Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
älterer Bruder oder meine Schwester begleiteten mich. Aber an dem Tag waren alle krank und mussten zu Hause bleiben. Eigentlich sollte mich ja ein Nachbar zur Schule bringen, aber ich wartete und wartete, und er kam einfach nicht. Und da mein Dad schon bei der Arbeit war, entschloss ich mich, den großen Jungen zu geben und alleine zur Schule zu gehen. Sie war nur ein paar Straßen entfernt, und der Weg kam mir nicht so schwer vor. Und dann …« Er hielt inne und schluckte. Jake hatte diverse Bilder vor Augen. Der dunkelblaue Parka, den er an diesem Märzmorgen getragen hatte. Die Rillen auf dem Bürgersteig unter seinen Tennisschuhen. Ja, er war abgeklärt. Doch in diesem Moment durchlebte er jenen traurigen Moment, der so großen Einfluss auf sein Leben gehabt hatte, noch einmal neu. »Dann hielt ein grüner Kombi neben mir. Darin saß ein Mann, der mich fragte, ob ich ihm helfen könnte, seinen Hund wiederzufinden.«
Das leise Aufstöhnen aus Carlys Mund verriet ihm, dass dieser ganz bestimmte Trick, der bei Kindesentführungen und Kindesmisshandlungen nur zu oft angewandt wurde, so bekannt war, dass er schon fast einem Klischee glich, und man selbst in kleinen Orten wie Turnbridge davon gehört hatte. Jake schloss einen Moment die Augen. »Mann, wenn ich zurückschaue, dann denke ich nur, wärst du doch … klüger gewesen. Schlau genug und misstrauisch genug, um an das zu denken, was meine Mom und mein Dad mir über den Kontakt zu Fremden gesagt hatten und all das. Aber … ich war nun mal ein Hundenarr, verstehst du? Und der Mann schien irgendwie … nett zu sein.«
Und so erzählte er ihr von dem Tag, an dem dieser Mann, namens Larry Downy, ihn in sein Auto gelockt hatte, mit ihm zu seiner Wohnung gefahren war, ihn mit reingenommen und dort angefasst hatte. Und Jake dann auch noch gezwungen hatte, ihn anzufassen. »Dann brachte er mich ein bisschen verspätet zur Schule und sagte mir, dass er jetzt weiter nach seinem Hund suchen würde – so als wäre nichts passiert.«
»Die einzige Rettung war, dass ich eine wirklich großartige Familie hatte«, fuhr Jake fort. »Eine Familie, die mir beigebracht hatte, dass ich mit allem zu ihnen kommen konnte. Und auch wenn ich total durcheinander war und wegen des Geschehenen eine Scheißangst hatte, erzählte ich meinem Dad davon. Der ging sofort zur Polizei. Es dauerte zwar eine Weile, bis die ihn anhand meiner Erinnerungen an sein Auto und an die Wohnung identifizieren konnten, aber dann fand man heraus, dass er schon einmal wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht gestanden hatte, aber nicht verurteilt worden war. Als man ihn festnehmen wollte, war er verschwunden. Seine Wohnung war eine Absteige. So eine Bude, die man wochenweise mietet. Ich bin sicher, er ist wegen seiner Vergehen an Kindern viel umgezogen. Aber für mich war am wichtigsten, dass meine Mom und mein Dad mir sofort die Hilfe besorgten, die ich brauchte.«
»Was denn für Hilfe?«, fragte Carly.
»Ich bin jahrelang zu einem Therapeuten gegangen. Dr. Jim hieß er.« Sofort schoss ein weiteres Bild in Jakes Kopf. Das Bild eines freundlichen Mannes mit großem Schnurrbart, bei dem er sich sofort wohlgefühlt hatte. »Als Kind war ich sehr oft bei ihm. Später dann weniger.«
»Und was hat Dr. Jim getan, dass es hinterher so viel besser lief?«
Jake dachte zurück und versuchte, Dr. Jims Vorgehensweise in Worte zu fassen. Worte, die ihr vielleicht ebenso helfen könnten wie ihm damals. »Er hat mir vom ersten Moment an klargemacht, dass das Ganze nicht meine Schuld war und dass ich nichts dazu beigetragen hatte, dass es überhaupt dazu kam. Und er hat mir den Unterschied zwischen gesunden und ungesunden sexuellen Reaktionen erklärt. Ja, er hat mich sogar ermutigt, selbst zu entscheiden, wann es richtig ist, meinen sexuellen Bedürfnissen nachzugehen und wann nicht. Letzten Endes habe ich dann für mich entschieden, dass jede Spielart in Ordnung ist, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht und wenn man dabei niemandem wehtut oder ihn gar ausnutzt.«
»Und hast du es geschafft, das zu tun, was du mir geraten hast? Hast du dem Mann vergeben?«
»Dr. Jim hat mir geholfen zu verstehen, dass dem Kerl wahrscheinlich selbst etwas Schreckliches passiert war, was ihn so krank gemacht hat. Das war zwar keine Entschuldigung, aber wenigstens eine Art Erklärung. Das hat geholfen. Ein bisschen jedenfalls. Also ja, ich habe es mehr oder weniger geschafft, ihm zu vergeben.«
Jake legte sich auf den Rücken und
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