys Hand. »Hör zu«, sagte er. »Ich will hier jetzt nicht den Therapeuten spielen, aber … du solltest dir vielleicht wenigstens ein paar gute Bücher zu dem Thema besorgen und sie lesen. Du kannst diese Geschichte nicht einfach weiter verdrängen, verstehst du? Es ist weitaus gesünder, sich damit auseinanderzusetzen. Und es könnte dir wirklich helfen, wenn du ein bisschen mehr über diese Sache weißt.«
»Du meinst also nicht, dass ich mir professionelle Hilfe suchen soll?«, fragte sie überrascht.
Hatte sie den Eindruck bekommen, dass er große Stücke auf Therapien hielt? »Wenn du Lust darauf hast, sicher. Aber das haben die meisten Menschen eben nicht. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich es sicher auch nicht getan. Aber ich war ein Kind und wurde dazu gezwungen. Und es war das Beste, was mir passieren konnte. Aber du bist erwachsen und kannst deine eigenen Entscheidungen treffen. Wenn du zu Anfang erst mal ein bisschen was darüber liest, fühlst du dich bestimmt schon nicht mehr so ganz allein damit.«
» Du sorgst dafür, dass ich mich weniger allein fühle.«
»Das freut mich, Carly«, sagte er und drehte den Kopf, um sie anzusehen. Dann drückte er ihre Hand. »Und ich bin für dich da, wenn du weiter darüber reden möchtest, okay?«
»Okay«, flüsterte Carly, um dann unvermittelt eine Frage anzuschließen. »Bist du vielleicht deshalb Polizist geworden?«
Jake zuckte mit den Schultern. »Ich hatte einfach schon immer das Bedürfnis, Menschen … zu beschützen und ihnen zu helfen.« Er selbst hatte über eine Verbindung zwischen seinen Erlebnissen als Siebenjähriger und seiner Berufswahl noch nie so richtig nachgedacht. Aber jetzt, als sie es erwähnte, klang es gar nicht so abwegig. Manchmal ist es weitaus leichter, andere Menschen zu analysieren als sich selbst. »Insofern … wahrscheinlich schon.«
Jake war nicht nur von dem Gespräch erschöpft, sondern einfach müde, weil es schon so spät war. »Es ist ja jetzt schon mitten in der Nacht«, erklärte er und versuchte, ein kleines Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern. »Wirfst du mich jetzt raus, oder kann ich heute Nacht hier schlafen?« Weil Carlys Reaktionen auf diesen Punkt bisher eher zurückhaltend ausgefallen waren, hatte er noch nicht bei ihr geschlafen. Zwar waren ihre Begegnungen auf geradezu wilde Weise intensiv gewesen, aber irgendwie hatte es auch Momente einer gewissen Distanz zwischen ihnen gegeben. Und zwar die Art von Distanz, die man nicht messen, sondern nur empfinden kann. Doch jetzt, in dieser Nacht, schien sie völlig überwunden zu sein.
Carly schüttelte den Kopf. »Nein, du kannst gerne hierbleiben.«
»Gut.« Zum einen, weil er nicht unbedingt Lust hatte, sich so spät noch aufzuraffen und nach Hause zu fahren. Aber zum anderen auch, weil sein Herz irgendwie … voll von ihr war. Sicher, es war nicht sein Dad oder irgendein Bekannter von ihm gewesen, der ihm wehgetan hatte. Aber dennoch konnte er irgendwie nachempfinden, was sie durchgemacht hatte. Und jetzt ergab auch die ganze Art ihres Kennenlernens mehr Sinn als zuvor.
Das Leben war schon komisch. Wenn Carlys Vater ihr nicht auf diese Weise wehgetan hätte, hätte ich sie niemals kennengelernt. Dann wäre sie jetzt glücklich mit Chuck verheiratet. Ich wäre einfach nur der neue Polizist in der Stadt, und sie wäre einfach nur die hübsche Mrs. Gardner, die den Tortenwettbewerb gewonnen hat. Und sie und ihr Ehemann hätten darüber gelacht, wie viel Geld er hatte ausgeben müssen, um sie davor zu bewahren, die Torte mit Barlow Jones essen zu müssen.
Sie wäre glücklich – und ich hätte niemals dieses unglaubliche Gefühl von Verbundenheit mit ihr erfahren.
Aber … vielleicht spielte all das auch gar keine Rolle, weil er diese starke Verbindung gar nicht spüren würde, wenn sie nicht beide etwas Ähnliches durchgemacht hätten. Jake fragte sich tief im Inneren, ob er nicht schon bei ihrer ersten Begegnung hier in Turnbridge geahnt hatte, dass sie sexuelle Probleme hatte und von jemandem auf diese Weise belästigt worden war. Er hatte wohl einfach keine vorschnellen Schlüsse ziehen und annehmen wollen, dass jeder mit Komplexen irgendwann mal Erfahrungen mit Missbrauch gemacht hatte.
Doch jetzt, da er von ihrer Vergangenheit wusste, fühlte er sich umso verbundener mit ihr. Als ob der hauchdünne Faden der Zuneigung, der in Traverse City zwischen
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