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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Noch war alles gut – es war niemand über Abgründe balanciert, von Dächern gesprungen oder brannte. Aber das konnte ja noch kommen.
    Allerdings konnte ich ja schlecht aufspringen und alle warnen – oder überhaupt etwas machen. Mal abgesehen davon, dass es keine Garantie gab, dass es wirkte – es gab auch keine, dass mein Handeln nicht alles noch schlimmer machen würde.
    Da mein Mathelehrer auch in einer anderen Zeitzone zu leben schien, seine Augen waren sogar geschlossen und statt Formeln schrieb er Gedichte an die Tafel, meinte ich nur lapidar, ich müsse einmal auf die Toilette. Damit hatte ich der höflichen Form genüge getan und verließ den Raum. Was nun? Ich entschied mich für Jonahs Klassenraum, doch ein Blick durch das Glasfenster verriet mir, dass auch hier alles einträchtig vor sich hindöste. Tagmahre, Nachtmahre und gewöhnliche Menschen.
    Sollte ich Klaus anrufen?
    Hin- und hergerissen zwischen den Alternativen erinnerte ich mich an meinen Zombietraum. Wenn ich es mir recht überlegte, hatten die weggetretenen Schüler sehr große Ähnlichkeit mit meinen Horrorvisionen. Auf keinen Fall wollte ich herausfinden, was beim Pausenklingeln mit ihnen geschehen würde. Und leider erinnerte ich mich auch daran, was in diesem Traum mit Klaus geschehen war. No way!
    Sekunden vor dem normalen Klingeln entschied ich mich für das einzig Clevere, was mir einfiel: Ich betätigte den Feueralarm.
    Schlagartig gingen im ganzen Gebäude die Sprenkleranlagen los und das durchdringende Geräusch von Sirenen hallte durch die Flure und Zimmer. Beinahe zeitgleich taumelten die ersten Schüler auf den Flur. Mitgenommen, müde, aber wach und bei Sinnen.
    Trotzdem hatte ich bei einigen das Gefühl, noch das Zombie-Weiß in ihren Augen sehen zu können. Aber das war vielleicht meiner überspannten Fantasie geschuldet.
    »Liz?« Jonah zog an meinem Ärmel. »Beeil dich, wir müssen raus hier!«
    Bevor ich meine Füße davon überzeugen konnte, dass sie sich bewegen mussten, hatte mich mein liebster Nachtmahr-Feind schon am Arm gegriffen und schleifte mich halb hinter sich her. Beinahe, als würde er mir das Leben retten und nicht umgekehrt.
    Mit einem Ruck machte ich mich frei, hetzte aber weiter neben ihm nach Draußen. Langsamkeit würde mich nur verdächtig machen – und das letzte, was ich im Moment gebrauchen konnte, war eine Strafe wegen eines scheinbar (also für Menschen) ungerechtfertigten Auslösen des Alarms.
    Kurz darauf schloss Elijah zu uns auf und blieb – wie die Hälfte einer Eskorte – an meiner noch freien Seite.
    Wäre ich auf beide nicht immer noch so unglaublich wütend, hätte ich ihr Verhalten vielleicht sogar niedlich gefunden, schmeichelhaft. So jedoch kochte ich innerlich. Und behielt diese gesunde Wut bei, bis wir auf dem hinteren Teil des Schulhofes angelangt waren. Vor der Schwimmhalle. Hierher hatten sich nur wenige Schüler verirrt und auch diese wenigen waren inzwischen dabei, um das Gebäude herumzugehen, um nach vorne zu gelangen. Wer weiß? Vielleicht waren sie scharf auf Informationen bezüglich des Feuers?
    »Was ist in der Tasche?«, erkundete sich Jonah. Er klang ein wenig außer Atem. Gut! Immerhin einem der »Bösen« konnte ich schon einmal ganz locker durch Weglaufen entkommen.
    »Welche Tasche?« Ich folgte seinem Blick und sah an mir nach unten. Tatsächlich. Ich hatte meine Tasche mitgenommen. Wann hatte ich das denn gemacht?
    Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hob ich sie an und drückte sie ihm in die Arme.
    »Notfallgepäck!«, erklärte ich und weidete mich an seinem verdutzten Blick.
    »Du hast dich also entschieden, uns beiden eine Chance zu geben?«, fragte er schließlich. Die Anspannung auf seinem Gesicht und in seiner Haltung war ebenso deutlich, wie die unterdrückte Hoffnung.
    »Nein, ich habe mich dazu entschlossen, im Fall der Fälle darauf zu vertrauen, dass ich bei euch unterkommen kann.«
    Immerhin hatten beide den Anstand betreten auszusehen. Schwiegen aber. Beide.
    »Ihr schuldet es mir!«, behauptete ich und dachte an die Geheimnisse, an Elijahs Stellung – und an den Nachtmahr der Kategorie 3.
    »Quid pro quo!«, meinte Elijah. Obwohl seine Stimme sanft war, waren seine Worte eine mehr oder weniger gut gemeinte Aufforderung und unterstrichen, wie ernst ihm seine Erpressung war. Ob ich auch so werden würde, wenn es nur eine einzige echte Liebesoption in meiner unmittelbaren Umgebung für mich gab?
    Obwohl ich mir vorgenommen hatte, ruhig und

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